Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.tzen zu können, sich so viel möglich in die betrübten Umstände setzen, darinne es eh- mals gewesen. Sollte wohl ein in etwas vernünftiger Sclav, der von den Engel- ländern aus Africa und Madagascar nach America geführet und zu der elendesten Le- bens-Art verkauft wird, wenn er die präch- tigen Weissagungen von der Glückseligkeit des Volckes GOttes läse oder hörete, nicht glauben, daß selbige bey den Christen ihre völlige Erfüllung erhalten? Wir wissen die Vorzüge besserer Zeiten nicht eher recht zu erkennen, als wenn wir in recht elende Zeiten gesetzt werden. Wenn derowegen ein Verehrer GOttes aus der Babyloni- schen Gefangenschafft, oder unter der Ty- ranney eines Antiochus Epiphanes die letz- tere Glückseligkeit des Volckes GOttes in diesem und jenem grossen Reiche in der Ferne siehet, so kommt ihm der Glantz so ausnehmend vor, wie er in den Propheten beschrieben wird. Drittens ist es nicht unmöglich, daß die Glückseligkeit des Vol- ckes, so den lebendigen GOtt bekennet, noch in einem und andern mit der Zeit höher steige. Wir wissen nicht genau, was für grosse Veränderungen der HErr auf die- sem
tzen zu koͤnnen, ſich ſo viel moͤglich in die betruͤbten Umſtaͤnde ſetzen, darinne es eh- mals geweſen. Sollte wohl ein in etwas vernuͤnftiger Sclav, der von den Engel- laͤndern aus Africa und Madagaſcar nach America gefuͤhret und zu der elendeſten Le- bens-Art verkauft wird, wenn er die praͤch- tigen Weiſſagungen von der Gluͤckſeligkeit des Volckes GOttes laͤſe oder hoͤrete, nicht glauben, daß ſelbige bey den Chriſten ihre voͤllige Erfuͤllung erhalten? Wir wiſſen die Vorzuͤge beſſerer Zeiten nicht eher recht zu erkennen, als wenn wir in recht elende Zeiten geſetzt werden. Wenn derowegen ein Verehrer GOttes aus der Babyloni- ſchen Gefangenſchafft, oder unter der Ty- ranney eines Antiochus Epiphanes die letz- tere Gluͤckſeligkeit des Volckes GOttes in dieſem und jenem groſſen Reiche in der Ferne ſiehet, ſo kommt ihm der Glantz ſo ausnehmend vor, wie er in den Propheten beſchrieben wird. Drittens iſt es nicht unmoͤglich, daß die Gluͤckſeligkeit des Vol- ckes, ſo den lebendigen GOtt bekennet, noch in einem und andern mit der Zeit hoͤher ſteige. Wir wiſſen nicht genau, was fuͤr groſſe Veraͤnderungen der HErr auf die- ſem
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tzen zu koͤnnen, ſich ſo viel moͤglich in die
betruͤbten Umſtaͤnde ſetzen, darinne es eh-
mals geweſen. Sollte wohl ein in etwas
vernuͤnftiger Sclav, der von den Engel-
laͤndern aus Africa und Madagaſcar nach
America gefuͤhret und zu der elendeſten Le-
bens-Art verkauft wird, wenn er die praͤch-
tigen Weiſſagungen von der Gluͤckſeligkeit
des Volckes GOttes laͤſe oder hoͤrete, nicht
glauben, daß ſelbige bey den Chriſten ihre
voͤllige Erfuͤllung erhalten? Wir wiſſen
die Vorzuͤge beſſerer Zeiten nicht eher recht
zu erkennen, als wenn wir in recht elende
Zeiten geſetzt werden. Wenn derowegen
ein Verehrer GOttes aus der Babyloni-
ſchen Gefangenſchafft, oder unter der Ty-
ranney eines Antiochus Epiphanes die letz-
tere Gluͤckſeligkeit des Volckes GOttes in
dieſem und jenem groſſen Reiche in der
Ferne ſiehet, ſo kommt ihm der Glantz ſo
ausnehmend vor, wie er in den Propheten
beſchrieben wird. Drittens iſt es nicht
unmoͤglich, daß die Gluͤckſeligkeit des Vol-
ckes, ſo den lebendigen GOtt bekennet, noch
in einem und andern mit der Zeit hoͤher
ſteige. Wir wiſſen nicht genau, was fuͤr
groſſe Veraͤnderungen der HErr auf die-
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