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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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biges in die zärtlichsten Bewegungen. Jch
muthmasse daher, daß in der Vorstellung,
dieses ist von dir gezeuget, die Krafft
lieget, welche bey den Eltern eine so grosse
Neigung gegen die Kinder würcket oder
vielmehr in Bewegung bringet. Jch wer-
de hierinne dadurch bestärcket, daß wenn
jemand unwissend eine untreue Frau hat,
er ein Kind, das von einem andern gezeu-
get, eben so sehr liebet, als diejenigen, so
ihm wahrhaftig zugehören. Was erwe-
cket diese Liebe? Die Vorstellung: Dieses
ist dein Kind.
Auch die Thiere kan man
auf solche Weise hintergehen. Wenn
zween Schaafe zugleich lammen, und man
verwechselt die Lämmer sogleich nach der
Geburt, so nimmt ein jedes das fremde
Lamm, als das Seinige an. Hieraus ist
klar, daß es auch bey den Thieren auf die
Vorstellung ankommt: Dieses ist von
dir gezeuget,
es mag nun diese Vorstel-
lung so klar oder so dunckel seyn, wie sie
will. Jch habe weiter geforscht, wie es
zugehe, daß diese Vorstellung so eine grosse
Krafft bey Menschen und Thieren habe.
Jch kan es aber eben so wenig ergründen,
als dieses, wie es zugehe, daß mir das Lob

eines
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biges in die zaͤrtlichſten Bewegungen. Jch
muthmaſſe daher, daß in der Vorſtellung,
dieſes iſt von dir gezeuget, die Krafft
lieget, welche bey den Eltern eine ſo groſſe
Neigung gegen die Kinder wuͤrcket oder
vielmehr in Bewegung bringet. Jch wer-
de hierinne dadurch beſtaͤrcket, daß wenn
jemand unwiſſend eine untreue Frau hat,
er ein Kind, das von einem andern gezeu-
get, eben ſo ſehr liebet, als diejenigen, ſo
ihm wahrhaftig zugehoͤren. Was erwe-
cket dieſe Liebe? Die Vorſtellung: Dieſes
iſt dein Kind.
Auch die Thiere kan man
auf ſolche Weiſe hintergehen. Wenn
zween Schaafe zugleich lammen, und man
verwechſelt die Laͤmmer ſogleich nach der
Geburt, ſo nimmt ein jedes das fremde
Lamm, als das Seinige an. Hieraus iſt
klar, daß es auch bey den Thieren auf die
Vorſtellung ankommt: Dieſes iſt von
dir gezeuget,
es mag nun dieſe Vorſtel-
lung ſo klar oder ſo dunckel ſeyn, wie ſie
will. Jch habe weiter geforſcht, wie es
zugehe, daß dieſe Vorſtellung ſo eine groſſe
Krafft bey Menſchen und Thieren habe.
Jch kan es aber eben ſo wenig ergruͤnden,
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[261/0279] biges in die zaͤrtlichſten Bewegungen. Jch muthmaſſe daher, daß in der Vorſtellung, dieſes iſt von dir gezeuget, die Krafft lieget, welche bey den Eltern eine ſo groſſe Neigung gegen die Kinder wuͤrcket oder vielmehr in Bewegung bringet. Jch wer- de hierinne dadurch beſtaͤrcket, daß wenn jemand unwiſſend eine untreue Frau hat, er ein Kind, das von einem andern gezeu- get, eben ſo ſehr liebet, als diejenigen, ſo ihm wahrhaftig zugehoͤren. Was erwe- cket dieſe Liebe? Die Vorſtellung: Dieſes iſt dein Kind. Auch die Thiere kan man auf ſolche Weiſe hintergehen. Wenn zween Schaafe zugleich lammen, und man verwechſelt die Laͤmmer ſogleich nach der Geburt, ſo nimmt ein jedes das fremde Lamm, als das Seinige an. Hieraus iſt klar, daß es auch bey den Thieren auf die Vorſtellung ankommt: Dieſes iſt von dir gezeuget, es mag nun dieſe Vorſtel- lung ſo klar oder ſo dunckel ſeyn, wie ſie will. Jch habe weiter geforſcht, wie es zugehe, daß dieſe Vorſtellung ſo eine groſſe Krafft bey Menſchen und Thieren habe. Jch kan es aber eben ſo wenig ergruͤnden, als dieſes, wie es zugehe, daß mir das Lob eines R 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/279>, abgerufen am 24.11.2024.