heit gelangen. Eines ist immer um des andern willen.
§. 13.
Beweiß für die All- wissenheit GOttes aus dem zeitigen Untergan- ge vieler Thiere.
Bis hieher habe ich mich vornemlich damit beschäfftiget, daß ich die Unrichtig- keit der Schlüsse gezeiget, womit man be- weisen wollen, daß der Stoff von vielen Dingen das Ziel eines Allwissenden nicht erreiche, und folglich der Schöpfer nicht allwissend sey. Wir wollen nun zwey- tens eben aus dem zeitigen Untergange so vieler Geschöpfe einen starcken Beweiß herleiten, daß der Schöpfer allwissend, und daraus wollen wir wieder rückwärts schlies- sen, daß ein jedes dasjenige Ziel erreiche, welches der Schöpfer zum Voraus gese- hen und sich bey der Schöpfung vorge- stellt, und daß immer eins um des andern willen. Wenn man genau auf die Din- ge dieser Welt achtet, so findet man, daß der Untergang des einen zu der Erhaltung des andern nöthig ist. Sollen verschie- dene Arten von Spinnen leben, so müssen viele Fliegen ihren Saft und Leben her- geben, ehe sie das Ziel erreichen, zu wel- chem viele andere gelangen. Sollen wil- de Enten, Wasser-Hüner, Reiger u. d. g.
auf-
heit gelangen. Eines iſt immer um des andern willen.
§. 13.
Beweiß fuͤr die All- wiſſenheit GOttes aus dem zeitigen Untergan- ge vieler Thiere.
Bis hieher habe ich mich vornemlich damit beſchaͤfftiget, daß ich die Unrichtig- keit der Schluͤſſe gezeiget, womit man be- weiſen wollen, daß der Stoff von vielen Dingen das Ziel eines Allwiſſenden nicht erreiche, und folglich der Schoͤpfer nicht allwiſſend ſey. Wir wollen nun zwey- tens eben aus dem zeitigen Untergange ſo vieler Geſchoͤpfe einen ſtarcken Beweiß herleiten, daß der Schoͤpfer allwiſſend, und daraus wollen wir wieder ruͤckwaͤrts ſchlieſ- ſen, daß ein jedes dasjenige Ziel erreiche, welches der Schoͤpfer zum Voraus geſe- hen und ſich bey der Schoͤpfung vorge- ſtellt, und daß immer eins um des andern willen. Wenn man genau auf die Din- ge dieſer Welt achtet, ſo findet man, daß der Untergang des einen zu der Erhaltung des andern noͤthig iſt. Sollen verſchie- dene Arten von Spinnen leben, ſo muͤſſen viele Fliegen ihren Saft und Leben her- geben, ehe ſie das Ziel erreichen, zu wel- chem viele andere gelangen. Sollen wil- de Enten, Waſſer-Huͤner, Reiger u. d. g.
auf-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0314"n="296"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
heit gelangen. Eines iſt immer um des<lb/>
andern willen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 13.</head><lb/><noteplace="left">Beweiß<lb/>
fuͤr die All-<lb/>
wiſſenheit<lb/>
GOttes<lb/>
aus dem<lb/>
zeitigen<lb/>
Untergan-<lb/>
ge vieler<lb/>
Thiere.</note><p>Bis hieher habe ich mich vornemlich<lb/>
damit beſchaͤfftiget, daß ich die Unrichtig-<lb/>
keit der Schluͤſſe gezeiget, womit man be-<lb/>
weiſen wollen, daß der Stoff von vielen<lb/>
Dingen das Ziel eines Allwiſſenden nicht<lb/>
erreiche, und folglich der Schoͤpfer nicht<lb/>
allwiſſend ſey. Wir wollen nun zwey-<lb/>
tens eben aus dem zeitigen Untergange ſo<lb/>
vieler Geſchoͤpfe einen ſtarcken Beweiß<lb/>
herleiten, daß der Schoͤpfer allwiſſend, und<lb/>
daraus wollen wir wieder ruͤckwaͤrts ſchlieſ-<lb/>ſen, daß ein jedes dasjenige Ziel erreiche,<lb/>
welches der Schoͤpfer zum Voraus geſe-<lb/>
hen und ſich bey der Schoͤpfung vorge-<lb/>ſtellt, und daß immer eins um des andern<lb/>
willen. Wenn man genau auf die Din-<lb/>
ge dieſer Welt achtet, ſo findet man, daß<lb/>
der Untergang des einen zu der Erhaltung<lb/>
des andern noͤthig iſt. Sollen verſchie-<lb/>
dene Arten von Spinnen leben, ſo muͤſſen<lb/>
viele Fliegen ihren Saft und Leben her-<lb/>
geben, ehe ſie das Ziel erreichen, zu wel-<lb/>
chem viele andere gelangen. Sollen wil-<lb/>
de Enten, Waſſer-Huͤner, Reiger u. d. g.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auf-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[296/0314]
heit gelangen. Eines iſt immer um des
andern willen.
§. 13.
Bis hieher habe ich mich vornemlich
damit beſchaͤfftiget, daß ich die Unrichtig-
keit der Schluͤſſe gezeiget, womit man be-
weiſen wollen, daß der Stoff von vielen
Dingen das Ziel eines Allwiſſenden nicht
erreiche, und folglich der Schoͤpfer nicht
allwiſſend ſey. Wir wollen nun zwey-
tens eben aus dem zeitigen Untergange ſo
vieler Geſchoͤpfe einen ſtarcken Beweiß
herleiten, daß der Schoͤpfer allwiſſend, und
daraus wollen wir wieder ruͤckwaͤrts ſchlieſ-
ſen, daß ein jedes dasjenige Ziel erreiche,
welches der Schoͤpfer zum Voraus geſe-
hen und ſich bey der Schoͤpfung vorge-
ſtellt, und daß immer eins um des andern
willen. Wenn man genau auf die Din-
ge dieſer Welt achtet, ſo findet man, daß
der Untergang des einen zu der Erhaltung
des andern noͤthig iſt. Sollen verſchie-
dene Arten von Spinnen leben, ſo muͤſſen
viele Fliegen ihren Saft und Leben her-
geben, ehe ſie das Ziel erreichen, zu wel-
chem viele andere gelangen. Sollen wil-
de Enten, Waſſer-Huͤner, Reiger u. d. g.
auf-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/314>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.