stiegen. Wer ferner die unendliche Güte Gottes kennet, wird leicht begreifen, wie er ernstlich wolle, daß alle Könige Väter ihrer Unterthanen abgeben und ihre eigene und ihrer Bürger zeitliche und ewige Wolfahrt eifrigst besorgen. Er hat auch auf seiner Seite alles gethan, die- sen Zweck zu bewirken, und hat sowol den ersten als zweyten Plan der Welt also eingerichtet, daß lauter gute Regenten seyn sollten. Da uns aber die Schrift lehret, daß die Freyheit der Menschen schon in der ersten und besten Einrichtung der Welt gewesen, so schliessen wir daraus, daß selbige zu dem besten Entwurfe der Welt gehöre, und ist dahero auch in der zweyten Einrichtung der Erde geblieben, die wir oben berühret haben. Bey dieser Freyheit aber bleibet es möglich, daß der Mensch sich den Absichten und dem wol- gefälligen Willen Gottes widersetze. Ja der Mensch thut es wirklich, und beweget und nöthiget dadurch Gott zu einem drit- ten Plane, worinne er sich mit freyen Creaturen abgiebet, die sich zum theil durch gar keine der Weisheit anständigen Mittel bessern lassen. Pharao ist unter denselben. Der Allwissende weiß dieses auch, ehe er ihn auf den Thron hebet. Und nun überlege man, hat Gott hierbey also gedenken können? Pharao wird sich nach meinem Willen und Absichten richten,
er
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ſtiegen. Wer ferner die unendliche Guͤte Gottes kennet, wird leicht begreifen, wie er ernſtlich wolle, daß alle Koͤnige Vaͤter ihrer Unterthanen abgeben und ihre eigene und ihrer Buͤrger zeitliche und ewige Wolfahrt eifrigſt beſorgen. Er hat auch auf ſeiner Seite alles gethan, die- ſen Zweck zu bewirken, und hat ſowol den erſten als zweyten Plan der Welt alſo eingerichtet, daß lauter gute Regenten ſeyn ſollten. Da uns aber die Schrift lehret, daß die Freyheit der Menſchen ſchon in der erſten und beſten Einrichtung der Welt geweſen, ſo ſchlieſſen wir daraus, daß ſelbige zu dem beſten Entwurfe der Welt gehoͤre, und iſt dahero auch in der zweyten Einrichtung der Erde geblieben, die wir oben beruͤhret haben. Bey dieſer Freyheit aber bleibet es moͤglich, daß der Menſch ſich den Abſichten und dem wol- gefaͤlligen Willen Gottes widerſetze. Ja der Menſch thut es wirklich, und beweget und noͤthiget dadurch Gott zu einem drit- ten Plane, worinne er ſich mit freyen Creaturen abgiebet, die ſich zum theil durch gar keine der Weisheit anſtaͤndigen Mittel beſſern laſſen. Pharao iſt unter denſelben. Der Allwiſſende weiß dieſes auch, ehe er ihn auf den Thron hebet. Und nun uͤberlege man, hat Gott hierbey alſo gedenken koͤnnen? Pharao wird ſich nach meinem Willen und Abſichten richten,
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ſtiegen. Wer ferner die unendliche Guͤte
Gottes kennet, wird leicht begreifen, wie
er ernſtlich wolle, daß alle Koͤnige Vaͤter
ihrer Unterthanen abgeben und ihre
eigene und ihrer Buͤrger zeitliche und
ewige Wolfahrt eifrigſt beſorgen. Er
hat auch auf ſeiner Seite alles gethan, die-
ſen Zweck zu bewirken, und hat ſowol den
erſten als zweyten Plan der Welt alſo
eingerichtet, daß lauter gute Regenten
ſeyn ſollten. Da uns aber die Schrift
lehret, daß die Freyheit der Menſchen ſchon
in der erſten und beſten Einrichtung der
Welt geweſen, ſo ſchlieſſen wir daraus,
daß ſelbige zu dem beſten Entwurfe der
Welt gehoͤre, und iſt dahero auch in der
zweyten Einrichtung der Erde geblieben,
die wir oben beruͤhret haben. Bey dieſer
Freyheit aber bleibet es moͤglich, daß der
Menſch ſich den Abſichten und dem wol-
gefaͤlligen Willen Gottes widerſetze. Ja
der Menſch thut es wirklich, und beweget
und noͤthiget dadurch Gott zu einem drit-
ten Plane, worinne er ſich mit freyen
Creaturen abgiebet, die ſich zum theil
durch gar keine der Weisheit anſtaͤndigen
Mittel beſſern laſſen. Pharao iſt unter
denſelben. Der Allwiſſende weiß dieſes
auch, ehe er ihn auf den Thron hebet.
Und nun uͤberlege man, hat Gott hierbey
alſo gedenken koͤnnen? Pharao wird ſich
nach meinem Willen und Abſichten richten,
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/219>, abgerufen am 29.11.2024.
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