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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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lang zu fesseln. So lange nun diese Ra-
serey bey ihnen dauert, thun sie alles, um
auf der andern Seite das Gemüth in einer
beständigen Schwärmerey zu erhalten.
Wird die Mannsperson endlich der einen
müde, so suchet er eine andere, und bey
einer solchen Abwechselung bleibet er im-
mer in einer gewissen unsinnigen Wildheit.
Aus diesen Umständen erfolget eine bestän-
dige Unruhe und Zerstreuung des Gemü-
thes, die zu einer ernstlichen Arbeit ganz
ungeschickt machet. Anstatt daß Eheleute
insgemein und ordentlicher Weise arbeiten
und sparen *), so gehen die Unzüchtigen dem
Müssiggange nach und verzehren. Dieses
verführet zum Betruge und zum Stehlen,
und beschweret das gemeine Wesen mit vie-
len unnützen Leuten. Diese traurigen Folgen
der Unzucht hat Salomo sehr nachdrücklich

beschrie-
*) Wenn man untersuchet, was einzelnen
Personen und ganzen Staaten vortheilhaft
und heilsam ist, darf man nicht auf einige
wenige Fälle achten, sondern man muß sein
Augenmerk auf dasjenige richten, was ins-
gemein und am öftersten aus einer Sache
erfolget, und darauf seine Regeln gründen.
Wenn man nun tausend Paar Ehegatten
nimmt, und tausend Paar unzüchtige Per-
sonen, so wird man unter jenen allezeit
weit mehr ordentliche, arbeitsame, sparsa-
me und treue Leute finden als unter
diesen.

lang zu feſſeln. So lange nun dieſe Ra-
ſerey bey ihnen dauert, thun ſie alles, um
auf der andern Seite das Gemuͤth in einer
beſtaͤndigen Schwaͤrmerey zu erhalten.
Wird die Mannsperſon endlich der einen
muͤde, ſo ſuchet er eine andere, und bey
einer ſolchen Abwechſelung bleibet er im-
mer in einer gewiſſen unſinnigen Wildheit.
Aus dieſen Umſtaͤnden erfolget eine beſtaͤn-
dige Unruhe und Zerſtreuung des Gemuͤ-
thes, die zu einer ernſtlichen Arbeit ganz
ungeſchickt machet. Anſtatt daß Eheleute
insgemein und ordentlicher Weiſe arbeiten
und ſparen *), ſo gehen die Unzuͤchtigen dem
Muͤſſiggange nach und verzehren. Dieſes
verfuͤhret zum Betruge und zum Stehlen,
und beſchweret das gemeine Weſen mit vie-
len unnuͤtzen Leuten. Dieſe traurigen Folgen
der Unzucht hat Salomo ſehr nachdruͤcklich

beſchrie-
*) Wenn man unterſuchet, was einzelnen
Perſonen und ganzen Staaten vortheilhaft
und heilſam iſt, darf man nicht auf einige
wenige Faͤlle achten, ſondern man muß ſein
Augenmerk auf dasjenige richten, was ins-
gemein und am oͤfterſten aus einer Sache
erfolget, und darauf ſeine Regeln gruͤnden.
Wenn man nun tauſend Paar Ehegatten
nimmt, und tauſend Paar unzuͤchtige Per-
ſonen, ſo wird man unter jenen allezeit
weit mehr ordentliche, arbeitſame, ſparſa-
me und treue Leute finden als unter
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[280/0300] lang zu feſſeln. So lange nun dieſe Ra- ſerey bey ihnen dauert, thun ſie alles, um auf der andern Seite das Gemuͤth in einer beſtaͤndigen Schwaͤrmerey zu erhalten. Wird die Mannsperſon endlich der einen muͤde, ſo ſuchet er eine andere, und bey einer ſolchen Abwechſelung bleibet er im- mer in einer gewiſſen unſinnigen Wildheit. Aus dieſen Umſtaͤnden erfolget eine beſtaͤn- dige Unruhe und Zerſtreuung des Gemuͤ- thes, die zu einer ernſtlichen Arbeit ganz ungeſchickt machet. Anſtatt daß Eheleute insgemein und ordentlicher Weiſe arbeiten und ſparen *), ſo gehen die Unzuͤchtigen dem Muͤſſiggange nach und verzehren. Dieſes verfuͤhret zum Betruge und zum Stehlen, und beſchweret das gemeine Weſen mit vie- len unnuͤtzen Leuten. Dieſe traurigen Folgen der Unzucht hat Salomo ſehr nachdruͤcklich beſchrie- *) Wenn man unterſuchet, was einzelnen Perſonen und ganzen Staaten vortheilhaft und heilſam iſt, darf man nicht auf einige wenige Faͤlle achten, ſondern man muß ſein Augenmerk auf dasjenige richten, was ins- gemein und am oͤfterſten aus einer Sache erfolget, und darauf ſeine Regeln gruͤnden. Wenn man nun tauſend Paar Ehegatten nimmt, und tauſend Paar unzuͤchtige Per- ſonen, ſo wird man unter jenen allezeit weit mehr ordentliche, arbeitſame, ſparſa- me und treue Leute finden als unter dieſen.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/300>, abgerufen am 02.06.2024.