Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

dadurch ein solcher ins Verderben läuft.
Man thut dieses zu einer gerechten Bestra-
fung eines Gemüthes, welches alle Liebe,
alles Bitten, alle gelinde Bestrafungen
verachtete. Es giebet Fälle, da man noch
mehr thun kann, da man jemanden mit
Fleiß verblenden, und wider alle Furcht
verhärten kann, um ihn in eine gerechte
Strafe zu ziehen. Als Gott jene Cana-
nitischen Völker wegen ihrer auf das höch-
ste gestiegenen Laster ausrotten wollte, und
dieses durch die Jsraeliten verrichtete, so
bewerkstelligte er dieses bey der Stadt Ai
auf folgende Art. Er befahl dem Josua,
die Bürger zu Ai durch List aus der Stadt
zu ziehen. Er sollte einen Hinterhalt ma-
chen hinter der Stadt, und die Stadt
von vorne angreifen, und wenn die Bür-
ger herausfielen, so sollten diese, so den An-
griff gethan, fliehen, und dadurch die
Bürger von Ai reizen, ihnen nachzujagen,
und wenn dieses geschähe, so sollte der Hin-
terhalt losbrechen und die Stadt einneh-
men und anzünden, und die aus Ai von
beyden Seiten überfallen und tödten *).
Hier lässet Gott Menschen, die er aus
gerechten Ursachen zu strafen beschlossen,
durch eine Kriegeslist zu einer unüberlegten
That reizen, und sie in diejenige Strafe
ziehen, die er ihnen zuerkannt. Jener

Englische
*) B. Jos. C. 8. v. 2.

dadurch ein ſolcher ins Verderben laͤuft.
Man thut dieſes zu einer gerechten Beſtra-
fung eines Gemuͤthes, welches alle Liebe,
alles Bitten, alle gelinde Beſtrafungen
verachtete. Es giebet Faͤlle, da man noch
mehr thun kann, da man jemanden mit
Fleiß verblenden, und wider alle Furcht
verhaͤrten kann, um ihn in eine gerechte
Strafe zu ziehen. Als Gott jene Cana-
nitiſchen Voͤlker wegen ihrer auf das hoͤch-
ſte geſtiegenen Laſter ausrotten wollte, und
dieſes durch die Jſraeliten verrichtete, ſo
bewerkſtelligte er dieſes bey der Stadt Ai
auf folgende Art. Er befahl dem Joſua,
die Buͤrger zu Ai durch Liſt aus der Stadt
zu ziehen. Er ſollte einen Hinterhalt ma-
chen hinter der Stadt, und die Stadt
von vorne angreifen, und wenn die Buͤr-
ger herausfielen, ſo ſollten dieſe, ſo den An-
griff gethan, fliehen, und dadurch die
Buͤrger von Ai reizen, ihnen nachzujagen,
und wenn dieſes geſchaͤhe, ſo ſollte der Hin-
terhalt losbrechen und die Stadt einneh-
men und anzuͤnden, und die aus Ai von
beyden Seiten uͤberfallen und toͤdten *).
Hier laͤſſet Gott Menſchen, die er aus
gerechten Urſachen zu ſtrafen beſchloſſen,
durch eine Kriegesliſt zu einer unuͤberlegten
That reizen, und ſie in diejenige Strafe
ziehen, die er ihnen zuerkannt. Jener

Engliſche
*) B. Joſ. C. 8. v. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0240" n="220"/>
dadurch ein &#x017F;olcher ins Verderben la&#x0364;uft.<lb/>
Man thut die&#x017F;es zu einer gerechten Be&#x017F;tra-<lb/>
fung eines Gemu&#x0364;thes, welches alle Liebe,<lb/>
alles Bitten, alle gelinde Be&#x017F;trafungen<lb/>
verachtete. Es giebet Fa&#x0364;lle, da man noch<lb/>
mehr thun kann, da man jemanden mit<lb/>
Fleiß verblenden, und wider alle Furcht<lb/>
verha&#x0364;rten kann, um ihn in eine gerechte<lb/>
Strafe zu ziehen. Als Gott jene Cana-<lb/>
niti&#x017F;chen Vo&#x0364;lker wegen ihrer auf das ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;te ge&#x017F;tiegenen La&#x017F;ter ausrotten wollte, und<lb/>
die&#x017F;es durch die J&#x017F;raeliten verrichtete, &#x017F;o<lb/>
bewerk&#x017F;telligte er die&#x017F;es bey der Stadt Ai<lb/>
auf folgende Art. Er befahl dem Jo&#x017F;ua,<lb/>
die Bu&#x0364;rger zu Ai durch Li&#x017F;t aus der Stadt<lb/>
zu ziehen. Er &#x017F;ollte einen Hinterhalt ma-<lb/>
chen hinter der Stadt, und die Stadt<lb/>
von vorne angreifen, und wenn die Bu&#x0364;r-<lb/>
ger herausfielen, &#x017F;o &#x017F;ollten die&#x017F;e, &#x017F;o den An-<lb/>
griff gethan, fliehen, und dadurch die<lb/>
Bu&#x0364;rger von Ai reizen, ihnen nachzujagen,<lb/>
und wenn die&#x017F;es ge&#x017F;cha&#x0364;he, &#x017F;o &#x017F;ollte der Hin-<lb/>
terhalt losbrechen und die Stadt einneh-<lb/>
men und anzu&#x0364;nden, und die aus Ai von<lb/>
beyden Seiten u&#x0364;berfallen und to&#x0364;dten <note place="foot" n="*)">B. Jo&#x017F;. C. 8. v. 2.</note>.<lb/>
Hier la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et Gott Men&#x017F;chen, die er aus<lb/>
gerechten Ur&#x017F;achen zu &#x017F;trafen be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
durch eine Kriegesli&#x017F;t zu einer unu&#x0364;berlegten<lb/>
That reizen, und &#x017F;ie in diejenige Strafe<lb/>
ziehen, die er ihnen zuerkannt. Jener<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Engli&#x017F;che</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0240] dadurch ein ſolcher ins Verderben laͤuft. Man thut dieſes zu einer gerechten Beſtra- fung eines Gemuͤthes, welches alle Liebe, alles Bitten, alle gelinde Beſtrafungen verachtete. Es giebet Faͤlle, da man noch mehr thun kann, da man jemanden mit Fleiß verblenden, und wider alle Furcht verhaͤrten kann, um ihn in eine gerechte Strafe zu ziehen. Als Gott jene Cana- nitiſchen Voͤlker wegen ihrer auf das hoͤch- ſte geſtiegenen Laſter ausrotten wollte, und dieſes durch die Jſraeliten verrichtete, ſo bewerkſtelligte er dieſes bey der Stadt Ai auf folgende Art. Er befahl dem Joſua, die Buͤrger zu Ai durch Liſt aus der Stadt zu ziehen. Er ſollte einen Hinterhalt ma- chen hinter der Stadt, und die Stadt von vorne angreifen, und wenn die Buͤr- ger herausfielen, ſo ſollten dieſe, ſo den An- griff gethan, fliehen, und dadurch die Buͤrger von Ai reizen, ihnen nachzujagen, und wenn dieſes geſchaͤhe, ſo ſollte der Hin- terhalt losbrechen und die Stadt einneh- men und anzuͤnden, und die aus Ai von beyden Seiten uͤberfallen und toͤdten *). Hier laͤſſet Gott Menſchen, die er aus gerechten Urſachen zu ſtrafen beſchloſſen, durch eine Kriegesliſt zu einer unuͤberlegten That reizen, und ſie in diejenige Strafe ziehen, die er ihnen zuerkannt. Jener Engliſche *) B. Joſ. C. 8. v. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/240
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/240>, abgerufen am 04.12.2024.