Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



heit gelangen. Eines ist immer um des
andern willen.

§. 13.
Beweiß
für die All-
wissenheit
GOttes
aus dem
zeitigen
Untergan-
ge vieler
Thiere.

Bis hieher habe ich mich vornemlich
damit beschäfftiget, daß ich die Unrichtig-
keit der Schlüsse gezeiget, womit man be-
weisen wollen, daß der Stoff von vielen
Dingen das Ziel eines Allwissenden nicht
erreiche, und folglich der Schöpfer nicht
allwissend sey. Wir wollen nun zwey-
tens eben aus dem zeitigen Untergange so
vieler Geschöpfe einen starcken Beweiß
herleiten, daß der Schöpfer allwissend, und
daraus wollen wir wieder rückwärts schlies-
sen, daß ein jedes dasjenige Ziel erreiche,
welches der Schöpfer zum Voraus gese-
hen und sich bey der Schöpfung vorge-
stellt, und daß immer eins um des andern
willen. Wenn man genau auf die Din-
ge dieser Welt achtet, so findet man, daß
der Untergang des einen zu der Erhaltung
des andern nöthig ist. Sollen verschie-
dene Arten von Spinnen leben, so müssen
viele Fliegen ihren Saft und Leben her-
geben, ehe sie das Ziel erreichen, zu wel-
chem viele andere gelangen. Sollen wil-
de Enten, Wasser-Hüner, Reiger u. d. g.

auf-



heit gelangen. Eines iſt immer um des
andern willen.

§. 13.
Beweiß
fuͤr die All-
wiſſenheit
GOttes
aus dem
zeitigen
Untergan-
ge vieler
Thiere.

Bis hieher habe ich mich vornemlich
damit beſchaͤfftiget, daß ich die Unrichtig-
keit der Schluͤſſe gezeiget, womit man be-
weiſen wollen, daß der Stoff von vielen
Dingen das Ziel eines Allwiſſenden nicht
erreiche, und folglich der Schoͤpfer nicht
allwiſſend ſey. Wir wollen nun zwey-
tens eben aus dem zeitigen Untergange ſo
vieler Geſchoͤpfe einen ſtarcken Beweiß
herleiten, daß der Schoͤpfer allwiſſend, und
daraus wollen wir wieder ruͤckwaͤrts ſchlieſ-
ſen, daß ein jedes dasjenige Ziel erreiche,
welches der Schoͤpfer zum Voraus geſe-
hen und ſich bey der Schoͤpfung vorge-
ſtellt, und daß immer eins um des andern
willen. Wenn man genau auf die Din-
ge dieſer Welt achtet, ſo findet man, daß
der Untergang des einen zu der Erhaltung
des andern noͤthig iſt. Sollen verſchie-
dene Arten von Spinnen leben, ſo muͤſſen
viele Fliegen ihren Saft und Leben her-
geben, ehe ſie das Ziel erreichen, zu wel-
chem viele andere gelangen. Sollen wil-
de Enten, Waſſer-Huͤner, Reiger u. d. g.

auf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0314" n="296"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
heit gelangen. Eines i&#x017F;t immer um des<lb/>
andern willen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 13.</head><lb/>
          <note place="left">Beweiß<lb/>
fu&#x0364;r die All-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enheit<lb/>
GOttes<lb/>
aus dem<lb/>
zeitigen<lb/>
Untergan-<lb/>
ge vieler<lb/>
Thiere.</note>
          <p>Bis hieher habe ich mich vornemlich<lb/>
damit be&#x017F;cha&#x0364;fftiget, daß ich die Unrichtig-<lb/>
keit der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gezeiget, womit man be-<lb/>
wei&#x017F;en wollen, daß der Stoff von vielen<lb/>
Dingen das Ziel eines Allwi&#x017F;&#x017F;enden nicht<lb/>
erreiche, und folglich der Scho&#x0364;pfer nicht<lb/>
allwi&#x017F;&#x017F;end &#x017F;ey. Wir wollen nun zwey-<lb/>
tens eben aus dem zeitigen Untergange &#x017F;o<lb/>
vieler Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe einen &#x017F;tarcken Beweiß<lb/>
herleiten, daß der Scho&#x0364;pfer allwi&#x017F;&#x017F;end, und<lb/>
daraus wollen wir wieder ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, daß ein jedes dasjenige Ziel erreiche,<lb/>
welches der Scho&#x0364;pfer zum Voraus ge&#x017F;e-<lb/>
hen und &#x017F;ich bey der Scho&#x0364;pfung vorge-<lb/>
&#x017F;tellt, und daß immer eins um des andern<lb/>
willen. Wenn man genau auf die Din-<lb/>
ge die&#x017F;er Welt achtet, &#x017F;o findet man, daß<lb/>
der Untergang des einen zu der Erhaltung<lb/>
des andern no&#x0364;thig i&#x017F;t. Sollen ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Arten von Spinnen leben, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
viele Fliegen ihren Saft und Leben her-<lb/>
geben, ehe &#x017F;ie das Ziel erreichen, zu wel-<lb/>
chem viele andere gelangen. Sollen wil-<lb/>
de Enten, Wa&#x017F;&#x017F;er-Hu&#x0364;ner, Reiger u. d. g.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0314] heit gelangen. Eines iſt immer um des andern willen. §. 13. Bis hieher habe ich mich vornemlich damit beſchaͤfftiget, daß ich die Unrichtig- keit der Schluͤſſe gezeiget, womit man be- weiſen wollen, daß der Stoff von vielen Dingen das Ziel eines Allwiſſenden nicht erreiche, und folglich der Schoͤpfer nicht allwiſſend ſey. Wir wollen nun zwey- tens eben aus dem zeitigen Untergange ſo vieler Geſchoͤpfe einen ſtarcken Beweiß herleiten, daß der Schoͤpfer allwiſſend, und daraus wollen wir wieder ruͤckwaͤrts ſchlieſ- ſen, daß ein jedes dasjenige Ziel erreiche, welches der Schoͤpfer zum Voraus geſe- hen und ſich bey der Schoͤpfung vorge- ſtellt, und daß immer eins um des andern willen. Wenn man genau auf die Din- ge dieſer Welt achtet, ſo findet man, daß der Untergang des einen zu der Erhaltung des andern noͤthig iſt. Sollen verſchie- dene Arten von Spinnen leben, ſo muͤſſen viele Fliegen ihren Saft und Leben her- geben, ehe ſie das Ziel erreichen, zu wel- chem viele andere gelangen. Sollen wil- de Enten, Waſſer-Huͤner, Reiger u. d. g. auf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/314
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/314>, abgerufen am 25.11.2024.