Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

sie von ferne gesehen, und sich der ver-
tröstet und wol begnügen lassen, und
bekannt, daß sie Gäste und Fremdlin-
ge auf Erden sind. Denn die solches
sagen, die geben zu verstehen, daß sie
ein Vaterland suchen. Und zwar, wo
sie das gemeynet hätten, von welchem
sie waren ausgezogen, hatten sie ja Zeit
wieder umzukehren. Nun aber begeh-
ren sie eines bessern, nämlich eines
himmlischen. Darum schämet sich
Gott ihrer nicht zu heissen ihr Gott,
denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet.

Wie gezwungen. ist es nicht, wenn dieses
einige auf die hernach erbauete Stadt Je-
rusalem, oder auf die Kirche des neuen
Testaments ziehen? Es stehet ja hier aus-
drücklich, daß jene Gläubigen sich Gäste
und Fremdlinge auf der Erde genannt,
und ein himmlisches Vaterland gesuchet.
Hier stehet ja Erde und Himmel einander
entgegen. Wie ist es möglich, daß man
unter dem himmlischen Vaterlande Jerusa-
lem, und das Land Canaan, oder auch
die Länder der Christen verstehen kann?
Wie kann man sagen, daß denen Vätern,
von welchen hier geredet wird, dem Abra-
ham, dem Jsaac und Jacob jenes Jeru-
salem, oder aber die Kirche neues Testa-
ments sey erbauet worden? Es stehet hier:
Gott hat ihnen, und nicht, Gott hat
ihren Nachkommen,
eine Stadt erbauet.

Was

ſie von ferne geſehen, und ſich der ver-
troͤſtet und wol begnuͤgen laſſen, und
bekannt, daß ſie Gaͤſte und Fremdlin-
ge auf Erden ſind. Denn die ſolches
ſagen, die geben zu verſtehen, daß ſie
ein Vaterland ſuchen. Und zwar, wo
ſie das gemeynet haͤtten, von welchem
ſie waren ausgezogen, hatten ſie ja Zeit
wieder umzukehren. Nun aber begeh-
ren ſie eines beſſern, naͤmlich eines
himmliſchen. Darum ſchaͤmet ſich
Gott ihrer nicht zu heiſſen ihr Gott,
denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet.

Wie gezwungen. iſt es nicht, wenn dieſes
einige auf die hernach erbauete Stadt Je-
ruſalem, oder auf die Kirche des neuen
Teſtaments ziehen? Es ſtehet ja hier aus-
druͤcklich, daß jene Glaͤubigen ſich Gaͤſte
und Fremdlinge auf der Erde genannt,
und ein himmliſches Vaterland geſuchet.
Hier ſtehet ja Erde und Himmel einander
entgegen. Wie iſt es moͤglich, daß man
unter dem himmliſchen Vaterlande Jeruſa-
lem, und das Land Canaan, oder auch
die Laͤnder der Chriſten verſtehen kann?
Wie kann man ſagen, daß denen Vaͤtern,
von welchen hier geredet wird, dem Abra-
ham, dem Jſaac und Jacob jenes Jeru-
ſalem, oder aber die Kirche neues Teſta-
ments ſey erbauet worden? Es ſtehet hier:
Gott hat ihnen, und nicht, Gott hat
ihren Nachkommen,
eine Stadt erbauet.

Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0454" n="434"/><hi rendition="#fr">&#x017F;ie von ferne ge&#x017F;ehen, und &#x017F;ich der ver-<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;tet und wol begnu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
bekannt, daß &#x017F;ie Ga&#x0364;&#x017F;te und Fremdlin-<lb/>
ge auf Erden &#x017F;ind. Denn die &#x017F;olches<lb/>
&#x017F;agen, die geben zu ver&#x017F;tehen, daß &#x017F;ie<lb/>
ein Vaterland &#x017F;uchen. Und zwar, wo<lb/>
&#x017F;ie das gemeynet ha&#x0364;tten, von welchem<lb/>
&#x017F;ie waren ausgezogen, hatten &#x017F;ie ja Zeit<lb/>
wieder umzukehren. Nun aber begeh-<lb/>
ren &#x017F;ie eines be&#x017F;&#x017F;ern, na&#x0364;mlich eines<lb/>
himmli&#x017F;chen. Darum &#x017F;cha&#x0364;met &#x017F;ich<lb/>
Gott ihrer nicht zu hei&#x017F;&#x017F;en ihr Gott,<lb/>
denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet.</hi><lb/>
Wie gezwungen. i&#x017F;t es nicht, wenn die&#x017F;es<lb/>
einige auf die hernach erbauete Stadt Je-<lb/>
ru&#x017F;alem, oder auf die Kirche des neuen<lb/>
Te&#x017F;taments ziehen? Es &#x017F;tehet ja hier aus-<lb/>
dru&#x0364;cklich, daß jene Gla&#x0364;ubigen &#x017F;ich Ga&#x0364;&#x017F;te<lb/>
und Fremdlinge <hi rendition="#fr">auf der Erde</hi> genannt,<lb/>
und ein himmli&#x017F;ches Vaterland ge&#x017F;uchet.<lb/>
Hier &#x017F;tehet ja Erde und Himmel einander<lb/>
entgegen. Wie i&#x017F;t es mo&#x0364;glich, daß man<lb/>
unter dem himmli&#x017F;chen Vaterlande Jeru&#x017F;a-<lb/>
lem, und das Land Canaan, oder auch<lb/>
die La&#x0364;nder der Chri&#x017F;ten ver&#x017F;tehen kann?<lb/>
Wie kann man &#x017F;agen, daß denen Va&#x0364;tern,<lb/>
von welchen hier geredet wird, dem Abra-<lb/>
ham, dem J&#x017F;aac und Jacob jenes Jeru-<lb/>
&#x017F;alem, oder aber die Kirche neues Te&#x017F;ta-<lb/>
ments &#x017F;ey erbauet worden? Es &#x017F;tehet hier:<lb/><hi rendition="#fr">Gott hat ihnen,</hi> und nicht, <hi rendition="#fr">Gott hat<lb/>
ihren Nachkommen,</hi> eine Stadt erbauet.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[434/0454] ſie von ferne geſehen, und ſich der ver- troͤſtet und wol begnuͤgen laſſen, und bekannt, daß ſie Gaͤſte und Fremdlin- ge auf Erden ſind. Denn die ſolches ſagen, die geben zu verſtehen, daß ſie ein Vaterland ſuchen. Und zwar, wo ſie das gemeynet haͤtten, von welchem ſie waren ausgezogen, hatten ſie ja Zeit wieder umzukehren. Nun aber begeh- ren ſie eines beſſern, naͤmlich eines himmliſchen. Darum ſchaͤmet ſich Gott ihrer nicht zu heiſſen ihr Gott, denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet. Wie gezwungen. iſt es nicht, wenn dieſes einige auf die hernach erbauete Stadt Je- ruſalem, oder auf die Kirche des neuen Teſtaments ziehen? Es ſtehet ja hier aus- druͤcklich, daß jene Glaͤubigen ſich Gaͤſte und Fremdlinge auf der Erde genannt, und ein himmliſches Vaterland geſuchet. Hier ſtehet ja Erde und Himmel einander entgegen. Wie iſt es moͤglich, daß man unter dem himmliſchen Vaterlande Jeruſa- lem, und das Land Canaan, oder auch die Laͤnder der Chriſten verſtehen kann? Wie kann man ſagen, daß denen Vaͤtern, von welchen hier geredet wird, dem Abra- ham, dem Jſaac und Jacob jenes Jeru- ſalem, oder aber die Kirche neues Teſta- ments ſey erbauet worden? Es ſtehet hier: Gott hat ihnen, und nicht, Gott hat ihren Nachkommen, eine Stadt erbauet. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/454
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/454>, abgerufen am 19.05.2024.