Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.Herrscher gemacht, Verachtung hingegen und a) Muttersprache -- Hof- und Staats¬ Keine Sprache eines andern noch lebenden Herrſcher gemacht, Verachtung hingegen und a) Mutterſprache — Hof- und Staats¬ Keine Sprache eines andern noch lebenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0402" n="372"/><fw type="pageNum" place="top">372<lb/></fw>Herrſcher gemacht, Verachtung hingegen und<lb/> Unbekanntſchaft Thronen geſtürzt und große<lb/> Plane verhindert. Der Kenntniß von der Ur¬<lb/> ſprache Spaniens verdankte Hamilkar ſeine dor¬<lb/> tigen Siege. Sprachkenntniß verſchaffte dem<lb/> Mithridates friſche Heere und neue Völker,<lb/> wenn die alten erlagen. Guſtav <hi rendition="#aq">III</hi>, der große<lb/> Redner, konnte nicht fertig Finniſch — das ver¬<lb/> hinderte die Zerſtörung von Petersburg. Wel¬<lb/> che Nachtheile hat Öſtreich davon gehabt, daß<lb/> Joſeph <hi rendition="#aq">II</hi> die Ungariſche Sprache ausrotten<lb/> wollte! Kaiſer Karl der Vierte gab in der gol¬<lb/> denen Bulle das Geſetz, daß jeder Kurfürſt<lb/> Böhmiſch verſtehen ſollte. Das war zu viel —<lb/> aber daß jeder Fürſt mit jedem Unterthan in<lb/> ſeiner Mutterſprache reden könnte, wäre billig.<lb/> Hätten Englands Herrſcher Erſiſch und Galiſch<lb/> verſtanden, wie viele Empörungen wären dadurch<lb/> zu beſchwichtigen geweſen!</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">a)</hi> <hi rendition="#g">Mutterſprache — Hof- und Staats¬<lb/> ſprache.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Keine Sprache eines andern noch lebenden<lb/> Volks darf Hof- und Staatsſprache ſein: Denn<lb/> ſo lange noch nicht die Sprache eines fremden<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [372/0402]
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Herrſcher gemacht, Verachtung hingegen und
Unbekanntſchaft Thronen geſtürzt und große
Plane verhindert. Der Kenntniß von der Ur¬
ſprache Spaniens verdankte Hamilkar ſeine dor¬
tigen Siege. Sprachkenntniß verſchaffte dem
Mithridates friſche Heere und neue Völker,
wenn die alten erlagen. Guſtav III, der große
Redner, konnte nicht fertig Finniſch — das ver¬
hinderte die Zerſtörung von Petersburg. Wel¬
che Nachtheile hat Öſtreich davon gehabt, daß
Joſeph II die Ungariſche Sprache ausrotten
wollte! Kaiſer Karl der Vierte gab in der gol¬
denen Bulle das Geſetz, daß jeder Kurfürſt
Böhmiſch verſtehen ſollte. Das war zu viel —
aber daß jeder Fürſt mit jedem Unterthan in
ſeiner Mutterſprache reden könnte, wäre billig.
Hätten Englands Herrſcher Erſiſch und Galiſch
verſtanden, wie viele Empörungen wären dadurch
zu beſchwichtigen geweſen!
a) Mutterſprache — Hof- und Staats¬
ſprache.
Keine Sprache eines andern noch lebenden
Volks darf Hof- und Staatsſprache ſein: Denn
ſo lange noch nicht die Sprache eines fremden
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Zitationshilfe: | Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/402>, abgerufen am 16.07.2024. |