Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.Nur die Gerechtigkeitsliebe walte das Rich¬ Neuerdings hat sich das Vorurtheil aus¬ Nur die Gerechtigkeitsliebe walte das Rich¬ Neuerdings hat ſich das Vorurtheil aus¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0269" n="239"/> <fw type="pageNum" place="top">239<lb/></fw> <p>Nur die Gerechtigkeitsliebe walte das Rich¬<lb/> teramt. Jch will Beweis vor der Verdammung.<lb/> Roh iſt allerdings der junge Vogelſteller, der<lb/> Nachtigallen einfängt: Aber er iſt vielleicht<lb/> arm! Was iſt nun der Reiche, der des Armen<lb/> Sünde ſich mitkauft, und den geblendeten Sän¬<lb/> ger in den Bauer ſetzt? Grauſam ſind die<lb/> Thierquäler, die ſchädliche Maikäfer zu Tode<lb/> martern. Aber iſt denn die Staatsaufſicht keine<lb/> Hegerin und Pflegerin dieſer Unbilden, wenn<lb/> ſie öffentlich und offenbar auf Straßen und<lb/> Märkten verübt werden? wenn die Thierchen<lb/> als Handelswaare in Kobern zur Stadt gebracht<lb/> werden, und hernach ſtückweiſe bei den Obſt¬<lb/> händlerinnen feil ſind? Und dies geſchah ſonſt<lb/> öffentlich in einer Stadt, die in Hinſicht von<lb/> Bildungsanſtalten den Ton angeben will — in<lb/> Halle an der Saale — und geſchieht vielleicht<lb/> dort und anderswo noch jetzt.</p><lb/> <p>Neuerdings hat ſich das Vorurtheil aus¬<lb/> gebreitet: „der Deutſche könne nun kein Kunſt¬<lb/> „volk mehr, bloß ein Denkervolk annoch ſein;<lb/> „das Leben der Dichterwelt blühe am Rhein<lb/> „nur, nicht an der nackten Elbe und kahlen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0269]
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Nur die Gerechtigkeitsliebe walte das Rich¬
teramt. Jch will Beweis vor der Verdammung.
Roh iſt allerdings der junge Vogelſteller, der
Nachtigallen einfängt: Aber er iſt vielleicht
arm! Was iſt nun der Reiche, der des Armen
Sünde ſich mitkauft, und den geblendeten Sän¬
ger in den Bauer ſetzt? Grauſam ſind die
Thierquäler, die ſchädliche Maikäfer zu Tode
martern. Aber iſt denn die Staatsaufſicht keine
Hegerin und Pflegerin dieſer Unbilden, wenn
ſie öffentlich und offenbar auf Straßen und
Märkten verübt werden? wenn die Thierchen
als Handelswaare in Kobern zur Stadt gebracht
werden, und hernach ſtückweiſe bei den Obſt¬
händlerinnen feil ſind? Und dies geſchah ſonſt
öffentlich in einer Stadt, die in Hinſicht von
Bildungsanſtalten den Ton angeben will — in
Halle an der Saale — und geſchieht vielleicht
dort und anderswo noch jetzt.
Neuerdings hat ſich das Vorurtheil aus¬
gebreitet: „der Deutſche könne nun kein Kunſt¬
„volk mehr, bloß ein Denkervolk annoch ſein;
„das Leben der Dichterwelt blühe am Rhein
„nur, nicht an der nackten Elbe und kahlen
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