Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





und öffnet uns selbige auf eine übernatür-
liche Weise. Andere zu unserm Wol
dienende Wahrheiten können wir zwar
mit unserer Vernunfft einiger massen
erreichen; aber es gehöret vieles Nachsin-
nen und lange Zeit darzu, ehe wir darauf
kommen, oder die Grentzen unserer Ver-
nunfft sind zu enge und verhindern, daß
wir zu keiner völligen Gewißheit gelangen
können. Dahin rechne ich: daß man sei-
nen Feinden vergeben und sie lieben solle,
daß die Seele unsterblich, und nach dem
Tode Straffe und Belohnung zu gewar-
ten habe, und andere, welche doch eine sehr
grosse Würckung in unsere Seele haben.
Und auch hierinnen kommt GOtt unserer
Schwachheit zu Hülffe, und führet uns
durch eine ausserordentliche Offenbahrung
auf dergleichen vortrefliche Wahrheiten.
GOttes Wort ist in dergleichen der Weg-
weiser, welcher unsere Vernunfft auf sol-
che Spuhren bringet, welche sie sonst nicht
gefunden hätte. Denn daß die heilige
Schrifft unsern Philosophis zu gründli-
cher Erkänntniß und Erweisung vieler schö-
ner Wahrheiten Gelegenheit gegeben, ist
wol unläugbar. Ja GOtt thut noch mehr,
er schärfft in seinem Worte auch Lehren

ein,





und oͤffnet uns ſelbige auf eine uͤbernatuͤr-
liche Weiſe. Andere zu unſerm Wol
dienende Wahrheiten koͤnnen wir zwar
mit unſerer Vernunfft einiger maſſen
erreichen; aber es gehoͤret vieles Nachſin-
nen und lange Zeit darzu, ehe wir darauf
kommen, oder die Grentzen unſerer Ver-
nunfft ſind zu enge und verhindern, daß
wir zu keiner voͤlligen Gewißheit gelangen
koͤnnen. Dahin rechne ich: daß man ſei-
nen Feinden vergeben und ſie lieben ſolle,
daß die Seele unſterblich, und nach dem
Tode Straffe und Belohnung zu gewar-
ten habe, und andere, welche doch eine ſehr
groſſe Wuͤrckung in unſere Seele haben.
Und auch hierinnen kommt GOtt unſerer
Schwachheit zu Huͤlffe, und fuͤhret uns
durch eine auſſerordentliche Offenbahrung
auf dergleichen vortrefliche Wahrheiten.
GOttes Wort iſt in dergleichen der Weg-
weiſer, welcher unſere Vernunfft auf ſol-
che Spuhren bringet, welche ſie ſonſt nicht
gefunden haͤtte. Denn daß die heilige
Schrifft unſern Philoſophis zu gruͤndli-
cher Erkaͤnntniß und Erweiſung vieler ſchoͤ-
ner Wahrheiten Gelegenheit gegeben, iſt
wol unlaͤugbar. Ja GOtt thut noch mehr,
er ſchaͤrfft in ſeinem Worte auch Lehren

ein,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0097" n="61"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und o&#x0364;ffnet uns &#x017F;elbige auf eine u&#x0364;bernatu&#x0364;r-<lb/>
liche Wei&#x017F;e. Andere zu un&#x017F;erm Wol<lb/>
dienende Wahrheiten ko&#x0364;nnen wir zwar<lb/>
mit un&#x017F;erer Vernunfft einiger ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
erreichen; aber es geho&#x0364;ret vieles Nach&#x017F;in-<lb/>
nen und lange Zeit darzu, ehe wir darauf<lb/>
kommen, oder die Grentzen un&#x017F;erer Ver-<lb/>
nunfft &#x017F;ind zu enge und verhindern, daß<lb/>
wir zu keiner vo&#x0364;lligen Gewißheit gelangen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Dahin rechne ich: daß man &#x017F;ei-<lb/>
nen Feinden vergeben und &#x017F;ie lieben &#x017F;olle,<lb/>
daß die Seele un&#x017F;terblich, und nach dem<lb/>
Tode Straffe und Belohnung zu gewar-<lb/>
ten habe, und andere, welche doch eine &#x017F;ehr<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Wu&#x0364;rckung in un&#x017F;ere Seele haben.<lb/>
Und auch hierinnen kommt GOtt un&#x017F;erer<lb/>
Schwachheit zu Hu&#x0364;lffe, und fu&#x0364;hret uns<lb/>
durch eine au&#x017F;&#x017F;erordentliche Offenbahrung<lb/>
auf dergleichen vortrefliche Wahrheiten.<lb/>
GOttes Wort i&#x017F;t in dergleichen der Weg-<lb/>
wei&#x017F;er, welcher un&#x017F;ere Vernunfft auf &#x017F;ol-<lb/>
che Spuhren bringet, welche &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nicht<lb/>
gefunden ha&#x0364;tte. Denn daß die heilige<lb/>
Schrifft un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophis</hi> zu gru&#x0364;ndli-<lb/>
cher Erka&#x0364;nntniß und Erwei&#x017F;ung vieler &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ner Wahrheiten Gelegenheit gegeben, i&#x017F;t<lb/>
wol unla&#x0364;ugbar. Ja GOtt thut noch mehr,<lb/>
er &#x017F;cha&#x0364;rfft in &#x017F;einem Worte auch Lehren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0097] und oͤffnet uns ſelbige auf eine uͤbernatuͤr- liche Weiſe. Andere zu unſerm Wol dienende Wahrheiten koͤnnen wir zwar mit unſerer Vernunfft einiger maſſen erreichen; aber es gehoͤret vieles Nachſin- nen und lange Zeit darzu, ehe wir darauf kommen, oder die Grentzen unſerer Ver- nunfft ſind zu enge und verhindern, daß wir zu keiner voͤlligen Gewißheit gelangen koͤnnen. Dahin rechne ich: daß man ſei- nen Feinden vergeben und ſie lieben ſolle, daß die Seele unſterblich, und nach dem Tode Straffe und Belohnung zu gewar- ten habe, und andere, welche doch eine ſehr groſſe Wuͤrckung in unſere Seele haben. Und auch hierinnen kommt GOtt unſerer Schwachheit zu Huͤlffe, und fuͤhret uns durch eine auſſerordentliche Offenbahrung auf dergleichen vortrefliche Wahrheiten. GOttes Wort iſt in dergleichen der Weg- weiſer, welcher unſere Vernunfft auf ſol- che Spuhren bringet, welche ſie ſonſt nicht gefunden haͤtte. Denn daß die heilige Schrifft unſern Philoſophis zu gruͤndli- cher Erkaͤnntniß und Erweiſung vieler ſchoͤ- ner Wahrheiten Gelegenheit gegeben, iſt wol unlaͤugbar. Ja GOtt thut noch mehr, er ſchaͤrfft in ſeinem Worte auch Lehren ein,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/97
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/97>, abgerufen am 14.05.2024.