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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Ausrufen war ein bloßer Soldatentick, nicht
mehr werth, als ein anbefohlnes Lebehoch!

Appianus de bello civili Lib. II.
Dion. Cassii Lib. XLIII.

Ließ sich doch auch König Franz nach der
Schlacht von Marignano durch Bayard zum
Ritter schlagen! Wäre Peter von Rußland
wohl der Große geworden, wenn er sich ge¬
schämt hätte klein anzufangen? Alles Gro¬
ße war einst klein! Aus Einem Mutterschooß
gehen Zwerg hervor und Riese.

"Die Besten sollen herrschen" ist eines
alten Staatsweisen Ausspruch. Darum sei
der Verdienstadel einer der ersten Reichsstände.
Etwas Ähnliches war der Areopagus in Athen.
Jm Menschen liegt so viel Göttlichmenschliches;
es zu entwickeln sind die Staaten theils zu todt,
theils zu verkehrt. Nur in vollendeter Mensch¬
lichkeit kann der Mensch göttergleich werden, und
außerhalb dieses heiligen Kreises muß er sich ewig
verteufeln. Welches Wettstreben wird werden,
wenn es erst in Wahrheit mit Klopstock heißt:

"Noch viel Verdienst ist übrig. Auf hab' es nur,
Die Welt wird's kennen."


Ausrufen war ein bloßer Soldatentick, nicht
mehr werth, als ein anbefohlnes Lebehoch!

Appianus de bello civili Lib. II.
Dion. Cassii Lib. XLIII.

Ließ ſich doch auch König Franz nach der
Schlacht von Marignano durch Bayard zum
Ritter ſchlagen! Wäre Peter von Rußland
wohl der Große geworden, wenn er ſich ge¬
ſchämt hätte klein anzufangen? Alles Gro¬
ße war einſt klein! Aus Einem Mutterſchooß
gehen Zwerg hervor und Rieſe.

„Die Beſten ſollen herrſchen“ iſt eines
alten Staatsweiſen Ausſpruch. Darum ſei
der Verdienſtadel einer der erſten Reichsſtände.
Etwas Ähnliches war der Areopagus in Athen.
Jm Menſchen liegt ſo viel Göttlichmenſchliches;
es zu entwickeln ſind die Staaten theils zu todt,
theils zu verkehrt. Nur in vollendeter Menſch¬
lichkeit kann der Menſch göttergleich werden, und
außerhalb dieſes heiligen Kreiſes muß er ſich ewig
verteufeln. Welches Wettſtreben wird werden,
wenn es erſt in Wahrheit mit Klopſtock heißt:

„Noch viel Verdienſt iſt übrig. Auf hab’ es nur,
Die Welt wird’s kennen.“


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[295/0325] 295 Ausrufen war ein bloßer Soldatentick, nicht mehr werth, als ein anbefohlnes Lebehoch! Appianus de bello civili Lib. II. Dion. Cassii Lib. XLIII. Ließ ſich doch auch König Franz nach der Schlacht von Marignano durch Bayard zum Ritter ſchlagen! Wäre Peter von Rußland wohl der Große geworden, wenn er ſich ge¬ ſchämt hätte klein anzufangen? Alles Gro¬ ße war einſt klein! Aus Einem Mutterſchooß gehen Zwerg hervor und Rieſe. „Die Beſten ſollen herrſchen“ iſt eines alten Staatsweiſen Ausſpruch. Darum ſei der Verdienſtadel einer der erſten Reichsſtände. Etwas Ähnliches war der Areopagus in Athen. Jm Menſchen liegt ſo viel Göttlichmenſchliches; es zu entwickeln ſind die Staaten theils zu todt, theils zu verkehrt. Nur in vollendeter Menſch¬ lichkeit kann der Menſch göttergleich werden, und außerhalb dieſes heiligen Kreiſes muß er ſich ewig verteufeln. Welches Wettſtreben wird werden, wenn es erſt in Wahrheit mit Klopſtock heißt: „Noch viel Verdienſt iſt übrig. Auf hab’ es nur, Die Welt wird’s kennen.“

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/325>, abgerufen am 24.11.2024.