unglücklich machet, so ist dieses eine Gele- genheit recht herzlich zu lachen. Man sa- get, der Verführer kann dieserwegen nicht leiden, denn die Verführte giebet ihre Ein- willigung dazu. Wenn aber jemand ei- nen Soldaten zum Weglaufen verleitet, so gilt diese Einwendung nichts. Jch muß meinen Gedanken Einhalt thun und abbre- chen, um mich nicht zu vergehen.
§. 16.
Man saget: der Trieb der Natur zuFortsetzung des vori- gen. diesen Vergehungen ist zu stark, wer kann ihm widerstehen? Jch antworte: der Trieb zum Leben ist noch stärker, und man weiß ihn dennoch zu überwinden, und man hat Mittel gefunden, Menschen dahin zu bringen, daß sie ihr Leben, wie nichts achten. Man hat einen andern Trieb, nämlich die Ehrbegierde erhöhet, und die Menschen überredet, die Furcht in gewis- sen Fällen sein Leben zu verlieren, sey die äusserste Schande, deren sich ein ehrlicher Mann theilhaftig machen könne, und hiermit hat man seinen Zweck erreichet. Der weiseste Schöpfer, welcher die wich- tigsten Ursachen gehabt, einem gewissen Triebe eine besondere Stärke zu geben, hat neben demselben den Menschen auch ande- re Triebe eingeflösset, welche den Unord- nungen desselben gerade entgegen stehen, und zu einer ordentlichen Ehe natürlicher
Weise
T 3
ungluͤcklich machet, ſo iſt dieſes eine Gele- genheit recht herzlich zu lachen. Man ſa- get, der Verfuͤhrer kann dieſerwegen nicht leiden, denn die Verfuͤhrte giebet ihre Ein- willigung dazu. Wenn aber jemand ei- nen Soldaten zum Weglaufen verleitet, ſo gilt dieſe Einwendung nichts. Jch muß meinen Gedanken Einhalt thun und abbre- chen, um mich nicht zu vergehen.
§. 16.
Man ſaget: der Trieb der Natur zuFortſetzung des vori- gen. dieſen Vergehungen iſt zu ſtark, wer kann ihm widerſtehen? Jch antworte: der Trieb zum Leben iſt noch ſtaͤrker, und man weiß ihn dennoch zu uͤberwinden, und man hat Mittel gefunden, Menſchen dahin zu bringen, daß ſie ihr Leben, wie nichts achten. Man hat einen andern Trieb, naͤmlich die Ehrbegierde erhoͤhet, und die Menſchen uͤberredet, die Furcht in gewiſ- ſen Faͤllen ſein Leben zu verlieren, ſey die aͤuſſerſte Schande, deren ſich ein ehrlicher Mann theilhaftig machen koͤnne, und hiermit hat man ſeinen Zweck erreichet. Der weiſeſte Schoͤpfer, welcher die wich- tigſten Urſachen gehabt, einem gewiſſen Triebe eine beſondere Staͤrke zu geben, hat neben demſelben den Menſchen auch ande- re Triebe eingefloͤſſet, welche den Unord- nungen deſſelben gerade entgegen ſtehen, und zu einer ordentlichen Ehe natuͤrlicher
Weiſe
T 3
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ungluͤcklich machet, ſo iſt dieſes eine Gele-
genheit recht herzlich zu lachen. Man ſa-
get, der Verfuͤhrer kann dieſerwegen nicht
leiden, denn die Verfuͤhrte giebet ihre Ein-
willigung dazu. Wenn aber jemand ei-
nen Soldaten zum Weglaufen verleitet, ſo
gilt dieſe Einwendung nichts. Jch muß
meinen Gedanken Einhalt thun und abbre-
chen, um mich nicht zu vergehen.
§. 16.
Man ſaget: der Trieb der Natur zu
dieſen Vergehungen iſt zu ſtark, wer kann
ihm widerſtehen? Jch antworte: der
Trieb zum Leben iſt noch ſtaͤrker, und man
weiß ihn dennoch zu uͤberwinden, und man
hat Mittel gefunden, Menſchen dahin zu
bringen, daß ſie ihr Leben, wie nichts
achten. Man hat einen andern Trieb,
naͤmlich die Ehrbegierde erhoͤhet, und die
Menſchen uͤberredet, die Furcht in gewiſ-
ſen Faͤllen ſein Leben zu verlieren, ſey die
aͤuſſerſte Schande, deren ſich ein ehrlicher
Mann theilhaftig machen koͤnne, und
hiermit hat man ſeinen Zweck erreichet.
Der weiſeſte Schoͤpfer, welcher die wich-
tigſten Urſachen gehabt, einem gewiſſen
Triebe eine beſondere Staͤrke zu geben, hat
neben demſelben den Menſchen auch ande-
re Triebe eingefloͤſſet, welche den Unord-
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und zu einer ordentlichen Ehe natuͤrlicher
Weiſe
Fortſetzung
des vori-
gen.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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