fahren, aus ihrem Verderben zurück zu führen und zu erretten, und zu der ver- lohrnen Glückseligkeit wieder zu verhelfen. Er stiftete daher das grosse Werk der Er- lösung und der Heiligung. Und wie seine unendliche Liebe ihn zu einem Mitleiden ge- gen alle gefallene Menschen reizet, so such- te er selbiges auch gegen alle zu Tage zu le- gen, damit Niemand sagen könnte, er wolle ihn nicht retten und selig machen. Er versöhnte derowegen die Welt, das ist, alle Menschen, mit sich selber, und machte die Anstalten so, daß allen könnte und möchte geholfen werden *). Aber auch dieser Plan wurde durch die Wiederspän- stigkeit der Menschen in so fern vereitelt, daß das von Gott abgezielte Heil der Men- schen nicht erhalten wurde. Jndessen war er nicht ganz vergeblich. Denn es wurde dadurch vor Engeln und Menschen offen- bar, daß die Liebe Gottes unendlich, und sich auf alle erstrecke, und daß niemand ihm mit Recht verwerfen könne; Gott, du hast meine Errettung nicht mit Ernst gewollt. Aus der Wiederspän- stigkeit der Menschen, welche bey vielen auch durch die kräftigsten Mittel der Weis- heit und Liebe nicht zu überwinden war,
erfol-
*) 2 Cor. C. 5. v. 19. 1 Tim. C. 2. v. 4. Röm. C. 14. v. 15.
fahren, aus ihrem Verderben zuruͤck zu fuͤhren und zu erretten, und zu der ver- lohrnen Gluͤckſeligkeit wieder zu verhelfen. Er ſtiftete daher das groſſe Werk der Er- loͤſung und der Heiligung. Und wie ſeine unendliche Liebe ihn zu einem Mitleiden ge- gen alle gefallene Menſchen reizet, ſo ſuch- te er ſelbiges auch gegen alle zu Tage zu le- gen, damit Niemand ſagen koͤnnte, er wolle ihn nicht retten und ſelig machen. Er verſoͤhnte derowegen die Welt, das iſt, alle Menſchen, mit ſich ſelber, und machte die Anſtalten ſo, daß allen koͤnnte und moͤchte geholfen werden *). Aber auch dieſer Plan wurde durch die Wiederſpaͤn- ſtigkeit der Menſchen in ſo fern vereitelt, daß das von Gott abgezielte Heil der Men- ſchen nicht erhalten wurde. Jndeſſen war er nicht ganz vergeblich. Denn es wurde dadurch vor Engeln und Menſchen offen- bar, daß die Liebe Gottes unendlich, und ſich auf alle erſtrecke, und daß niemand ihm mit Recht verwerfen koͤnne; Gott, du haſt meine Errettung nicht mit Ernſt gewollt. Aus der Wiederſpaͤn- ſtigkeit der Menſchen, welche bey vielen auch durch die kraͤftigſten Mittel der Weis- heit und Liebe nicht zu uͤberwinden war,
erfol-
*) 2 Cor. C. 5. v. 19. 1 Tim. C. 2. v. 4. Roͤm. C. 14. v. 15.
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fahren, aus ihrem Verderben zuruͤck zu
fuͤhren und zu erretten, und zu der ver-
lohrnen Gluͤckſeligkeit wieder zu verhelfen.
Er ſtiftete daher das groſſe Werk der Er-
loͤſung und der Heiligung. Und wie ſeine
unendliche Liebe ihn zu einem Mitleiden ge-
gen alle gefallene Menſchen reizet, ſo ſuch-
te er ſelbiges auch gegen alle zu Tage zu le-
gen, damit Niemand ſagen koͤnnte, er
wolle ihn nicht retten und ſelig machen. Er
verſoͤhnte derowegen die Welt, das iſt,
alle Menſchen, mit ſich ſelber, und machte
die Anſtalten ſo, daß allen koͤnnte und
moͤchte geholfen werden *). Aber auch
dieſer Plan wurde durch die Wiederſpaͤn-
ſtigkeit der Menſchen in ſo fern vereitelt,
daß das von Gott abgezielte Heil der Men-
ſchen nicht erhalten wurde. Jndeſſen war
er nicht ganz vergeblich. Denn es wurde
dadurch vor Engeln und Menſchen offen-
bar, daß die Liebe Gottes unendlich, und
ſich auf alle erſtrecke, und daß niemand
ihm mit Recht verwerfen koͤnne; Gott,
du haſt meine Errettung nicht mit
Ernſt gewollt. Aus der Wiederſpaͤn-
ſtigkeit der Menſchen, welche bey vielen
auch durch die kraͤftigſten Mittel der Weis-
heit und Liebe nicht zu uͤberwinden war,
erfol-
*) 2 Cor. C. 5. v. 19. 1 Tim. C. 2. v. 4. Roͤm.
C. 14. v. 15.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/207>, abgerufen am 27.11.2024.
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