Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

sundheitspflege, Volksbildung, Bergbau, For¬
sten u. s. w. Den ganzen Wirkungskreis der
Kammern, und ähnlicher abgesonderten Colle¬
gien. Aber da bei dem besten Willen, die be¬
sten Menschen nicht Alles übersehen können, und
zu einer wohlgeordneten Regierung die größeste
Umsicht erforderlich ist, so muß jede Landesre¬
gierung einen ständischen Beirath haben, der
eine Art "Engerer Ausschuß der Landschaft"
bilden würde. Nur müßte er nicht einseitig,
sondern aus den Gutsbesitzern, den Gewerbtrei¬
benden, dem Handelsstande, und den Gelehrten
besetzt werden.

Die Statthalter müssen in ihren Landen
immer anwesend sein, und etwa halbjährlich auf
14 Tage in die Hofstadt zu einem großen Reichs¬
rath kommen; nicht, wie es wohl sonst sehr üb¬
lich war, in der Hauptstadt wohnen, und dann
gelegentlich von da aus ihre Provinz durchflie¬
gen. Schon der gemeinste Menschenverstand
ist für solche naturgemäße Einrichtung. Viele
Sprüchwörter schärfen sie ein, und in Sprüch¬
wörtern ist die Weisheit von Jahrtausenden für
tausend Tausend aufbewahrt. "Wenn die Katze

ſundheitspflege, Volksbildung, Bergbau, For¬
ſten u. ſ. w. Den ganzen Wirkungskreis der
Kammern, und ähnlicher abgeſonderten Colle¬
gien. Aber da bei dem beſten Willen, die be¬
ſten Menſchen nicht Alles überſehen können, und
zu einer wohlgeordneten Regierung die größeſte
Umſicht erforderlich iſt, ſo muß jede Landesre¬
gierung einen ſtändiſchen Beirath haben, der
eine Art „Engerer Ausſchuß der Landſchaft″
bilden würde. Nur müßte er nicht einſeitig,
ſondern aus den Gutsbeſitzern, den Gewerbtrei¬
benden, dem Handelsſtande, und den Gelehrten
beſetzt werden.

Die Statthalter müſſen in ihren Landen
immer anweſend ſein, und etwa halbjährlich auf
14 Tage in die Hofſtadt zu einem großen Reichs¬
rath kommen; nicht, wie es wohl ſonſt ſehr üb¬
lich war, in der Hauptſtadt wohnen, und dann
gelegentlich von da aus ihre Provinz durchflie¬
gen. Schon der gemeinſte Menſchenverſtand
iſt für ſolche naturgemäße Einrichtung. Viele
Sprüchwörter ſchärfen ſie ein, und in Sprüch¬
wörtern iſt die Weisheit von Jahrtauſenden für
tauſend Tauſend aufbewahrt. „Wenn die Katze

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0082" n="52"/><fw type="pageNum" place="top">52<lb/></fw>&#x017F;undheitspflege, Volksbildung, Bergbau, For¬<lb/>
&#x017F;ten u. &#x017F;. w. Den ganzen Wirkungskreis der<lb/>
Kammern, und ähnlicher abge&#x017F;onderten Colle¬<lb/>
gien. Aber da bei dem be&#x017F;ten Willen, die be¬<lb/>
&#x017F;ten Men&#x017F;chen nicht Alles über&#x017F;ehen können, und<lb/>
zu einer wohlgeordneten Regierung die größe&#x017F;te<lb/>
Um&#x017F;icht erforderlich i&#x017F;t, &#x017F;o muß jede Landesre¬<lb/>
gierung einen &#x017F;tändi&#x017F;chen Beirath haben, der<lb/>
eine Art &#x201E;Engerer Aus&#x017F;chuß der Land&#x017F;chaft&#x2033;<lb/>
bilden würde. Nur müßte er nicht ein&#x017F;eitig,<lb/>
&#x017F;ondern aus den Gutsbe&#x017F;itzern, den Gewerbtrei¬<lb/>
benden, dem Handels&#x017F;tande, und den Gelehrten<lb/>
be&#x017F;etzt werden.</p><lb/>
          <p>Die Statthalter mü&#x017F;&#x017F;en in ihren Landen<lb/>
immer anwe&#x017F;end &#x017F;ein, und etwa halbjährlich auf<lb/>
14 Tage in die Hof&#x017F;tadt zu einem großen Reichs¬<lb/>
rath kommen; nicht, wie es wohl &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ehr üb¬<lb/>
lich war, in der Haupt&#x017F;tadt wohnen, und dann<lb/>
gelegentlich von da aus ihre Provinz durchflie¬<lb/>
gen. Schon der gemein&#x017F;te Men&#x017F;chenver&#x017F;tand<lb/>
i&#x017F;t für &#x017F;olche naturgemäße Einrichtung. Viele<lb/>
Sprüchwörter &#x017F;chärfen &#x017F;ie ein, und in Sprüch¬<lb/>
wörtern i&#x017F;t die Weisheit von Jahrtau&#x017F;enden für<lb/>
tau&#x017F;end Tau&#x017F;end aufbewahrt. &#x201E;Wenn die Katze<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0082] 52 ſundheitspflege, Volksbildung, Bergbau, For¬ ſten u. ſ. w. Den ganzen Wirkungskreis der Kammern, und ähnlicher abgeſonderten Colle¬ gien. Aber da bei dem beſten Willen, die be¬ ſten Menſchen nicht Alles überſehen können, und zu einer wohlgeordneten Regierung die größeſte Umſicht erforderlich iſt, ſo muß jede Landesre¬ gierung einen ſtändiſchen Beirath haben, der eine Art „Engerer Ausſchuß der Landſchaft″ bilden würde. Nur müßte er nicht einſeitig, ſondern aus den Gutsbeſitzern, den Gewerbtrei¬ benden, dem Handelsſtande, und den Gelehrten beſetzt werden. Die Statthalter müſſen in ihren Landen immer anweſend ſein, und etwa halbjährlich auf 14 Tage in die Hofſtadt zu einem großen Reichs¬ rath kommen; nicht, wie es wohl ſonſt ſehr üb¬ lich war, in der Hauptſtadt wohnen, und dann gelegentlich von da aus ihre Provinz durchflie¬ gen. Schon der gemeinſte Menſchenverſtand iſt für ſolche naturgemäße Einrichtung. Viele Sprüchwörter ſchärfen ſie ein, und in Sprüch¬ wörtern iſt die Weisheit von Jahrtauſenden für tauſend Tauſend aufbewahrt. „Wenn die Katze

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/82
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/82>, abgerufen am 23.11.2024.