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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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werden
glückseeli-
ger, wenn
sie an
Ver-
nunfft
zuneh-
men.
an Vernunfft und an Einsicht zunehmen.
Besonders, wenn sie die Kräffte ihres Ver-
standes anwenden, das gute recht kennen
zu lernen und von dem bösen zu unterschei-
den, auch durch diese Erkenntniß den Wil-
len auf das Gute lencken.

Nicht eine jede Verbesserung des Verstandes,
und nicht eine jede Einsicht in den Zusammen-
hang der Dinge hat einen Einfluß in unsere
wahre Vollkommenheit und Glückseligkeit; son-
dern nur diejenige, welche gehet auf eine lebendige
Unterscheidung des guten von den bösen. Und
dieses ist die Ursach, warum der gröste Theil der
Gelehrten eben so wenig zu einer wahren Vollkom-
menheit ihres Gemüths gelanget, als die andern
Menschen, welche sich auf die Wissenschafften
nicht geleget. Denn die wenigsten Gelehrten be-
mühen sich eine lebendige Erkenntniß von dem gu-
ten und bösen zu gelanget. Und daher kommt
es, daß man unter ihnen eben sowohl findet Be-
trieger, Hurer, Säuffer, Zäncker, Verleumder,
Neidische, Hochmüthige, als unter denen Unge-
lehrten. Bey diesen unvernünftigen Neigungen
ist ihr Leben eben so mißvergnüget und mühselig
als bey andern, und hilfft ihnen also ihre andere
Einsicht, so sie durch vieles Studiren erhalten,
sehr wenig, und ist mancher Bauer, welcher sei-
nen Verstand auf eine lebendige und fleißige
Vorstellung des guten richtet, weit glückseliger
als jene. Denn wer in guten sucht vernünfftig
zu werden, der gehet von einer Vollkommenheit
zur andern fort, und gelanget immer zu einem
höhern Grad der Glückseligkeit. Denn indem
er das gute sucht und das böse fliehet, wird sein
Vergnügen immer grösser, und sein Gemüth wird

immer





werden
gluͤckſeeli-
ger, wenn
ſie an
Ver-
nunfft
zuneh-
men.
an Vernunfft und an Einſicht zunehmen.
Beſonders, wenn ſie die Kraͤffte ihres Ver-
ſtandes anwenden, das gute recht kennen
zu lernen und von dem boͤſen zu unterſchei-
den, auch durch dieſe Erkenntniß den Wil-
len auf das Gute lencken.

Nicht eine jede Verbeſſerung des Verſtandes,
und nicht eine jede Einſicht in den Zuſammen-
hang der Dinge hat einen Einfluß in unſere
wahre Vollkommenheit und Gluͤckſeligkeit; ſon-
dern nur diejenige, welche gehet auf eine lebendige
Unterſcheidung des guten von den boͤſen. Und
dieſes iſt die Urſach, warum der groͤſte Theil der
Gelehrten eben ſo wenig zu einer wahren Vollkom-
menheit ihres Gemuͤths gelanget, als die andern
Menſchen, welche ſich auf die Wiſſenſchafften
nicht geleget. Denn die wenigſten Gelehrten be-
muͤhen ſich eine lebendige Erkenntniß von dem gu-
ten und boͤſen zu gelanget. Und daher kommt
es, daß man unter ihnen eben ſowohl findet Be-
trieger, Hurer, Saͤuffer, Zaͤncker, Verleumder,
Neidiſche, Hochmuͤthige, als unter denen Unge-
lehrten. Bey dieſen unvernuͤnftigen Neigungen
iſt ihr Leben eben ſo mißvergnuͤget und muͤhſelig
als bey andern, und hilfft ihnen alſo ihre andere
Einſicht, ſo ſie durch vieles Studiren erhalten,
ſehr wenig, und iſt mancher Bauer, welcher ſei-
nen Verſtand auf eine lebendige und fleißige
Vorſtellung des guten richtet, weit gluͤckſeliger
als jene. Denn wer in guten ſucht vernuͤnfftig
zu werden, der gehet von einer Vollkommenheit
zur andern fort, und gelanget immer zu einem
hoͤhern Grad der Gluͤckſeligkeit. Denn indem
er das gute ſucht und das boͤſe fliehet, wird ſein
Vergnuͤgen immer groͤſſer, und ſein Gemuͤth wird

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[30/0066] an Vernunfft und an Einſicht zunehmen. Beſonders, wenn ſie die Kraͤffte ihres Ver- ſtandes anwenden, das gute recht kennen zu lernen und von dem boͤſen zu unterſchei- den, auch durch dieſe Erkenntniß den Wil- len auf das Gute lencken. werden gluͤckſeeli- ger, wenn ſie an Ver- nunfft zuneh- men. Nicht eine jede Verbeſſerung des Verſtandes, und nicht eine jede Einſicht in den Zuſammen- hang der Dinge hat einen Einfluß in unſere wahre Vollkommenheit und Gluͤckſeligkeit; ſon- dern nur diejenige, welche gehet auf eine lebendige Unterſcheidung des guten von den boͤſen. Und dieſes iſt die Urſach, warum der groͤſte Theil der Gelehrten eben ſo wenig zu einer wahren Vollkom- menheit ihres Gemuͤths gelanget, als die andern Menſchen, welche ſich auf die Wiſſenſchafften nicht geleget. Denn die wenigſten Gelehrten be- muͤhen ſich eine lebendige Erkenntniß von dem gu- ten und boͤſen zu gelanget. Und daher kommt es, daß man unter ihnen eben ſowohl findet Be- trieger, Hurer, Saͤuffer, Zaͤncker, Verleumder, Neidiſche, Hochmuͤthige, als unter denen Unge- lehrten. Bey dieſen unvernuͤnftigen Neigungen iſt ihr Leben eben ſo mißvergnuͤget und muͤhſelig als bey andern, und hilfft ihnen alſo ihre andere Einſicht, ſo ſie durch vieles Studiren erhalten, ſehr wenig, und iſt mancher Bauer, welcher ſei- nen Verſtand auf eine lebendige und fleißige Vorſtellung des guten richtet, weit gluͤckſeliger als jene. Denn wer in guten ſucht vernuͤnfftig zu werden, der gehet von einer Vollkommenheit zur andern fort, und gelanget immer zu einem hoͤhern Grad der Gluͤckſeligkeit. Denn indem er das gute ſucht und das boͤſe fliehet, wird ſein Vergnuͤgen immer groͤſſer, und ſein Gemuͤth wird immer

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/66>, abgerufen am 25.11.2024.