Ein Großreich mag hier nur aus einer Reichs¬ genossenschaft vieler besonderer Volksthümer be¬ stehen, die sich für ihre Fortdauer einander wech¬ selseitig Gewähr leisten. Kaiser Friedrichs III Wahlspruch: A. E. J. O. U. lässet sich ohne Zwang deuten -- "Allerlei Erdreich ist Öst¬ reichs Unglück." Ein fürstengesegnetes Haus, mußte es längst die beschwerlichen, widerstreben¬ den Umlande zu Bundesstaaten auf ihre beson¬ dere Volksthümer bilden. Nicht untergehen -- neu verjüngt mit einem Habsburgischen Erbdo¬ gen aufleben -- mußte das tausendjährige Ve¬ nedig. Und fünf Millionen Gallizier, mit ei¬ nem eigenen Habsburgischen, dem Ungarischen verbrüderten Königshaus, würden eine stärkere Vormauer abgeben -- denn selbst die Karpa¬ then. Eine schwere Last nahm den Habsbur¬ gern Friedrich an Schlesien ab, und befreite sie von Bayerns Bürde. Den Wink hätten sie be¬ herzigen, Böhmen, Gallizien, den Rest von Schlesien fahren lassen, und der Donau folgen sollen, die sie richtig geleitet hätte an zwei Mee¬ re, zu Jstrien, Dalmatien, Bosnien, Servien, Bulgarien, Bessarabien, der Wallachei und
Ein Großreich mag hier nur aus einer Reichs¬ genoſſenſchaft vieler beſonderer Volksthümer be¬ ſtehen, die ſich für ihre Fortdauer einander wech¬ ſelſeitig Gewähr leiſten. Kaiſer Friedrichs III Wahlſpruch: A. E. J. O. U. läſſet ſich ohne Zwang deuten — „Allerlei Erdreich iſt Öſt¬ reichs Unglück.“ Ein fürſtengeſegnetes Haus, mußte es längſt die beſchwerlichen, widerſtreben¬ den Umlande zu Bundesſtaaten auf ihre beſon¬ dere Volksthümer bilden. Nicht untergehen — neu verjüngt mit einem Habsburgiſchen Erbdo¬ gen aufleben — mußte das tauſendjährige Ve¬ nedig. Und fünf Millionen Gallizier, mit ei¬ nem eigenen Habsburgiſchen, dem Ungariſchen verbrüderten Königshaus, würden eine ſtärkere Vormauer abgeben — denn ſelbſt die Karpa¬ then. Eine ſchwere Laſt nahm den Habsbur¬ gern Friedrich an Schleſien ab, und befreite ſie von Bayerns Bürde. Den Wink hätten ſie be¬ herzigen, Böhmen, Gallizien, den Reſt von Schleſien fahren laſſen, und der Donau folgen ſollen, die ſie richtig geleitet hätte an zwei Mee¬ re, zu Jſtrien, Dalmatien, Bosnien, Servien, Bulgarien, Beſſarabien, der Wallachei und
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Ein Großreich mag hier nur aus einer Reichs¬
genoſſenſchaft vieler beſonderer Volksthümer be¬
ſtehen, die ſich für ihre Fortdauer einander wech¬
ſelſeitig Gewähr leiſten. Kaiſer Friedrichs III
Wahlſpruch: A. E. J. O. U. läſſet ſich ohne
Zwang deuten — „Allerlei Erdreich iſt Öſt¬
reichs Unglück.“ Ein fürſtengeſegnetes Haus,
mußte es längſt die beſchwerlichen, widerſtreben¬
den Umlande zu Bundesſtaaten auf ihre beſon¬
dere Volksthümer bilden. Nicht untergehen —
neu verjüngt mit einem Habsburgiſchen Erbdo¬
gen aufleben — mußte das tauſendjährige Ve¬
nedig. Und fünf Millionen Gallizier, mit ei¬
nem eigenen Habsburgiſchen, dem Ungariſchen
verbrüderten Königshaus, würden eine ſtärkere
Vormauer abgeben — denn ſelbſt die Karpa¬
then. Eine ſchwere Laſt nahm den Habsbur¬
gern Friedrich an Schleſien ab, und befreite ſie
von Bayerns Bürde. Den Wink hätten ſie be¬
herzigen, Böhmen, Gallizien, den Reſt von
Schleſien fahren laſſen, und der Donau folgen
ſollen, die ſie richtig geleitet hätte an zwei Mee¬
re, zu Jſtrien, Dalmatien, Bosnien, Servien,
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/140>, abgerufen am 23.11.2024.
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