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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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Dieses erforderte aber die Klugheit bey
Pflantzung und Ausbreitung der Lehre
JEsu, damit selbige auf keine Weise den
Schein haben möchte, als verachtete sie die
Majestäten und stöhrte die äusserliche Ru-
he. Und hieraus deucht uns, könne auch
erkläret werden, warum die Apostel wider
die Vielweiberey nicht eben so geeiffert,
als gegen die Hurerey, Völlerey u. d. g.
Die Vielweiberey fand nur unter einigen
Vornehmen Statt. Diese waren ohne-
dem grösten Theils ja damahls fast über-
all von dem Reiche Christi ungemein weit
entfernt, und die Bothen des Heilandes
fanden wenig Eingang bey denselben. Jhre
Lehre war ihnen vielmehr sehr verhaßt, und
man suchte ihnen mit Banden, Schwerdt,
und Feuer den Mund zu stopfen. Hätten
nun die Apostel wider etwas geeiffert, so
den Vornehmen nur allein angegangen, so
würde man solches aus einer Rachbegier-
de hergeleitet und sie zu Aufwieglern ge-
macht haben. Es war derowegen damahls
überhaupt besser, wider die Obern und Vor-
nehmsten insbesondere nicht zu reden, und
folglich war es auch besser von der Viel-
weiberey nur anzuzeigen, daß sie unter den

Christen



Dieſes erforderte aber die Klugheit bey
Pflantzung und Ausbreitung der Lehre
JEſu, damit ſelbige auf keine Weiſe den
Schein haben moͤchte, als verachtete ſie die
Majeſtaͤten und ſtoͤhrte die aͤuſſerliche Ru-
he. Und hieraus deucht uns, koͤnne auch
erklaͤret werden, warum die Apoſtel wider
die Vielweiberey nicht eben ſo geeiffert,
als gegen die Hurerey, Voͤllerey u. d. g.
Die Vielweiberey fand nur unter einigen
Vornehmen Statt. Dieſe waren ohne-
dem groͤſten Theils ja damahls faſt uͤber-
all von dem Reiche Chriſti ungemein weit
entfernt, und die Bothen des Heilandes
fanden wenig Eingang bey denſelben. Jhre
Lehre war ihnen vielmehr ſehr verhaßt, und
man ſuchte ihnen mit Banden, Schwerdt,
und Feuer den Mund zu ſtopfen. Haͤtten
nun die Apoſtel wider etwas geeiffert, ſo
den Vornehmen nur allein angegangen, ſo
wuͤrde man ſolches aus einer Rachbegier-
de hergeleitet und ſie zu Aufwieglern ge-
macht haben. Es war derowegen damahls
uͤberhaupt beſſer, wider die Obern und Vor-
nehmſten insbeſondere nicht zu reden, und
folglich war es auch beſſer von der Viel-
weiberey nur anzuzeigen, daß ſie unter den

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[221/0239] Dieſes erforderte aber die Klugheit bey Pflantzung und Ausbreitung der Lehre JEſu, damit ſelbige auf keine Weiſe den Schein haben moͤchte, als verachtete ſie die Majeſtaͤten und ſtoͤhrte die aͤuſſerliche Ru- he. Und hieraus deucht uns, koͤnne auch erklaͤret werden, warum die Apoſtel wider die Vielweiberey nicht eben ſo geeiffert, als gegen die Hurerey, Voͤllerey u. d. g. Die Vielweiberey fand nur unter einigen Vornehmen Statt. Dieſe waren ohne- dem groͤſten Theils ja damahls faſt uͤber- all von dem Reiche Chriſti ungemein weit entfernt, und die Bothen des Heilandes fanden wenig Eingang bey denſelben. Jhre Lehre war ihnen vielmehr ſehr verhaßt, und man ſuchte ihnen mit Banden, Schwerdt, und Feuer den Mund zu ſtopfen. Haͤtten nun die Apoſtel wider etwas geeiffert, ſo den Vornehmen nur allein angegangen, ſo wuͤrde man ſolches aus einer Rachbegier- de hergeleitet und ſie zu Aufwieglern ge- macht haben. Es war derowegen damahls uͤberhaupt beſſer, wider die Obern und Vor- nehmſten insbeſondere nicht zu reden, und folglich war es auch beſſer von der Viel- weiberey nur anzuzeigen, daß ſie unter den Chriſten

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/239>, abgerufen am 09.11.2024.