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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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gleicht nicht den starcken Hälsen der Stiere
und Hengste. Und hieraus ist klar genug,
daß die Dinge, so zur Zeugung nöthig sind,
auch sonsten ihren Einfluß haben, in die Ge-
schöpfe, so damit versehen. Wer weiß
ferner, ob diese besondern Stücke nicht,
wenn sie verfaulen, besondern Gewürm
Leben und Nahrung geben, das sonst nicht
zur Würcklichkeit käme, und doch auch zur
Würcklichkeit hat kommen sollen. Es
können mehr dergleichen Muthmassungen
aufgebracht werden, deren Unmöglichkeit
niemand zeigen wird, und folglich denjeni-
gen, welcher von den Geburths-Gliedern,
durch die keine Zeugung erhalten wird, auf
den Mangel der Allwissenheit GOttes
schliesset, verbinden, zu beweisen, daß die
Geburths-Glieder keine andere Absicht als
eine Zeugung haben können, und folglich
der Schöpfer bey allen Geburths-Glie-
dern keinen andern Endzweck gehabt habe,
und folglich aus Unwissenheit der künfti-
gen Dinge seines Zwecks verfehle. So
lange jenes nicht bewiesen, ziehet man mit
Unrecht diese Folge.

§. 7.



gleicht nicht den ſtarcken Haͤlſen der Stiere
und Hengſte. Und hieraus iſt klar genug,
daß die Dinge, ſo zur Zeugung noͤthig ſind,
auch ſonſten ihren Einfluß haben, in die Ge-
ſchoͤpfe, ſo damit verſehen. Wer weiß
ferner, ob dieſe beſondern Stuͤcke nicht,
wenn ſie verfaulen, beſondern Gewuͤrm
Leben und Nahrung geben, das ſonſt nicht
zur Wuͤrcklichkeit kaͤme, und doch auch zur
Wuͤrcklichkeit hat kommen ſollen. Es
koͤnnen mehr dergleichen Muthmaſſungen
aufgebracht werden, deren Unmoͤglichkeit
niemand zeigen wird, und folglich denjeni-
gen, welcher von den Geburths-Gliedern,
durch die keine Zeugung erhalten wird, auf
den Mangel der Allwiſſenheit GOttes
ſchlieſſet, verbinden, zu beweiſen, daß die
Geburths-Glieder keine andere Abſicht als
eine Zeugung haben koͤnnen, und folglich
der Schoͤpfer bey allen Geburths-Glie-
dern keinen andern Endzweck gehabt habe,
und folglich aus Unwiſſenheit der kuͤnfti-
gen Dinge ſeines Zwecks verfehle. So
lange jenes nicht bewieſen, ziehet man mit
Unrecht dieſe Folge.

§. 7.
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[278/0296] gleicht nicht den ſtarcken Haͤlſen der Stiere und Hengſte. Und hieraus iſt klar genug, daß die Dinge, ſo zur Zeugung noͤthig ſind, auch ſonſten ihren Einfluß haben, in die Ge- ſchoͤpfe, ſo damit verſehen. Wer weiß ferner, ob dieſe beſondern Stuͤcke nicht, wenn ſie verfaulen, beſondern Gewuͤrm Leben und Nahrung geben, das ſonſt nicht zur Wuͤrcklichkeit kaͤme, und doch auch zur Wuͤrcklichkeit hat kommen ſollen. Es koͤnnen mehr dergleichen Muthmaſſungen aufgebracht werden, deren Unmoͤglichkeit niemand zeigen wird, und folglich denjeni- gen, welcher von den Geburths-Gliedern, durch die keine Zeugung erhalten wird, auf den Mangel der Allwiſſenheit GOttes ſchlieſſet, verbinden, zu beweiſen, daß die Geburths-Glieder keine andere Abſicht als eine Zeugung haben koͤnnen, und folglich der Schoͤpfer bey allen Geburths-Glie- dern keinen andern Endzweck gehabt habe, und folglich aus Unwiſſenheit der kuͤnfti- gen Dinge ſeines Zwecks verfehle. So lange jenes nicht bewieſen, ziehet man mit Unrecht dieſe Folge. §. 7.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/296>, abgerufen am 24.11.2024.