Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

glücklich werden, nicht in Furcht setzte.
Hieraus aber lässet sich obige Frage in et-
was beantworten, warun, Gott die Ge-
burt solcher nicht verhindert, oder sie nach-
her vernichtet, von welchen er zum voraus
weiß, daß sie sich nie bekehren und zur
Seligkeit der Gerechten gelangen werden.
Sie dienen dazu, daß andere an ihrer Un-
seligkeit ein Exempel nehmen, und sich da-
durch von Sünden abschrecken lassen *).

§. 4.
Fortsetzung
des vori-
gen.

Man bemerke aber folgende Stücke
sehr wol. Dieser letzte Plan und Einrich-
tung der Welt hat seinen Grund in dem
allgemeinen und freywilligen Verfall der
Menschen, und Gott hätte denselben nicht
gewählet, wenn der Mensch dem göttli-
chen Winke gefolget, und seine Freyheit
zu seiner Vollkommenheit angewendet hät-
te. Ferner nöthiget Gott niemanden zur

Sünde,
*) Der selige Probst Reinbeck, dieser scharf-
sichtige und fromme Gottesgelehrte, hat
eben dieses in seinen so beliebten und erbau-
lichen Betrachtungen über die Augspurgi-
sche Confession Theil II. Betracht. XXXIV.
§. XII.
S. 376. behauptet. Er schreibet:
Die ewigen Strafen der Gottlosen werden
eine ewige Wahrschauung für die Seligen
seyn, daß dieselben sich des Abfalls von
Gott in Ewigkeit nicht werden gelüsten
lassen.

gluͤcklich werden, nicht in Furcht ſetzte.
Hieraus aber laͤſſet ſich obige Frage in et-
was beantworten, warun, Gott die Ge-
burt ſolcher nicht verhindert, oder ſie nach-
her vernichtet, von welchen er zum voraus
weiß, daß ſie ſich nie bekehren und zur
Seligkeit der Gerechten gelangen werden.
Sie dienen dazu, daß andere an ihrer Un-
ſeligkeit ein Exempel nehmen, und ſich da-
durch von Suͤnden abſchrecken laſſen *).

§. 4.
Fortſetzung
des vori-
gen.

Man bemerke aber folgende Stuͤcke
ſehr wol. Dieſer letzte Plan und Einrich-
tung der Welt hat ſeinen Grund in dem
allgemeinen und freywilligen Verfall der
Menſchen, und Gott haͤtte denſelben nicht
gewaͤhlet, wenn der Menſch dem goͤttli-
chen Winke gefolget, und ſeine Freyheit
zu ſeiner Vollkommenheit angewendet haͤt-
te. Ferner noͤthiget Gott niemanden zur

Suͤnde,
*) Der ſelige Probſt Reinbeck, dieſer ſcharf-
ſichtige und fromme Gottesgelehrte, hat
eben dieſes in ſeinen ſo beliebten und erbau-
lichen Betrachtungen uͤber die Augſpurgi-
ſche Confeſſion Theil II. Betracht. XXXIV.
§. XII.
S. 376. behauptet. Er ſchreibet:
Die ewigen Strafen der Gottloſen werden
eine ewige Wahrſchauung fuͤr die Seligen
ſeyn, daß dieſelben ſich des Abfalls von
Gott in Ewigkeit nicht werden geluͤſten
laſſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0210" n="190"/>
glu&#x0364;cklich werden, nicht in Furcht &#x017F;etzte.<lb/>
Hieraus aber la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich obige Frage in et-<lb/>
was beantworten, warun, Gott die Ge-<lb/>
burt &#x017F;olcher nicht verhindert, oder &#x017F;ie nach-<lb/>
her vernichtet, von welchen er zum voraus<lb/>
weiß, daß &#x017F;ie &#x017F;ich nie bekehren und zur<lb/>
Seligkeit der Gerechten gelangen werden.<lb/>
Sie dienen dazu, daß andere an ihrer Un-<lb/>
&#x017F;eligkeit ein Exempel nehmen, und &#x017F;ich da-<lb/>
durch von Su&#x0364;nden ab&#x017F;chrecken la&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="*)">Der &#x017F;elige Prob&#x017F;t <hi rendition="#fr">Reinbeck,</hi> die&#x017F;er &#x017F;charf-<lb/>
&#x017F;ichtige und fromme Gottesgelehrte, hat<lb/>
eben die&#x017F;es in &#x017F;einen &#x017F;o beliebten und erbau-<lb/>
lichen Betrachtungen u&#x0364;ber die Aug&#x017F;purgi-<lb/>
&#x017F;che Confe&#x017F;&#x017F;ion Theil <hi rendition="#aq">II.</hi> Betracht. <hi rendition="#aq">XXXIV.<lb/>
§. XII.</hi> S. 376. behauptet. Er &#x017F;chreibet:<lb/>
Die ewigen Strafen der Gottlo&#x017F;en werden<lb/>
eine ewige Wahr&#x017F;chauung fu&#x0364;r die Seligen<lb/>
&#x017F;eyn, daß die&#x017F;elben &#x017F;ich des Abfalls von<lb/>
Gott in Ewigkeit nicht werden gelu&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</note>.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 4.</head><lb/>
          <note place="left">Fort&#x017F;etzung<lb/>
des vori-<lb/>
gen.</note>
          <p>Man bemerke aber folgende Stu&#x0364;cke<lb/>
&#x017F;ehr wol. Die&#x017F;er letzte Plan und Einrich-<lb/>
tung der Welt hat &#x017F;einen Grund in dem<lb/>
allgemeinen und freywilligen Verfall der<lb/>
Men&#x017F;chen, und Gott ha&#x0364;tte den&#x017F;elben nicht<lb/>
gewa&#x0364;hlet, wenn der Men&#x017F;ch dem go&#x0364;ttli-<lb/>
chen Winke gefolget, und &#x017F;eine Freyheit<lb/>
zu &#x017F;einer Vollkommenheit angewendet ha&#x0364;t-<lb/>
te. Ferner no&#x0364;thiget Gott niemanden zur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Su&#x0364;nde,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0210] gluͤcklich werden, nicht in Furcht ſetzte. Hieraus aber laͤſſet ſich obige Frage in et- was beantworten, warun, Gott die Ge- burt ſolcher nicht verhindert, oder ſie nach- her vernichtet, von welchen er zum voraus weiß, daß ſie ſich nie bekehren und zur Seligkeit der Gerechten gelangen werden. Sie dienen dazu, daß andere an ihrer Un- ſeligkeit ein Exempel nehmen, und ſich da- durch von Suͤnden abſchrecken laſſen *). §. 4. Man bemerke aber folgende Stuͤcke ſehr wol. Dieſer letzte Plan und Einrich- tung der Welt hat ſeinen Grund in dem allgemeinen und freywilligen Verfall der Menſchen, und Gott haͤtte denſelben nicht gewaͤhlet, wenn der Menſch dem goͤttli- chen Winke gefolget, und ſeine Freyheit zu ſeiner Vollkommenheit angewendet haͤt- te. Ferner noͤthiget Gott niemanden zur Suͤnde, *) Der ſelige Probſt Reinbeck, dieſer ſcharf- ſichtige und fromme Gottesgelehrte, hat eben dieſes in ſeinen ſo beliebten und erbau- lichen Betrachtungen uͤber die Augſpurgi- ſche Confeſſion Theil II. Betracht. XXXIV. §. XII. S. 376. behauptet. Er ſchreibet: Die ewigen Strafen der Gottloſen werden eine ewige Wahrſchauung fuͤr die Seligen ſeyn, daß dieſelben ſich des Abfalls von Gott in Ewigkeit nicht werden geluͤſten laſſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/210
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/210>, abgerufen am 28.11.2024.