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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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"des Hellesponts hatten, ausstehen müssen,
"hernach mit dem Guten des Landes zu sehr
"erfülleten. Eine grössere Flotte und Ar-
"mee war in Occident kaum zu einer Expe-
"dition an Tag kommen, als des Hamil-
"cars seine wider Sicilien. Auch war
"wohl nie keine grössere Armee unter der
"Sonnen auf die Beine gestellet worden,
"als die, mit welcher Xerxes in Griechen-
"land fiel, und dennoch wurde alle diese
"grosse Macht durch die geschwächet, ge-
"schlagen und hingerichtet, welche, wenn
"man die Armeen von beyden Seiten ge-
"gen einander hält, an Zahl und Macht
"kaum eine Hand voll Menschen gegen sie
"heissen möchte, und hiedurch wurde ein
"deutlich Exempel gegeben, daß der Hoch-
"muth der Menschen Anschläge machen
"möge, wie er immer wolle, oder die Macht
"der Menschen es auszuführen gedencken
"könne, die Providentz und Fürsehung
"GOttes doch allezeit die Welt regiere,
"und alles den Weg lencke, der ihm ge-
"fällig ist. (*)

(*) Jch habe diese Geschichte so weitläuftig und
mit ihren Umständen hieher gesetzet, damit
man von ihrer Glaubwürdigkeit desto ehen-
der überführet werde. Und wenn dieselbe
dennoch
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„des Helleſponts hatten, ausſtehen muͤſſen,
„hernach mit dem Guten des Landes zu ſehr
„erfuͤlleten. Eine groͤſſere Flotte und Ar-
„mee war in Occident kaum zu einer Expe-
„dition an Tag kommen, als des Hamil-
„cars ſeine wider Sicilien. Auch war
„wohl nie keine groͤſſere Armee unter der
„Sonnen auf die Beine geſtellet worden,
„als die, mit welcher Xerxes in Griechen-
„land fiel, und dennoch wurde alle dieſe
„groſſe Macht durch die geſchwaͤchet, ge-
„ſchlagen und hingerichtet, welche, wenn
„man die Armeen von beyden Seiten ge-
„gen einander haͤlt, an Zahl und Macht
„kaum eine Hand voll Menſchen gegen ſie
„heiſſen moͤchte, und hiedurch wurde ein
„deutlich Exempel gegeben, daß der Hoch-
„muth der Menſchen Anſchlaͤge machen
„moͤge, wie er immer wolle, oder die Macht
„der Menſchen es auszufuͤhren gedencken
„koͤnne, die Providentz und Fuͤrſehung
„GOttes doch allezeit die Welt regiere,
„und alles den Weg lencke, der ihm ge-
„faͤllig iſt. (*)

(*) Jch habe dieſe Geſchichte ſo weitlaͤuftig und
mit ihren Umſtaͤnden hieher geſetzet, damit
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[211/0229] „des Helleſponts hatten, ausſtehen muͤſſen, „hernach mit dem Guten des Landes zu ſehr „erfuͤlleten. Eine groͤſſere Flotte und Ar- „mee war in Occident kaum zu einer Expe- „dition an Tag kommen, als des Hamil- „cars ſeine wider Sicilien. Auch war „wohl nie keine groͤſſere Armee unter der „Sonnen auf die Beine geſtellet worden, „als die, mit welcher Xerxes in Griechen- „land fiel, und dennoch wurde alle dieſe „groſſe Macht durch die geſchwaͤchet, ge- „ſchlagen und hingerichtet, welche, wenn „man die Armeen von beyden Seiten ge- „gen einander haͤlt, an Zahl und Macht „kaum eine Hand voll Menſchen gegen ſie „heiſſen moͤchte, und hiedurch wurde ein „deutlich Exempel gegeben, daß der Hoch- „muth der Menſchen Anſchlaͤge machen „moͤge, wie er immer wolle, oder die Macht „der Menſchen es auszufuͤhren gedencken „koͤnne, die Providentz und Fuͤrſehung „GOttes doch allezeit die Welt regiere, „und alles den Weg lencke, der ihm ge- „faͤllig iſt. (*) (*) Jch habe dieſe Geſchichte ſo weitlaͤuftig und mit ihren Umſtaͤnden hieher geſetzet, damit man von ihrer Glaubwuͤrdigkeit deſto ehen- der uͤberfuͤhret werde. Und wenn dieſelbe dennoch O 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/229>, abgerufen am 26.11.2024.