rung des Johannes dergleichen Regierun- gen sollen abgebildet werden: hätte dieses auf eine ganz deutliche Art geschehen dür- fen? Wäre es der Weisheit Gottes ge- mäß gewesen, kund zu machen, es würde ein Domitianus, ein Commodus, ein Caracalla aufstehen, die größten Grau- samkeiten unter ihren eigenen Unterthanen ausüben, und von selbigen wieder ermor- det werden? Würde dieses dem Christen- thume nicht zum größten Nachtheile gerei- chet haben? Sollte von solchen Begeben- heiten, um die Hoffnung und den Muth der verfolgeten Christen zu stärken, etwas entdecket werden; so mußte solches auf ei- ne so verdeckte Art, und unter solchen Ein- kleidungen und entfernten Bildern gesche- hen, daß niemand von den Heiden mit völliger Gewißheit sagen können: hier ist dieser und jener Kaiser abgebildet. Ja die Geschichte dieses Buches enthält Gründe, woraus man muthmassen kann, daß das- selbe in den ersten Zeiten nicht muß seyn so gemein gemacht worden, als andere Schriften des neuen Bundes. Vermuth- lich ist dieses aus eben der Ursach gesche- hen, daß es von der Römischen Regie- rung nicht als ein aufrührisch Buch möch- te angesehen werden, und Gelegenheit ge- ben, die Christen zu verfolgen. Man er- kenne also, wie viele Vorsichtigkeit bey ei-
nem
Jac. Betr. 4. Band. C c
rung des Johannes dergleichen Regierun- gen ſollen abgebildet werden: haͤtte dieſes auf eine ganz deutliche Art geſchehen duͤr- fen? Waͤre es der Weisheit Gottes ge- maͤß geweſen, kund zu machen, es wuͤrde ein Domitianus, ein Commodus, ein Caracalla aufſtehen, die groͤßten Grau- ſamkeiten unter ihren eigenen Unterthanen ausuͤben, und von ſelbigen wieder ermor- det werden? Wuͤrde dieſes dem Chriſten- thume nicht zum groͤßten Nachtheile gerei- chet haben? Sollte von ſolchen Begeben- heiten, um die Hoffnung und den Muth der verfolgeten Chriſten zu ſtaͤrken, etwas entdecket werden; ſo mußte ſolches auf ei- ne ſo verdeckte Art, und unter ſolchen Ein- kleidungen und entfernten Bildern geſche- hen, daß niemand von den Heiden mit voͤlliger Gewißheit ſagen koͤnnen: hier iſt dieſer und jener Kaiſer abgebildet. Ja die Geſchichte dieſes Buches enthaͤlt Gruͤnde, woraus man muthmaſſen kann, daß daſ- ſelbe in den erſten Zeiten nicht muß ſeyn ſo gemein gemacht worden, als andere Schriften des neuen Bundes. Vermuth- lich iſt dieſes aus eben der Urſach geſche- hen, daß es von der Roͤmiſchen Regie- rung nicht als ein aufruͤhriſch Buch moͤch- te angeſehen werden, und Gelegenheit ge- ben, die Chriſten zu verfolgen. Man er- kenne alſo, wie viele Vorſichtigkeit bey ei-
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Jac. Betr. 4. Band. C c
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rung des Johannes dergleichen Regierun-
gen ſollen abgebildet werden: haͤtte dieſes
auf eine ganz deutliche Art geſchehen duͤr-
fen? Waͤre es der Weisheit Gottes ge-
maͤß geweſen, kund zu machen, es wuͤrde
ein Domitianus, ein Commodus, ein
Caracalla aufſtehen, die groͤßten Grau-
ſamkeiten unter ihren eigenen Unterthanen
ausuͤben, und von ſelbigen wieder ermor-
det werden? Wuͤrde dieſes dem Chriſten-
thume nicht zum groͤßten Nachtheile gerei-
chet haben? Sollte von ſolchen Begeben-
heiten, um die Hoffnung und den Muth
der verfolgeten Chriſten zu ſtaͤrken, etwas
entdecket werden; ſo mußte ſolches auf ei-
ne ſo verdeckte Art, und unter ſolchen Ein-
kleidungen und entfernten Bildern geſche-
hen, daß niemand von den Heiden mit
voͤlliger Gewißheit ſagen koͤnnen: hier iſt
dieſer und jener Kaiſer abgebildet. Ja die
Geſchichte dieſes Buches enthaͤlt Gruͤnde,
woraus man muthmaſſen kann, daß daſ-
ſelbe in den erſten Zeiten nicht muß ſeyn
ſo gemein gemacht worden, als andere
Schriften des neuen Bundes. Vermuth-
lich iſt dieſes aus eben der Urſach geſche-
hen, daß es von der Roͤmiſchen Regie-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/421>, abgerufen am 22.11.2024.
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