stimmen habe. Denn an den mehresten Orten erklären sie sich selber, und machen ihre Sprache deutlich, daß man die Haupt- sache hinlänglich verstehen kann, obgleich zu Zeiten einige Umstände versteckt wer- den. Wir wollen dieses in einigen Exem- peln zeigen. Wer das vierzehnte Capitel des Jesaias lieset, siehet ohne Mühe, daß unter den Böcken der Welt, die Anführer und Mächtigen der Erden verstanden wer- den, denn Jesaias setzet gleich hinzu: alle Könige der Heiden. Es erhellet ferner aus diesem Capitel, daß wenn in den Pro- pheten die Geschichte eines Königes abge- bildet wird, darunter nicht allezeit ein ein- zelner König, sondern auch wol eine ganze Folge von Königen verstanden werde. Wenn hier der König von Babel abge- schildert wird; so siehet ein jeder, der die Historie des Babylonischen Reiches kennet, daß hier die Linien von mehr denn einem Könige zu finden, und daß man hier we- nigstens die Folge der Babylonischen Kö- nige von dem Nebucadnezar bis auf die Einnahme von Babylon, durch den Cyrus zusammen nehmen müsse. Denn Nebu- cadnezar war eigentlich der grosse Ueber- winder der Völker, so hier beschrieben wird. Die Ueberwindung dieses fürchter- lichen Hauses geschahe aber erst verschie- dene Jahre nach dem Ableben dieses Köni-
ges
D d 5
ſtimmen habe. Denn an den mehreſten Orten erklaͤren ſie ſich ſelber, und machen ihre Sprache deutlich, daß man die Haupt- ſache hinlaͤnglich verſtehen kann, obgleich zu Zeiten einige Umſtaͤnde verſteckt wer- den. Wir wollen dieſes in einigen Exem- peln zeigen. Wer das vierzehnte Capitel des Jeſaias lieſet, ſiehet ohne Muͤhe, daß unter den Boͤcken der Welt, die Anfuͤhrer und Maͤchtigen der Erden verſtanden wer- den, denn Jeſaias ſetzet gleich hinzu: alle Koͤnige der Heiden. Es erhellet ferner aus dieſem Capitel, daß wenn in den Pro- pheten die Geſchichte eines Koͤniges abge- bildet wird, darunter nicht allezeit ein ein- zelner Koͤnig, ſondern auch wol eine ganze Folge von Koͤnigen verſtanden werde. Wenn hier der Koͤnig von Babel abge- ſchildert wird; ſo ſiehet ein jeder, der die Hiſtorie des Babyloniſchen Reiches kennet, daß hier die Linien von mehr denn einem Koͤnige zu finden, und daß man hier we- nigſtens die Folge der Babyloniſchen Koͤ- nige von dem Nebucadnezar bis auf die Einnahme von Babylon, durch den Cyrus zuſammen nehmen muͤſſe. Denn Nebu- cadnezar war eigentlich der groſſe Ueber- winder der Voͤlker, ſo hier beſchrieben wird. Die Ueberwindung dieſes fuͤrchter- lichen Hauſes geſchahe aber erſt verſchie- dene Jahre nach dem Ableben dieſes Koͤni-
ges
D d 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0445"n="425"/>ſtimmen habe. Denn an den mehreſten<lb/>
Orten erklaͤren ſie ſich ſelber, und machen<lb/>
ihre Sprache deutlich, daß man die Haupt-<lb/>ſache hinlaͤnglich verſtehen kann, obgleich<lb/>
zu Zeiten einige Umſtaͤnde verſteckt wer-<lb/>
den. Wir wollen dieſes in einigen Exem-<lb/>
peln zeigen. Wer das vierzehnte Capitel<lb/>
des Jeſaias lieſet, ſiehet ohne Muͤhe, daß<lb/>
unter den Boͤcken der Welt, die Anfuͤhrer<lb/>
und Maͤchtigen der Erden verſtanden wer-<lb/>
den, denn Jeſaias ſetzet gleich hinzu: <hirendition="#fr">alle<lb/>
Koͤnige der Heiden.</hi> Es erhellet ferner<lb/>
aus dieſem Capitel, daß wenn in den Pro-<lb/>
pheten die Geſchichte eines Koͤniges abge-<lb/>
bildet wird, darunter nicht allezeit ein ein-<lb/>
zelner Koͤnig, ſondern auch wol eine ganze<lb/>
Folge von Koͤnigen verſtanden werde.<lb/>
Wenn hier der Koͤnig von Babel abge-<lb/>ſchildert wird; ſo ſiehet ein jeder, der die<lb/>
Hiſtorie des Babyloniſchen Reiches kennet,<lb/>
daß hier die Linien von mehr denn einem<lb/>
Koͤnige zu finden, und daß man hier we-<lb/>
nigſtens die Folge der Babyloniſchen Koͤ-<lb/>
nige von dem Nebucadnezar bis auf die<lb/>
Einnahme von Babylon, durch den Cyrus<lb/>
zuſammen nehmen muͤſſe. Denn Nebu-<lb/>
cadnezar war eigentlich der groſſe Ueber-<lb/>
winder der Voͤlker, ſo hier beſchrieben<lb/>
wird. Die Ueberwindung dieſes fuͤrchter-<lb/>
lichen Hauſes geſchahe aber erſt verſchie-<lb/>
dene Jahre nach dem Ableben dieſes Koͤni-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D d 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ges</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[425/0445]
ſtimmen habe. Denn an den mehreſten
Orten erklaͤren ſie ſich ſelber, und machen
ihre Sprache deutlich, daß man die Haupt-
ſache hinlaͤnglich verſtehen kann, obgleich
zu Zeiten einige Umſtaͤnde verſteckt wer-
den. Wir wollen dieſes in einigen Exem-
peln zeigen. Wer das vierzehnte Capitel
des Jeſaias lieſet, ſiehet ohne Muͤhe, daß
unter den Boͤcken der Welt, die Anfuͤhrer
und Maͤchtigen der Erden verſtanden wer-
den, denn Jeſaias ſetzet gleich hinzu: alle
Koͤnige der Heiden. Es erhellet ferner
aus dieſem Capitel, daß wenn in den Pro-
pheten die Geſchichte eines Koͤniges abge-
bildet wird, darunter nicht allezeit ein ein-
zelner Koͤnig, ſondern auch wol eine ganze
Folge von Koͤnigen verſtanden werde.
Wenn hier der Koͤnig von Babel abge-
ſchildert wird; ſo ſiehet ein jeder, der die
Hiſtorie des Babyloniſchen Reiches kennet,
daß hier die Linien von mehr denn einem
Koͤnige zu finden, und daß man hier we-
nigſtens die Folge der Babyloniſchen Koͤ-
nige von dem Nebucadnezar bis auf die
Einnahme von Babylon, durch den Cyrus
zuſammen nehmen muͤſſe. Denn Nebu-
cadnezar war eigentlich der groſſe Ueber-
winder der Voͤlker, ſo hier beſchrieben
wird. Die Ueberwindung dieſes fuͤrchter-
lichen Hauſes geſchahe aber erſt verſchie-
dene Jahre nach dem Ableben dieſes Koͤni-
ges
D d 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/445>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.