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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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GOttes um sein Volck.) Die alten Ju-
den haben solches von dem Meßias erklä-
ret. Einige von den neuern aber wollen
es auf den Hiskias ziehen. Grotius
meinet auch, daß es einiger Massen von
demselben könne erkläret werden. Allein
wer diese Worte ohne Vorurtheil ansiehet,
wird sie viel prächtiger finden, als daß sie
den Hiskias und dessen Regierung bezeich-
nen sollten.

David ist ein grösserer König gewesen,
wie Hiskias, wo finden wir aber eine sol-
che Beschreibung von ihm? Clericus
findet sich derowegen hier abermals genö-
thiget, von dem Grotius abzugehen. Denn
findet man auch etwas Aehnliches von die-
ser Beschreibung, wenn Jesaias unten
Cap. 36. 37. 38. 39. so weitläuftig von His-
kias schreibet? Gewiß keinesweges. Hat
denn ferner Hiskias sein Reich mercklich
erweitert? Jst er nicht bloß König über
Juda gewesen? Hat ferner sein Regiment
und die Gerechtigkeit, und der Gottesdienst,
welche er verbessert, eine so lange Zeit ge-
dauret, daß die Zeit davon durch diejenige
Formel könne angedeutet werden, welche
die Hebräer gebrauchen, wenn sie entwe-

der
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GOttes um ſein Volck.) Die alten Ju-
den haben ſolches von dem Meßias erklaͤ-
ret. Einige von den neuern aber wollen
es auf den Hiskias ziehen. Grotius
meinet auch, daß es einiger Maſſen von
demſelben koͤnne erklaͤret werden. Allein
wer dieſe Worte ohne Vorurtheil anſiehet,
wird ſie viel praͤchtiger finden, als daß ſie
den Hiskias und deſſen Regierung bezeich-
nen ſollten.

David iſt ein groͤſſerer Koͤnig geweſen,
wie Hiskias, wo finden wir aber eine ſol-
che Beſchreibung von ihm? Clericus
findet ſich derowegen hier abermals genoͤ-
thiget, von dem Grotius abzugehen. Denn
findet man auch etwas Aehnliches von die-
ſer Beſchreibung, wenn Jeſaias unten
Cap. 36. 37. 38. 39. ſo weitlaͤuftig von His-
kias ſchreibet? Gewiß keinesweges. Hat
denn ferner Hiskias ſein Reich mercklich
erweitert? Jſt er nicht bloß Koͤnig uͤber
Juda geweſen? Hat ferner ſein Regiment
und die Gerechtigkeit, und der Gottesdienſt,
welche er verbeſſert, eine ſo lange Zeit ge-
dauret, daß die Zeit davon durch diejenige
Formel koͤnne angedeutet werden, welche
die Hebraͤer gebrauchen, wenn ſie entwe-

der
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[119/0137] GOttes um ſein Volck.) Die alten Ju- den haben ſolches von dem Meßias erklaͤ- ret. Einige von den neuern aber wollen es auf den Hiskias ziehen. Grotius meinet auch, daß es einiger Maſſen von demſelben koͤnne erklaͤret werden. Allein wer dieſe Worte ohne Vorurtheil anſiehet, wird ſie viel praͤchtiger finden, als daß ſie den Hiskias und deſſen Regierung bezeich- nen ſollten. David iſt ein groͤſſerer Koͤnig geweſen, wie Hiskias, wo finden wir aber eine ſol- che Beſchreibung von ihm? Clericus findet ſich derowegen hier abermals genoͤ- thiget, von dem Grotius abzugehen. Denn findet man auch etwas Aehnliches von die- ſer Beſchreibung, wenn Jeſaias unten Cap. 36. 37. 38. 39. ſo weitlaͤuftig von His- kias ſchreibet? Gewiß keinesweges. Hat denn ferner Hiskias ſein Reich mercklich erweitert? Jſt er nicht bloß Koͤnig uͤber Juda geweſen? Hat ferner ſein Regiment und die Gerechtigkeit, und der Gottesdienſt, welche er verbeſſert, eine ſo lange Zeit ge- dauret, daß die Zeit davon durch diejenige Formel koͤnne angedeutet werden, welche die Hebraͤer gebrauchen, wenn ſie entwe- der H 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/137>, abgerufen am 21.11.2024.