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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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GOtt die höchste Weisheit gefunden. De-
nen aber, die den Glauben an JEsum ha-
ben, giebt er die stärckeste Gewißheit, daß
sie GOtt als ihren gnädigen Vater anse-
hen, und von ihm eine ewige und gantz un-
schätzbare Glückseligkeit erwarten können.
Er macht also, daß sie mit einer kindlichen
Zuversicht und lebendigen und seligsten
Hoffnung an GOtt glauben und sich ihm
recht ergeben können. Er giebt ihnen de-
rowegen die trifftigsten Bewegungs-
Gründe und zugleich die Stärcke, die Herr-
schafft der Sünden abzuwerffen und der
Tugend nachzujagen. Ueberhaupt giebt
er uns, wie wir unten mit mehrern zei-
gen wollen, diejenige Gestalt, in welcher
wir nach dem Falle gantz allein dem hei-
ligsten GOtt angenehm werden und gefal-
len können. Damit wir dieses unten desto
deutlicher machen können, so müssen wir
noch zeigen, was dieser Glaube zum Vor-
aus setzet, und was er würcket. Der Glau-
be an den Erlöser setzet zum Voraus eine
recht lebendige Erkenntniß und betrübtes
Gefühl von dem grossen Verfall, worinne
wir liegen. Der Glaube von welchen wir
reden, nimmt JEsum an als unsern Bür-

gen,



GOtt die hoͤchſte Weisheit gefunden. De-
nen aber, die den Glauben an JEſum ha-
ben, giebt er die ſtaͤrckeſte Gewißheit, daß
ſie GOtt als ihren gnaͤdigen Vater anſe-
hen, und von ihm eine ewige und gantz un-
ſchaͤtzbare Gluͤckſeligkeit erwarten koͤnnen.
Er macht alſo, daß ſie mit einer kindlichen
Zuverſicht und lebendigen und ſeligſten
Hoffnung an GOtt glauben und ſich ihm
recht ergeben koͤnnen. Er giebt ihnen de-
rowegen die trifftigſten Bewegungs-
Gruͤnde und zugleich die Staͤrcke, die Herr-
ſchafft der Suͤnden abzuwerffen und der
Tugend nachzujagen. Ueberhaupt giebt
er uns, wie wir unten mit mehrern zei-
gen wollen, diejenige Geſtalt, in welcher
wir nach dem Falle gantz allein dem hei-
ligſten GOtt angenehm werden und gefal-
len koͤnnen. Damit wir dieſes unten deſto
deutlicher machen koͤnnen, ſo muͤſſen wir
noch zeigen, was dieſer Glaube zum Vor-
aus ſetzet, und was er wuͤrcket. Der Glau-
be an den Erloͤſer ſetzet zum Voraus eine
recht lebendige Erkenntniß und betruͤbtes
Gefuͤhl von dem groſſen Verfall, worinne
wir liegen. Der Glaube von welchen wir
reden, nimmt JEſum an als unſern Buͤr-

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[383/0401] GOtt die hoͤchſte Weisheit gefunden. De- nen aber, die den Glauben an JEſum ha- ben, giebt er die ſtaͤrckeſte Gewißheit, daß ſie GOtt als ihren gnaͤdigen Vater anſe- hen, und von ihm eine ewige und gantz un- ſchaͤtzbare Gluͤckſeligkeit erwarten koͤnnen. Er macht alſo, daß ſie mit einer kindlichen Zuverſicht und lebendigen und ſeligſten Hoffnung an GOtt glauben und ſich ihm recht ergeben koͤnnen. Er giebt ihnen de- rowegen die trifftigſten Bewegungs- Gruͤnde und zugleich die Staͤrcke, die Herr- ſchafft der Suͤnden abzuwerffen und der Tugend nachzujagen. Ueberhaupt giebt er uns, wie wir unten mit mehrern zei- gen wollen, diejenige Geſtalt, in welcher wir nach dem Falle gantz allein dem hei- ligſten GOtt angenehm werden und gefal- len koͤnnen. Damit wir dieſes unten deſto deutlicher machen koͤnnen, ſo muͤſſen wir noch zeigen, was dieſer Glaube zum Vor- aus ſetzet, und was er wuͤrcket. Der Glau- be an den Erloͤſer ſetzet zum Voraus eine recht lebendige Erkenntniß und betruͤbtes Gefuͤhl von dem groſſen Verfall, worinne wir liegen. Der Glaube von welchen wir reden, nimmt JEſum an als unſern Buͤr- gen,

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/401>, abgerufen am 23.11.2024.