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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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die angenehmsten und erbaulichsten Be-
trachtungen kommen.

Die vierte Regel: Weil es aber dem
Menschen kaum möglich, dem Triebe der
Neubegierde dergestalt zu widerstehen, daß
man bey solchen Bildern nicht nachfragen
sollte, auf wen sie wol insbesondere zielten,
so mag zwar wol jemand eine nähere Aus-
legung für sich davon machen; er brauche
aber dabey die Bescheidenheit, daß er sie
nie für etwas gewisses halte und ausgebe,
noch weniger aber andern aufdringe, und
mit andern darüber zanke.

Die fünfte Regel: Man hüte sich für
weit hergeholete, und vor der Bedeutung
der Worte weit abweichende Erklärun-
gen, und mache die Offenbarung nicht
durch allerhand wunderliche Einfälle einer
schwärmenden Einbildungskraft lächerlich.

Die sechste Regel: Man suche die
Bestimmung der Begriffe vornehmlich aus
der Sprache der heiligen Bücher selber,
und aus den hellesten und ungezweifelsten
Stellen derselben. Und da die Offenba-
rung Johannis sich häufig der Bilder der
alten Propheten bedienet; so mache man
sich dasjenige, was in selbigen ganz deut-
lich ist, genau bekannt, und brauche sel-
biges zur Erklärung der Bilder der Of-
fen barung.

Die siebente Regel: Weil es vermö-
ge der Natur der Dinge nicht anders seyn

kann,

die angenehmſten und erbaulichſten Be-
trachtungen kommen.

Die vierte Regel: Weil es aber dem
Menſchen kaum moͤglich, dem Triebe der
Neubegierde dergeſtalt zu widerſtehen, daß
man bey ſolchen Bildern nicht nachfragen
ſollte, auf wen ſie wol insbeſondere zielten,
ſo mag zwar wol jemand eine naͤhere Aus-
legung fuͤr ſich davon machen; er brauche
aber dabey die Beſcheidenheit, daß er ſie
nie fuͤr etwas gewiſſes halte und ausgebe,
noch weniger aber andern aufdringe, und
mit andern daruͤber zanke.

Die fuͤnfte Regel: Man huͤte ſich fuͤr
weit hergeholete, und vor der Bedeutung
der Worte weit abweichende Erklaͤrun-
gen, und mache die Offenbarung nicht
durch allerhand wunderliche Einfaͤlle einer
ſchwaͤrmenden Einbildungskraft laͤcherlich.

Die ſechſte Regel: Man ſuche die
Beſtimmung der Begriffe vornehmlich aus
der Sprache der heiligen Buͤcher ſelber,
und aus den helleſten und ungezweifelſten
Stellen derſelben. Und da die Offenba-
rung Johannis ſich haͤufig der Bilder der
alten Propheten bedienet; ſo mache man
ſich dasjenige, was in ſelbigen ganz deut-
lich iſt, genau bekannt, und brauche ſel-
biges zur Erklaͤrung der Bilder der Of-
fen barung.

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ge der Natur der Dinge nicht anders ſeyn

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[406/0426] die angenehmſten und erbaulichſten Be- trachtungen kommen. Die vierte Regel: Weil es aber dem Menſchen kaum moͤglich, dem Triebe der Neubegierde dergeſtalt zu widerſtehen, daß man bey ſolchen Bildern nicht nachfragen ſollte, auf wen ſie wol insbeſondere zielten, ſo mag zwar wol jemand eine naͤhere Aus- legung fuͤr ſich davon machen; er brauche aber dabey die Beſcheidenheit, daß er ſie nie fuͤr etwas gewiſſes halte und ausgebe, noch weniger aber andern aufdringe, und mit andern daruͤber zanke. Die fuͤnfte Regel: Man huͤte ſich fuͤr weit hergeholete, und vor der Bedeutung der Worte weit abweichende Erklaͤrun- gen, und mache die Offenbarung nicht durch allerhand wunderliche Einfaͤlle einer ſchwaͤrmenden Einbildungskraft laͤcherlich. Die ſechſte Regel: Man ſuche die Beſtimmung der Begriffe vornehmlich aus der Sprache der heiligen Buͤcher ſelber, und aus den helleſten und ungezweifelſten Stellen derſelben. Und da die Offenba- rung Johannis ſich haͤufig der Bilder der alten Propheten bedienet; ſo mache man ſich dasjenige, was in ſelbigen ganz deut- lich iſt, genau bekannt, und brauche ſel- biges zur Erklaͤrung der Bilder der Of- fen barung. Die ſiebente Regel: Weil es vermoͤ- ge der Natur der Dinge nicht anders ſeyn kann,

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/426>, abgerufen am 22.11.2024.