mit durchgemacht. Das erweckt alle schlummernden Kräfte, verleiht Selbstvertrauen und Zuversicht, die den Muth niemals im Elend lassen. Nur langsam steigert sich die Kraft, allmälig ist die Stärke gewachsen, nach und nach die Fertigkeit gewonnen, oft ein schwer Stück vergeblich versucht, bis es nach harter Arbeit, saurer Mühe und rastlosem Fleiß endlich gelungen. Das bringt das Wollen durch die Irrwege der Willelei zum folge- rechten Willen, zum Ausharren, worin aller Sieg ruht. Man trägt ein göttliches Gefühl in der Brust, so bald man erst weiß, daß man etwas kann, wenn man nur will. Gesehen haben, was anderen endlich möglich gewor- den, gewährt die freudige Hoffnung es auch zu leisten. In der Turngemeinschaft wird der Wagemuth heimisch. Da wird alle Anstrengung leicht, und die Last Lust, wo andere mit wettturnen. Einer erstarkt bei der Arbeit an dem andern, stählt sich an ihrer Kraft, ermu- thiget sich und richtet sich empor. Ein Beispiel wird so das Vorbild, und reicht weiter als tausend Lehren. Eine echte That ist noch nie ohne Nachkommen geblieben.
Ohne eine Turnanstalt sollte billig keine nam- hafte Stadt in Deutschen Landen forthin bleiben. Den Einwurf: "Es kostet was" können nur Tröpfe vor- bringen, die gern als Köpfe spuken möchten. Menschen werden gezählt, Männer gewogen und sind nicht zu erdrillen.
Turn-
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mit durchgemacht. Das erweckt alle ſchlummernden Kräfte, verleiht Selbſtvertrauen und Zuverſicht, die den Muth niemals im Elend laſſen. Nur langſam ſteigert ſich die Kraft, allmälig iſt die Stärke gewachſen, nach und nach die Fertigkeit gewonnen, oft ein ſchwer Stück vergeblich verſucht, bis es nach harter Arbeit, ſaurer Mühe und raſtloſem Fleiß endlich gelungen. Das bringt das Wollen durch die Irrwege der Willelei zum folge- rechten Willen, zum Ausharren, worin aller Sieg ruht. Man trägt ein göttliches Gefühl in der Bruſt, ſo bald man erſt weiß, daß man etwas kann, wenn man nur will. Geſehen haben, was anderen endlich möglich gewor- den, gewährt die freudige Hoffnung es auch zu leiſten. In der Turngemeinſchaft wird der Wagemuth heimiſch. Da wird alle Anſtrengung leicht, und die Laſt Luſt, wo andere mit wettturnen. Einer erſtarkt bei der Arbeit an dem andern, ſtählt ſich an ihrer Kraft, ermu- thiget ſich und richtet ſich empor. Ein Beiſpiel wird ſo das Vorbild, und reicht weiter als tauſend Lehren. Eine echte That iſt noch nie ohne Nachkommen geblieben.
Ohne eine Turnanſtalt ſollte billig keine nam- hafte Stadt in Deutſchen Landen forthin bleiben. Den Einwurf: „Es koſtet was“ können nur Tröpfe vor- bringen, die gern als Köpfe ſpuken möchten. Menſchen werden gezählt, Männer gewogen und ſind nicht zu erdrillen.
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mit durchgemacht. Das erweckt alle ſchlummernden
Kräfte, verleiht Selbſtvertrauen und Zuverſicht, die den
Muth niemals im Elend laſſen. Nur langſam ſteigert
ſich die Kraft, allmälig iſt die Stärke gewachſen, nach
und nach die Fertigkeit gewonnen, oft ein ſchwer Stück
vergeblich verſucht, bis es nach harter Arbeit, ſaurer
Mühe und raſtloſem Fleiß endlich gelungen. Das bringt
das Wollen durch die Irrwege der Willelei zum folge-
rechten Willen, zum Ausharren, worin aller Sieg ruht.
Man trägt ein göttliches Gefühl in der Bruſt, ſo bald
man erſt weiß, daß man etwas kann, wenn man nur
will. Geſehen haben, was anderen endlich möglich gewor-
den, gewährt die freudige Hoffnung es auch zu leiſten.
In der Turngemeinſchaft wird der Wagemuth heimiſch.
Da wird alle Anſtrengung leicht, und die Laſt Luſt,
wo andere mit wettturnen. Einer erſtarkt bei der
Arbeit an dem andern, ſtählt ſich an ihrer Kraft, ermu-
thiget ſich und richtet ſich empor. Ein Beiſpiel wird ſo
das Vorbild, und reicht weiter als tauſend Lehren. Eine
echte That iſt noch nie ohne Nachkommen geblieben.
Ohne eine Turnanſtalt ſollte billig keine nam-
hafte Stadt in Deutſchen Landen forthin bleiben. Den
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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/281>, abgerufen am 22.11.2024.
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