Doch gesetzt, daß diese Thierchen der erste Stoff zu Menschen und Thieren wä- ren: Woher will man denn beweisen, daß dessentwegen eine so gar unbegreifliche Menge derselben da seyn, damit der Schöp- fer desto ehender können versichert seyn, es würde eines davon zu seiner Vollkommen- heit gedeihen? Womit will man behaup- ten, daß keine andere Ursachen da seyn, die ihre Gegenwart nothwendig erfordern? Man wird verlangen, ich soll eine solche Ursache angeben. Jch gestehe es, ich weiß keine. Folgt denn aber aus meiner oder auch aus aller Weisen Unwissenheit, daß keine vorhanden? Gewiß keinesweges. Hat man aber Lust zu unnützen Grillen, so nehme man an, daß diese Thierchen in der Welt, wie zur Winters-Zeit die Schwal- ben, Fliegen und dergleichen im Schlafe umher liegen, zu Zeiten aber durch einen semen maris wieder in Bewegung gesetzet und ein wenig gefuttert werden müssen, daß sie wieder eine Zeitlang ohne Bewe- wegung liegen können, und sich auf solche Weise in ihrer kleinen Gestalt bis zu einer weitern Auswickelung halten.
§. 10.
§. 9.
Fernere Fortſe- tzung des vorigen.
Doch geſetzt, daß dieſe Thierchen der erſte Stoff zu Menſchen und Thieren waͤ- ren: Woher will man denn beweiſen, daß deſſentwegen eine ſo gar unbegreifliche Menge derſelben da ſeyn, damit der Schoͤp- fer deſto ehender koͤnnen verſichert ſeyn, es wuͤrde eines davon zu ſeiner Vollkommen- heit gedeihen? Womit will man behaup- ten, daß keine andere Urſachen da ſeyn, die ihre Gegenwart nothwendig erfordern? Man wird verlangen, ich ſoll eine ſolche Urſache angeben. Jch geſtehe es, ich weiß keine. Folgt denn aber aus meiner oder auch aus aller Weiſen Unwiſſenheit, daß keine vorhanden? Gewiß keinesweges. Hat man aber Luſt zu unnuͤtzen Grillen, ſo nehme man an, daß dieſe Thierchen in der Welt, wie zur Winters-Zeit die Schwal- ben, Fliegen und dergleichen im Schlafe umher liegen, zu Zeiten aber durch einen ſemen maris wieder in Bewegung geſetzet und ein wenig gefuttert werden muͤſſen, daß ſie wieder eine Zeitlang ohne Bewe- wegung liegen koͤnnen, und ſich auf ſolche Weiſe in ihrer kleinen Geſtalt bis zu einer weitern Auswickelung halten.
§. 10.
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§. 9.
Doch geſetzt, daß dieſe Thierchen der
erſte Stoff zu Menſchen und Thieren waͤ-
ren: Woher will man denn beweiſen, daß
deſſentwegen eine ſo gar unbegreifliche
Menge derſelben da ſeyn, damit der Schoͤp-
fer deſto ehender koͤnnen verſichert ſeyn, es
wuͤrde eines davon zu ſeiner Vollkommen-
heit gedeihen? Womit will man behaup-
ten, daß keine andere Urſachen da ſeyn, die
ihre Gegenwart nothwendig erfordern?
Man wird verlangen, ich ſoll eine ſolche
Urſache angeben. Jch geſtehe es, ich weiß
keine. Folgt denn aber aus meiner oder
auch aus aller Weiſen Unwiſſenheit, daß
keine vorhanden? Gewiß keinesweges.
Hat man aber Luſt zu unnuͤtzen Grillen, ſo
nehme man an, daß dieſe Thierchen in der
Welt, wie zur Winters-Zeit die Schwal-
ben, Fliegen und dergleichen im Schlafe
umher liegen, zu Zeiten aber durch einen
ſemen maris wieder in Bewegung geſetzet
und ein wenig gefuttert werden muͤſſen,
daß ſie wieder eine Zeitlang ohne Bewe-
wegung liegen koͤnnen, und ſich auf ſolche
Weiſe in ihrer kleinen Geſtalt bis zu einer
weitern Auswickelung halten.
§. 10.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/302>, abgerufen am 24.11.2024.
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