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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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"dermann versteht, die jedermann bekannt ist.
"Sanct Paul hat nicht so hohe und prächtige
"Worte, als Demosthenes und Cicero; aber ei¬
"gentlicher und deutlicher redet er, und hat
"Worte, so etwas Großes bedeuten und anzei¬
"gen." (Luther.) Jn den Uhusnestern der
Lichtscheuen legte man sonst Bücher an Ketten,
die neuern Übersteiglinge mögten jetzt gern den
Menschenverstand an ihre Bücher ketten. Es
ist ein großes Unglück nie vergessen zu können,
daß man Gelehrter ist. Es ist ein noch größe¬
res, wenn Nebler und Dunstlinge im Wahne
ihres Hochwerths sich einen Buchzwang anma¬
ßen; sich für eine Alleinvernunft halten, die jede
menschliche Vernunft erst vernünftig machen
müsse, und im unseligen Aberglaubensrausche
großthun: "Was wir als Urwissen zu behaup¬
ten geruhen, und als Armensteuer drucken lassen,
ist wahr, und wäre es auch wider die Vernunft¬
lehre aller übrigen Menschen!"

Volksfaßlichkeit darf nicht gemein werden,
nicht eintrichtern, nicht hineinschmieren wollen;
alle die unzählichen Versuche, die auf jene Ab¬
wege verirren, liefern Volksfaseleien.

Über die Meditation des Predigers. Ein Aus¬

„dermann verſteht, die jedermann bekannt iſt.
„Sanct Paul hat nicht ſo hohe und prächtige
„Worte, als Demoſthenes und Cicero; aber ei¬
„gentlicher und deutlicher redet er, und hat
„Worte, ſo etwas Großes bedeuten und anzei¬
„gen.″ (Luther.) Jn den Uhusneſtern der
Lichtſcheuen legte man ſonſt Bücher an Ketten,
die neuern Überſteiglinge mögten jetzt gern den
Menſchenverſtand an ihre Bücher ketten. Es
iſt ein großes Unglück nie vergeſſen zu können,
daß man Gelehrter iſt. Es iſt ein noch größe¬
res, wenn Nebler und Dunſtlinge im Wahne
ihres Hochwerths ſich einen Buchzwang anma¬
ßen; ſich für eine Alleinvernunft halten, die jede
menſchliche Vernunft erſt vernünftig machen
müſſe, und im unſeligen Aberglaubensrauſche
großthun: „Was wir als Urwiſſen zu behaup¬
ten geruhen, und als Armenſteuer drucken laſſen,
iſt wahr, und wäre es auch wider die Vernunft¬
lehre aller übrigen Menſchen!″

Volksfaßlichkeit darf nicht gemein werden,
nicht eintrichtern, nicht hineinſchmieren wollen;
alle die unzählichen Verſuche, die auf jene Ab¬
wege verirren, liefern Volksfaſeleien.

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[386/0416] 386 „dermann verſteht, die jedermann bekannt iſt. „Sanct Paul hat nicht ſo hohe und prächtige „Worte, als Demoſthenes und Cicero; aber ei¬ „gentlicher und deutlicher redet er, und hat „Worte, ſo etwas Großes bedeuten und anzei¬ „gen.″ (Luther.) Jn den Uhusneſtern der Lichtſcheuen legte man ſonſt Bücher an Ketten, die neuern Überſteiglinge mögten jetzt gern den Menſchenverſtand an ihre Bücher ketten. Es iſt ein großes Unglück nie vergeſſen zu können, daß man Gelehrter iſt. Es iſt ein noch größe¬ res, wenn Nebler und Dunſtlinge im Wahne ihres Hochwerths ſich einen Buchzwang anma¬ ßen; ſich für eine Alleinvernunft halten, die jede menſchliche Vernunft erſt vernünftig machen müſſe, und im unſeligen Aberglaubensrauſche großthun: „Was wir als Urwiſſen zu behaup¬ ten geruhen, und als Armenſteuer drucken laſſen, iſt wahr, und wäre es auch wider die Vernunft¬ lehre aller übrigen Menſchen!″ Volksfaßlichkeit darf nicht gemein werden, nicht eintrichtern, nicht hineinſchmieren wollen; alle die unzählichen Verſuche, die auf jene Ab¬ wege verirren, liefern Volksfaſeleien. Über die Meditation des Predigers. Ein Aus¬

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/416>, abgerufen am 22.11.2024.