Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



und findet sich in dieser Anzahl ein Ueber-
schuß von vier und neuntzig Knaben. (*)
Hiebey bemercke noch folgendes: Alle diese
Kinder haben nach einer königlichen Ver-
ordnung, so vor einigen Jahren heraus
kommen ist, das vierzehnte Jahr schon gantz,
oder bis auf einige wenige Wochen zurück
gelegt. Ferner habe ich bey so wenigen
Jahren unter siebenzehn Dörfern nur drey
gefunden, wo einiger Ueberschuß an Mäd-
gen gewesen. Litten es meine Umstände
umher zu reisen, und an diesen Orten nur
zehn- jährige Listen zu sammlen, vielleicht
würde sichs zeigen, daß an allen eintzelen
Orten binnen so vieler Zeit ein Ueberschuß
an Knaben entstünde, obgleich einige Ge-
meinden so klein, daß jährlich nur vier, bis
neun Kinder daraus confirmiret werden.
Von der Gemeinde, bey welcher mein ge-
liebter Vater in die fünf und dreyßig Jahr
als Prediger stehet, und die in diese Jnspe-
ction gehöret, und jährlich etwa vier, bis
zehn Kinder zur Confirmation darstellet,
kan dieses versichern, daß in derselben sich
alle zehn Jahr ein mercklicher Ueberschuß
von Knaben findet. Wir finden in der
Natur, daß bey den Dingen von einerley

innern
(*) Es ist dieser Ueberschuß von Knaben sehr
groß. Es ist aber die Anzahl der Jahre, dar-
aus sie genommen sind, sehr gering, und
wenn ich also die Listen von mehrern Jahren
hätte, würde dieser gar grosse Ueberschuß
schon geringer werden. Er würde vermuth-
lich kleiner seyn, wenn von einem jeden obi-
ger siebenzehn Dörfer die Listen von acht Jah-
ren bekommen können, da von manchem nur
zwey, drey und vierjährige Listen gehabt.
K 5



und findet ſich in dieſer Anzahl ein Ueber-
ſchuß von vier und neuntzig Knaben. (*)
Hiebey bemercke noch folgendes: Alle dieſe
Kinder haben nach einer koͤniglichen Ver-
ordnung, ſo vor einigen Jahren heraus
kommen iſt, das vierzehnte Jahr ſchon gantz,
oder bis auf einige wenige Wochen zuruͤck
gelegt. Ferner habe ich bey ſo wenigen
Jahren unter ſiebenzehn Doͤrfern nur drey
gefunden, wo einiger Ueberſchuß an Maͤd-
gen geweſen. Litten es meine Umſtaͤnde
umher zu reiſen, und an dieſen Orten nur
zehn- jaͤhrige Liſten zu ſammlen, vielleicht
wuͤrde ſichs zeigen, daß an allen eintzelen
Orten binnen ſo vieler Zeit ein Ueberſchuß
an Knaben entſtuͤnde, obgleich einige Ge-
meinden ſo klein, daß jaͤhrlich nur vier, bis
neun Kinder daraus confirmiret werden.
Von der Gemeinde, bey welcher mein ge-
liebter Vater in die fuͤnf und dreyßig Jahr
als Prediger ſtehet, und die in dieſe Jnſpe-
ction gehoͤret, und jaͤhrlich etwa vier, bis
zehn Kinder zur Confirmation darſtellet,
kan dieſes verſichern, daß in derſelben ſich
alle zehn Jahr ein mercklicher Ueberſchuß
von Knaben findet. Wir finden in der
Natur, daß bey den Dingen von einerley

innern
(*) Es iſt dieſer Ueberſchuß von Knaben ſehr
groß. Es iſt aber die Anzahl der Jahre, dar-
aus ſie genommen ſind, ſehr gering, und
wenn ich alſo die Liſten von mehrern Jahren
haͤtte, wuͤrde dieſer gar groſſe Ueberſchuß
ſchon geringer werden. Er wuͤrde vermuth-
lich kleiner ſeyn, wenn von einem jeden obi-
ger ſiebenzehn Doͤrfer die Liſten von acht Jah-
ren bekommen koͤnnen, da von manchem nur
zwey, drey und vierjaͤhrige Liſten gehabt.
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0171" n="153"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und findet &#x017F;ich in die&#x017F;er Anzahl ein Ueber-<lb/>
&#x017F;chuß von vier und neuntzig Knaben. <note place="foot" n="(*)">Es i&#x017F;t die&#x017F;er Ueber&#x017F;chuß von Knaben &#x017F;ehr<lb/>
groß. Es i&#x017F;t aber die Anzahl der Jahre, dar-<lb/>
aus &#x017F;ie genommen &#x017F;ind, &#x017F;ehr gering, und<lb/>
wenn ich al&#x017F;o die Li&#x017F;ten von mehrern Jahren<lb/>
ha&#x0364;tte, wu&#x0364;rde die&#x017F;er gar gro&#x017F;&#x017F;e Ueber&#x017F;chuß<lb/>
&#x017F;chon geringer werden. Er wu&#x0364;rde vermuth-<lb/>
lich kleiner &#x017F;eyn, wenn von einem jeden obi-<lb/>
ger &#x017F;iebenzehn Do&#x0364;rfer die Li&#x017F;ten von acht Jah-<lb/>
ren bekommen ko&#x0364;nnen, da von manchem nur<lb/>
zwey, drey und vierja&#x0364;hrige Li&#x017F;ten gehabt.</note><lb/>
Hiebey bemercke noch folgendes: Alle die&#x017F;e<lb/>
Kinder haben nach einer ko&#x0364;niglichen Ver-<lb/>
ordnung, &#x017F;o vor einigen Jahren heraus<lb/>
kommen i&#x017F;t, das vierzehnte Jahr &#x017F;chon gantz,<lb/>
oder bis auf einige wenige Wochen zuru&#x0364;ck<lb/>
gelegt. Ferner habe ich bey &#x017F;o wenigen<lb/>
Jahren unter &#x017F;iebenzehn Do&#x0364;rfern nur drey<lb/>
gefunden, wo einiger Ueber&#x017F;chuß an Ma&#x0364;d-<lb/>
gen gewe&#x017F;en. Litten es meine Um&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
umher zu rei&#x017F;en, und an die&#x017F;en Orten nur<lb/>
zehn- ja&#x0364;hrige Li&#x017F;ten zu &#x017F;ammlen, vielleicht<lb/>
wu&#x0364;rde &#x017F;ichs zeigen, daß an allen eintzelen<lb/>
Orten binnen &#x017F;o vieler Zeit ein Ueber&#x017F;chuß<lb/>
an Knaben ent&#x017F;tu&#x0364;nde, obgleich einige Ge-<lb/>
meinden &#x017F;o klein, daß ja&#x0364;hrlich nur vier, bis<lb/>
neun Kinder daraus confirmiret werden.<lb/>
Von der Gemeinde, bey welcher mein ge-<lb/>
liebter Vater in die fu&#x0364;nf und dreyßig Jahr<lb/>
als Prediger &#x017F;tehet, und die in die&#x017F;e Jn&#x017F;pe-<lb/>
ction geho&#x0364;ret, und ja&#x0364;hrlich etwa vier, bis<lb/>
zehn Kinder zur Confirmation dar&#x017F;tellet,<lb/>
kan die&#x017F;es ver&#x017F;ichern, daß in der&#x017F;elben &#x017F;ich<lb/>
alle zehn Jahr ein mercklicher Ueber&#x017F;chuß<lb/>
von Knaben findet. Wir finden in der<lb/>
Natur, daß bey den Dingen von einerley<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">innern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0171] und findet ſich in dieſer Anzahl ein Ueber- ſchuß von vier und neuntzig Knaben. (*) Hiebey bemercke noch folgendes: Alle dieſe Kinder haben nach einer koͤniglichen Ver- ordnung, ſo vor einigen Jahren heraus kommen iſt, das vierzehnte Jahr ſchon gantz, oder bis auf einige wenige Wochen zuruͤck gelegt. Ferner habe ich bey ſo wenigen Jahren unter ſiebenzehn Doͤrfern nur drey gefunden, wo einiger Ueberſchuß an Maͤd- gen geweſen. Litten es meine Umſtaͤnde umher zu reiſen, und an dieſen Orten nur zehn- jaͤhrige Liſten zu ſammlen, vielleicht wuͤrde ſichs zeigen, daß an allen eintzelen Orten binnen ſo vieler Zeit ein Ueberſchuß an Knaben entſtuͤnde, obgleich einige Ge- meinden ſo klein, daß jaͤhrlich nur vier, bis neun Kinder daraus confirmiret werden. Von der Gemeinde, bey welcher mein ge- liebter Vater in die fuͤnf und dreyßig Jahr als Prediger ſtehet, und die in dieſe Jnſpe- ction gehoͤret, und jaͤhrlich etwa vier, bis zehn Kinder zur Confirmation darſtellet, kan dieſes verſichern, daß in derſelben ſich alle zehn Jahr ein mercklicher Ueberſchuß von Knaben findet. Wir finden in der Natur, daß bey den Dingen von einerley innern (*) Es iſt dieſer Ueberſchuß von Knaben ſehr groß. Es iſt aber die Anzahl der Jahre, dar- aus ſie genommen ſind, ſehr gering, und wenn ich alſo die Liſten von mehrern Jahren haͤtte, wuͤrde dieſer gar groſſe Ueberſchuß ſchon geringer werden. Er wuͤrde vermuth- lich kleiner ſeyn, wenn von einem jeden obi- ger ſiebenzehn Doͤrfer die Liſten von acht Jah- ren bekommen koͤnnen, da von manchem nur zwey, drey und vierjaͤhrige Liſten gehabt. K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/171
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/171>, abgerufen am 21.11.2024.