Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



"capricieusen oder auch einer Frau von kal-
"ter Natur nicht allenthalben nachgehen
"kan, ohne welches doch das Gebot eines
"Richters zu Wasser und der Beyschlaf
"auf Seiten des Mannes unerträglich
"wird. Wie offt geräth eine Frau in lang-
"wierige Kranckheiten, wodurch sie zum
"Beyschlaf, zum wenigsten auf eine gerau-
"me Zeit, ungeschickt wird? Wie vielmal
"wird eine Frau durch die Geburth so übel
"zugerichtet, daß sie nicht mehr Kinder zu
"zeugen tauglich ist? Was giebt es nicht
"vor vielfältige Casus, da es ein Eckel ist,
"einer Frauen ferner beyzuwohnen? Was
"gehet nicht vor Zeit durch die hohe
"Schwangerschafft sechs Wochen und
"Menses ab? Wo soll da ein vollblütiger
"Mann hinaus?" Gewiß ein unglück-
licher Mann, der mit einer halben Ver-
zweiffelung diese Frage aufwerffen muß!
Jch könnte viel darauf antworten. Jch
will aber vorjetzt dieser Frage nur andere
entgegen setzen. Wenn mir selbige je-
mand mit gehörigen Gründen beantwortet,
so will ich auf die obige auch Antwort geben.
Was soll denn in allen oberwehnten Fällen
ein vollblütiger Mann machen, der arm ist,

und



„capricieuſen oder auch einer Frau von kal-
„ter Natur nicht allenthalben nachgehen
„kan, ohne welches doch das Gebot eines
„Richters zu Waſſer und der Beyſchlaf
„auf Seiten des Mannes unertraͤglich
„wird. Wie offt geraͤth eine Frau in lang-
„wierige Kranckheiten, wodurch ſie zum
„Beyſchlaf, zum wenigſten auf eine gerau-
„me Zeit, ungeſchickt wird? Wie vielmal
„wird eine Frau durch die Geburth ſo uͤbel
„zugerichtet, daß ſie nicht mehr Kinder zu
„zeugen tauglich iſt? Was giebt es nicht
„vor vielfaͤltige Caſus, da es ein Eckel iſt,
„einer Frauen ferner beyzuwohnen? Was
„gehet nicht vor Zeit durch die hohe
„Schwangerſchafft ſechs Wochen und
„Menſes ab? Wo ſoll da ein vollbluͤtiger
„Mann hinaus?‟ Gewiß ein ungluͤck-
licher Mann, der mit einer halben Ver-
zweiffelung dieſe Frage aufwerffen muß!
Jch koͤnnte viel darauf antworten. Jch
will aber vorjetzt dieſer Frage nur andere
entgegen ſetzen. Wenn mir ſelbige je-
mand mit gehoͤrigen Gruͤnden beantwortet,
ſo will ich auf die obige auch Antwort geben.
Was ſoll denn in allen oberwehnten Faͤllen
ein vollbluͤtiger Mann machen, der arm iſt,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0192" n="174"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201E;capricieu&#x017F;en oder auch einer Frau von kal-<lb/>
&#x201E;ter Natur nicht allenthalben nachgehen<lb/>
&#x201E;kan, ohne welches doch das Gebot eines<lb/>
&#x201E;Richters zu Wa&#x017F;&#x017F;er und der Bey&#x017F;chlaf<lb/>
&#x201E;auf Seiten des Mannes unertra&#x0364;glich<lb/>
&#x201E;wird. Wie offt gera&#x0364;th eine Frau in lang-<lb/>
&#x201E;wierige Kranckheiten, wodurch &#x017F;ie zum<lb/>
&#x201E;Bey&#x017F;chlaf, zum wenig&#x017F;ten auf eine gerau-<lb/>
&#x201E;me Zeit, unge&#x017F;chickt wird? Wie vielmal<lb/>
&#x201E;wird eine Frau durch die Geburth &#x017F;o u&#x0364;bel<lb/>
&#x201E;zugerichtet, daß &#x017F;ie nicht mehr Kinder zu<lb/>
&#x201E;zeugen tauglich i&#x017F;t? Was giebt es nicht<lb/>
&#x201E;vor vielfa&#x0364;ltige <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;us,</hi> da es ein Eckel i&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;einer Frauen ferner beyzuwohnen? Was<lb/>
&#x201E;gehet nicht vor Zeit durch die hohe<lb/>
&#x201E;Schwanger&#x017F;chafft &#x017F;echs Wochen und<lb/>
&#x201E;Men&#x017F;es ab? Wo &#x017F;oll da ein vollblu&#x0364;tiger<lb/>
&#x201E;Mann hinaus?&#x201F; Gewiß ein unglu&#x0364;ck-<lb/>
licher Mann, der mit einer halben Ver-<lb/>
zweiffelung die&#x017F;e Frage aufwerffen muß!<lb/>
Jch ko&#x0364;nnte viel darauf antworten. Jch<lb/>
will aber vorjetzt die&#x017F;er Frage nur andere<lb/>
entgegen &#x017F;etzen. Wenn mir &#x017F;elbige je-<lb/>
mand mit geho&#x0364;rigen Gru&#x0364;nden beantwortet,<lb/>
&#x017F;o will ich auf die obige auch Antwort geben.<lb/>
Was &#x017F;oll denn in allen oberwehnten Fa&#x0364;llen<lb/>
ein vollblu&#x0364;tiger Mann machen, der arm i&#x017F;t,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0192] „capricieuſen oder auch einer Frau von kal- „ter Natur nicht allenthalben nachgehen „kan, ohne welches doch das Gebot eines „Richters zu Waſſer und der Beyſchlaf „auf Seiten des Mannes unertraͤglich „wird. Wie offt geraͤth eine Frau in lang- „wierige Kranckheiten, wodurch ſie zum „Beyſchlaf, zum wenigſten auf eine gerau- „me Zeit, ungeſchickt wird? Wie vielmal „wird eine Frau durch die Geburth ſo uͤbel „zugerichtet, daß ſie nicht mehr Kinder zu „zeugen tauglich iſt? Was giebt es nicht „vor vielfaͤltige Caſus, da es ein Eckel iſt, „einer Frauen ferner beyzuwohnen? Was „gehet nicht vor Zeit durch die hohe „Schwangerſchafft ſechs Wochen und „Menſes ab? Wo ſoll da ein vollbluͤtiger „Mann hinaus?‟ Gewiß ein ungluͤck- licher Mann, der mit einer halben Ver- zweiffelung dieſe Frage aufwerffen muß! Jch koͤnnte viel darauf antworten. Jch will aber vorjetzt dieſer Frage nur andere entgegen ſetzen. Wenn mir ſelbige je- mand mit gehoͤrigen Gruͤnden beantwortet, ſo will ich auf die obige auch Antwort geben. Was ſoll denn in allen oberwehnten Faͤllen ein vollbluͤtiger Mann machen, der arm iſt, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/192
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/192>, abgerufen am 21.11.2024.