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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816.

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und Trinken den Mangel der Festlichkeit erse-
tzen -- aber der Mensch feiert kein Fest auf dem
Mastkoben. Er hat ja nur einen Magen.
Wohl hält nach dem wahren Sprichwort: Essen
und Trinken -- Leib und Seele zusammen; aber
That und Handlung muß hinzukommen, wenn
eine Erinnerung bleiben soll. Je voller der Ma-
gen, je todter das Auge, je leerer die Seele!
Nicht Quaas und Fraß -- Leben und Weben
müssen bei jedem Volksfeste vorwalten.

Über die Turnsprache nur etwas Höchst-
wesentliches
, da es hier an Raum fehlt, um
für sie nach allen Gründen und Gegengründen
gegen jedermann in einem offenen Kampfe zu
rechten und fechten. Es ist ein unbestrittenes
Recht, eine Deutsche Sache in Deutscher Spra-
che, ein Deutsches Werk mit Deutschem Wort
zu benennen. Warum auch bei fremden Spra-
chen betteln gehn, und im Ausland auf Leih
und Borg nehmen, was man im Vaterlande
reichlich und besser hat. Kein gründlicher
Sprachkenner, kein echtdeutscher Volks-
mann
hat auch je der Wortmengerei die Stan-
ge gehalten. Nur Sprachschwache und Af-

ter-

und Trinken den Mangel der Feſtlichkeit erſe-
tzen — aber der Menſch feiert kein Feſt auf dem
Maſtkoben. Er hat ja nur einen Magen.
Wohl hält nach dem wahren Sprichwort: Eſſen
und Trinken — Leib und Seele zuſammen; aber
That und Handlung muß hinzukommen, wenn
eine Erinnerung bleiben ſoll. Je voller der Ma-
gen, je todter das Auge, je leerer die Seele!
Nicht Quaas und Fraß — Leben und Weben
müſſen bei jedem Volksfeſte vorwalten.

Über die Turnſprache nur etwas Höchſt-
weſentliches
, da es hier an Raum fehlt, um
für ſie nach allen Gründen und Gegengründen
gegen jedermann in einem offenen Kampfe zu
rechten und fechten. Es iſt ein unbeſtrittenes
Recht, eine Deutſche Sache in Deutſcher Spra-
che, ein Deutſches Werk mit Deutſchem Wort
zu benennen. Warum auch bei fremden Spra-
chen betteln gehn, und im Ausland auf Leih
und Borg nehmen, was man im Vaterlande
reichlich und beſſer hat. Kein gründlicher
Sprachkenner, kein echtdeutſcher Volks-
mann
hat auch je der Wortmengerei die Stan-
ge gehalten. Nur Sprachſchwache und Af-

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[XIX/0025] und Trinken den Mangel der Feſtlichkeit erſe- tzen — aber der Menſch feiert kein Feſt auf dem Maſtkoben. Er hat ja nur einen Magen. Wohl hält nach dem wahren Sprichwort: Eſſen und Trinken — Leib und Seele zuſammen; aber That und Handlung muß hinzukommen, wenn eine Erinnerung bleiben ſoll. Je voller der Ma- gen, je todter das Auge, je leerer die Seele! Nicht Quaas und Fraß — Leben und Weben müſſen bei jedem Volksfeſte vorwalten. Über die Turnſprache nur etwas Höchſt- weſentliches, da es hier an Raum fehlt, um für ſie nach allen Gründen und Gegengründen gegen jedermann in einem offenen Kampfe zu rechten und fechten. Es iſt ein unbeſtrittenes Recht, eine Deutſche Sache in Deutſcher Spra- che, ein Deutſches Werk mit Deutſchem Wort zu benennen. Warum auch bei fremden Spra- chen betteln gehn, und im Ausland auf Leih und Borg nehmen, was man im Vaterlande reichlich und beſſer hat. Kein gründlicher Sprachkenner, kein echtdeutſcher Volks- mann hat auch je der Wortmengerei die Stan- ge gehalten. Nur Sprachſchwache und Af- ter-

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/25>, abgerufen am 23.11.2024.