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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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wald, Richey, Rüdiger, Schmidt, Schütz, Sey¬
vert, Strodtmann, Tilling, Wiarda, Zaupser,
und andern Ungenannten, noch viele Vorarbei¬
ten erfordert. Eine allgemeine Hof- Staats-
und Volkssprache einzuführen versäumten die
Perser, ließen Befehle und Verordnungen in al¬
len Sprachen der Unterworfenen schreiben --
dafür fiel beim ersten Gewaltstoß ihr Großreich
auseinander. Die durch die Jnkas herrschend
gewordene Sprache hält sich noch in Quito, und
Peru. Eine wilde Sprache, Guaranisch bil¬
deten die Jesuiten zur Staatssprache ihres Pa¬
raguay-Reichs. Durch Latein befestigten die
Alles auf ewige Dauer anlegenden Römer ihre
Waffenherrschaft, und als das Reich in der
Westhälfte zu Tode krankte, trieb der abgehaue¬
ne Stamm neue Sprößlinge aus der Lateini¬
schen Wurzel, die in einem vierfachen Bücher¬
wesen blühen.


8. Mischung der Menschen aus allen Pro¬
vinzen in der Staatsdienerschaft.

Der Landsmannschaftsdünkel muß einem
künftigen Volksgeist Raum geben. Vetterschaf¬

wald, Richey, Rüdiger, Schmidt, Schütz, Sey¬
vert, Strodtmann, Tilling, Wiarda, Zaupſer,
und andern Ungenannten, noch viele Vorarbei¬
ten erfordert. Eine allgemeine Hof- Staats-
und Volksſprache einzuführen verſäumten die
Perſer, ließen Befehle und Verordnungen in al¬
len Sprachen der Unterworfenen ſchreiben —
dafür fiel beim erſten Gewaltſtoß ihr Großreich
auseinander. Die durch die Jnkas herrſchend
gewordene Sprache hält ſich noch in Quito, und
Peru. Eine wilde Sprache, Guaraniſch bil¬
deten die Jeſuiten zur Staatsſprache ihres Pa¬
raguay-Reichs. Durch Latein befeſtigten die
Alles auf ewige Dauer anlegenden Römer ihre
Waffenherrſchaft, und als das Reich in der
Weſthälfte zu Tode krankte, trieb der abgehaue¬
ne Stamm neue Sprößlinge aus der Lateini¬
ſchen Wurzel, die in einem vierfachen Bücher¬
weſen blühen.


8. Miſchung der Menſchen aus allen Pro¬
vinzen in der Staatsdienerſchaft.

Der Landsmannſchaftsdünkel muß einem
künftigen Volksgeiſt Raum geben. Vetterſchaf¬

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[102/0132] 102 wald, Richey, Rüdiger, Schmidt, Schütz, Sey¬ vert, Strodtmann, Tilling, Wiarda, Zaupſer, und andern Ungenannten, noch viele Vorarbei¬ ten erfordert. Eine allgemeine Hof- Staats- und Volksſprache einzuführen verſäumten die Perſer, ließen Befehle und Verordnungen in al¬ len Sprachen der Unterworfenen ſchreiben — dafür fiel beim erſten Gewaltſtoß ihr Großreich auseinander. Die durch die Jnkas herrſchend gewordene Sprache hält ſich noch in Quito, und Peru. Eine wilde Sprache, Guaraniſch bil¬ deten die Jeſuiten zur Staatsſprache ihres Pa¬ raguay-Reichs. Durch Latein befeſtigten die Alles auf ewige Dauer anlegenden Römer ihre Waffenherrſchaft, und als das Reich in der Weſthälfte zu Tode krankte, trieb der abgehaue¬ ne Stamm neue Sprößlinge aus der Lateini¬ ſchen Wurzel, die in einem vierfachen Bücher¬ weſen blühen. 8. Miſchung der Menſchen aus allen Pro¬ vinzen in der Staatsdienerſchaft. Der Landsmannſchaftsdünkel muß einem künftigen Volksgeiſt Raum geben. Vetterſchaf¬

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/132>, abgerufen am 23.11.2024.