tet hätte -- möchte denken, ein Muster¬ volk für alle übrigen zur Nachahmung zu ver¬ ordnen. Schlaf und Glück, Glauben und Liebe lassen sich nicht wie Speisen anrichten. Keiner kann den leiblichen Schlaf in die Oh¬ ren donnern, und noch weniger den geistigen in den Geist.-- Der Menschen Stammvater ist ge¬ storben, das Urgeschlecht ist ausgegangen, das Urvolk ist nicht mehr. Ein allgemeingültiges Musterbild für alles und jedes Volk hat es nicht gegeben, und kann es nicht, und soll es auch nicht geben. Darum ist ein jedes verlö¬ schendes Volksthum ein Unglücksfall für die Menschheit, ein Verlust für die Geschichte, und eine unausfüllige Lücke. Jn Einem Volke kann sich der Adel der Menschheit nicht einzig aus¬ sprechen, sondern in Allen mit Allen. So we¬ nig wie Ein Gesicht, giebt es auch nur Eine Denkungsart, und Handlungsweise. Nicht ei¬ nen und ebendenselben Charakter, sondern nur einen eigenen soll jeder Mensch sich bildend er¬ werben, und so aus dem Eigengegebenen selbst¬ geschaffen hervorgehn. Beide Freund und Feind verachten den charakterlosen Nichts, wenn sie jede Ursprünglichkeit ehren.
tet hätte — möchte denken‚ ein Muſter¬ volk für alle übrigen zur Nachahmung zu ver¬ ordnen. Schlaf und Glück, Glauben und Liebe laſſen ſich nicht wie Speiſen anrichten. Keiner kann den leiblichen Schlaf in die Oh¬ ren donnern, und noch weniger den geiſtigen in den Geiſt.— Der Menſchen Stammvater iſt ge¬ ſtorben, das Urgeſchlecht iſt ausgegangen, das Urvolk iſt nicht mehr. Ein allgemeingültiges Muſterbild für alles und jedes Volk hat es nicht gegeben, und kann es nicht, und ſoll es auch nicht geben. Darum iſt ein jedes verlö¬ ſchendes Volksthum ein Unglücksfall für die Menſchheit, ein Verluſt für die Geſchichte, und eine unausfüllige Lücke. Jn Einem Volke kann ſich der Adel der Menſchheit nicht einzig aus¬ ſprechen, ſondern in Allen mit Allen. So we¬ nig wie Ein Geſicht, giebt es auch nur Eine Denkungsart, und Handlungsweiſe. Nicht ei¬ nen und ebendenſelben Charakter, ſondern nur einen eigenen ſoll jeder Menſch ſich bildend er¬ werben, und ſo aus dem Eigengegebenen ſelbſt¬ geſchaffen hervorgehn. Beide Freund und Feind verachten den charakterloſen Nichts, wenn ſie jede Urſprünglichkeit ehren.
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tet hätte — möchte denken‚ ein Muſter¬
volk für alle übrigen zur Nachahmung zu ver¬
ordnen. Schlaf und Glück, Glauben und
Liebe laſſen ſich nicht wie Speiſen anrichten.
Keiner kann den leiblichen Schlaf in die Oh¬
ren donnern, und noch weniger den geiſtigen in
den Geiſt.— Der Menſchen Stammvater iſt ge¬
ſtorben, das Urgeſchlecht iſt ausgegangen, das
Urvolk iſt nicht mehr. Ein allgemeingültiges
Muſterbild für alles und jedes Volk hat es
nicht gegeben, und kann es nicht, und ſoll es
auch nicht geben. Darum iſt ein jedes verlö¬
ſchendes Volksthum ein Unglücksfall für die
Menſchheit, ein Verluſt für die Geſchichte, und
eine unausfüllige Lücke. Jn Einem Volke kann
ſich der Adel der Menſchheit nicht einzig aus¬
ſprechen, ſondern in Allen mit Allen. So we¬
nig wie Ein Geſicht, giebt es auch nur Eine
Denkungsart, und Handlungsweiſe. Nicht ei¬
nen und ebendenſelben Charakter, ſondern nur
einen eigenen ſoll jeder Menſch ſich bildend er¬
werben, und ſo aus dem Eigengegebenen ſelbſt¬
geſchaffen hervorgehn. Beide Freund und Feind
verachten den charakterloſen Nichts, wenn ſie
jede Urſprünglichkeit ehren.
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/59>, abgerufen am 27.11.2024.
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