muth hundert und zwanzig Jahre zur Busse. Gott gab ein geschriebenes Gesetz, ob er gleich wußte, daß sich viele durch selbiges noch mehr zur Sünde würden rei- zen lassen. Aber eben dadurch sollte die Sünde recht sündig werden *). Es sollte dadurch offenbar werden, wie gar verderbt die Menschen wären, und wie so gar das Gute bey ihnen eine Reizung zur Sünde würde. Die Umstände in der Geschichte des Pharao leiten mich auf den Schluß, daß Gott, da er beschlossen, den Pharao und sein Volk, wegen ihrer Tyranney recht nachdrücklich zu strafen, und seine Ge- rechtigkeit an ihnen zu offenbaren, vorher vor aller Welt erst kund machen wollen, wie weit ihre Härte und Widerspänstig- keit gienge, indem sie die allerkräftigsten Mittel, wodurch man jemanden zu bewe- gen vermag, zu ihrer desto mehrern Ver- härtung anwendeten. Es sollte jedermann erkennen, daß er gerecht, und seine Ge- richte auch gerecht wären. Und hierinne lieget abermals nichts widersinniges oder Gott unanständiges.
§. 22.
Fortsetzung des vori- gen.
Hiermit verband denn Gott noch an- dere Absichten. Er verstockte den Pharao auf die beschriebene Art, um den Jsraeli-
ten
*) Röm. C. 7. v. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt].
muth hundert und zwanzig Jahre zur Buſſe. Gott gab ein geſchriebenes Geſetz, ob er gleich wußte, daß ſich viele durch ſelbiges noch mehr zur Suͤnde wuͤrden rei- zen laſſen. Aber eben dadurch ſollte die Suͤnde recht ſuͤndig werden *). Es ſollte dadurch offenbar werden, wie gar verderbt die Menſchen waͤren, und wie ſo gar das Gute bey ihnen eine Reizung zur Suͤnde wuͤrde. Die Umſtaͤnde in der Geſchichte des Pharao leiten mich auf den Schluß, daß Gott, da er beſchloſſen, den Pharao und ſein Volk, wegen ihrer Tyranney recht nachdruͤcklich zu ſtrafen, und ſeine Ge- rechtigkeit an ihnen zu offenbaren, vorher vor aller Welt erſt kund machen wollen, wie weit ihre Haͤrte und Widerſpaͤnſtig- keit gienge, indem ſie die allerkraͤftigſten Mittel, wodurch man jemanden zu bewe- gen vermag, zu ihrer deſto mehrern Ver- haͤrtung anwendeten. Es ſollte jedermann erkennen, daß er gerecht, und ſeine Ge- richte auch gerecht waͤren. Und hierinne lieget abermals nichts widerſinniges oder Gott unanſtaͤndiges.
§. 22.
Fortſetzung des vori- gen.
Hiermit verband denn Gott noch an- dere Abſichten. Er verſtockte den Pharao auf die beſchriebene Art, um den Jſraeli-
ten
*) Roͤm. C. 7. v. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt].
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muth hundert und zwanzig Jahre zur
Buſſe. Gott gab ein geſchriebenes Geſetz,
ob er gleich wußte, daß ſich viele durch
ſelbiges noch mehr zur Suͤnde wuͤrden rei-
zen laſſen. Aber eben dadurch ſollte die
Suͤnde recht ſuͤndig werden *). Es ſollte
dadurch offenbar werden, wie gar verderbt
die Menſchen waͤren, und wie ſo gar das
Gute bey ihnen eine Reizung zur Suͤnde
wuͤrde. Die Umſtaͤnde in der Geſchichte
des Pharao leiten mich auf den Schluß,
daß Gott, da er beſchloſſen, den Pharao
und ſein Volk, wegen ihrer Tyranney
recht nachdruͤcklich zu ſtrafen, und ſeine Ge-
rechtigkeit an ihnen zu offenbaren, vorher
vor aller Welt erſt kund machen wollen,
wie weit ihre Haͤrte und Widerſpaͤnſtig-
keit gienge, indem ſie die allerkraͤftigſten
Mittel, wodurch man jemanden zu bewe-
gen vermag, zu ihrer deſto mehrern Ver-
haͤrtung anwendeten. Es ſollte jedermann
erkennen, daß er gerecht, und ſeine Ge-
richte auch gerecht waͤren. Und hierinne
lieget abermals nichts widerſinniges oder
Gott unanſtaͤndiges.
§. 22.
Hiermit verband denn Gott noch an-
dere Abſichten. Er verſtockte den Pharao
auf die beſchriebene Art, um den Jſraeli-
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*) Roͤm. C. 7. v. _.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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