I.Ueber die Art, wie die Turnübun- bungen zu treiben und im Gange zu erhalten.
Turnkunst.
Die Turnkunst soll die verloren gegangene Gleich- mäßigkeit der menschlichen Bildung wieder herstellen, der bloß einseitigen Vergeistigung die wahre Leibhaftigkeit zuordnen, der Überverfeinerung in der wiedergewonne- nen Mannlichkeit das nothwendige Gegengewicht geben, und im jugendlichen Zusammenleben den ganzen Men- schen umfassen und ergreifen.
So lange der Mensch noch hienieden einen Leib hat und zu seinem irdischen Dasein auch ein leibliches Leben bedarf, was ohne Kraft und Stärke, ohne Dauer- barkeit und Nachhaltigkeit, ohne Gewandtheit und An- stelligkeit zum nichtigen Schatten versiecht -- wird die Turnkunst einen Haupttheil der menschlichen Ausbildung einnehmen müssen. Unbegreiflich, daß diese Brauchkunst des Leibes und Lebens, diese Schutz- und Schirmlehre, diese Wehrhaftmachung so lange verschollen gewesen.
Aber
O
I.Ueber die Art, wie die Turnuͤbun- bungen zu treiben und im Gange zu erhalten.
Turnkunſt.
Die Turnkunſt ſoll die verloren gegangene Gleich- mäßigkeit der menſchlichen Bildung wieder herſtellen, der bloß einſeitigen Vergeiſtigung die wahre Leibhaftigkeit zuordnen, der Überverfeinerung in der wiedergewonne- nen Mannlichkeit das nothwendige Gegengewicht geben, und im jugendlichen Zuſammenleben den ganzen Men- ſchen umfaſſen und ergreifen.
So lange der Menſch noch hienieden einen Leib hat und zu ſeinem irdiſchen Daſein auch ein leibliches Leben bedarf, was ohne Kraft und Stärke, ohne Dauer- barkeit und Nachhaltigkeit, ohne Gewandtheit und An- ſtelligkeit zum nichtigen Schatten verſiecht — wird die Turnkunſt einen Haupttheil der menſchlichen Ausbildung einnehmen müſſen. Unbegreiflich, daß dieſe Brauchkunſt des Leibes und Lebens, dieſe Schutz- und Schirmlehre, dieſe Wehrhaftmachung ſo lange verſchollen geweſen.
Aber
O
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I. Ueber die Art, wie die Turnuͤbun-
bungen zu treiben und im Gange
zu erhalten.
Turnkunſt.
Die Turnkunſt ſoll die verloren gegangene Gleich-
mäßigkeit der menſchlichen Bildung wieder herſtellen, der
bloß einſeitigen Vergeiſtigung die wahre Leibhaftigkeit
zuordnen, der Überverfeinerung in der wiedergewonne-
nen Mannlichkeit das nothwendige Gegengewicht geben,
und im jugendlichen Zuſammenleben den ganzen Men-
ſchen umfaſſen und ergreifen.
So lange der Menſch noch hienieden einen Leib
hat und zu ſeinem irdiſchen Daſein auch ein leibliches
Leben bedarf, was ohne Kraft und Stärke, ohne Dauer-
barkeit und Nachhaltigkeit, ohne Gewandtheit und An-
ſtelligkeit zum nichtigen Schatten verſiecht — wird die
Turnkunſt einen Haupttheil der menſchlichen Ausbildung
einnehmen müſſen. Unbegreiflich, daß dieſe Brauchkunſt
des Leibes und Lebens, dieſe Schutz- und Schirmlehre,
dieſe Wehrhaftmachung ſo lange verſchollen geweſen.
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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/279>, abgerufen am 22.11.2024.
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