es anzubringen verheisset. Ich habe daher an beide geschrieben und den Herman gebeten, einige Stükke dem Seiler in die Hände zu geben. -- Sonach werd' ich wol nicht zwar Ein Manuskript (so sehr ich es übrigens nach allen Regeln einer gesunden Moral auch dürfte) aber doch zwei Manuskripte an zwei Verleger verkaufen und5 mit zwei Kindern, an ieder Hand eines, in die eben so vernünftige als närrische Welt hineintreten.
Endlich bat mich der H. Pfarrer in Rehau, dich zu bitten; du erinnerst dich nämlich an die A. D. Bibliothek, die er dir für 50 rtl. (denn die Bände haben sich seither merklich vermehret) überlassen wil. Auch10 hab' ich ihm versprochen, dich künftigen Sommer ihm lebendig in die Hände zu liefern; und da ich wirklich einigen Nuzen von dieser Ein- händigung ziehen mus, so werd' ich dich ohne Bedenken einmal nach Rehau geschikt entführen.
Auf diesen Brief antworte mir so eilig als ich ihn geschrieben. Bist15 du indessen noch nicht von deiner geistigen Krankheit (der Trägheit) wieder hergestellet: so werd' ich gerne dein Stilschweigen auf die Rechnung deiner körperlichen sezen. -- Ausser deinen Brief möchte ich auch noch den Don Quixotte (3 und 4ten Theil) von dir haben. -- Übrigens soltest du es wol bedenken, daß alle Tage in Töpen Post-20 tage für den sind, der nach Hof ein Schreiben zu bringen wünscht.
Endlich lebe recht wol und alle die, die bei dir sind. Schreib' mir auch den Zustand deines Körpers.
[Spaltenumbruch]Hof den 9. April 85.[Spaltenumbruch]R.
[170]100. An A. G. Meißner in Dresden.25
[Kopie][Hof, April 1785]
Und nun hab' ich endlich schon wieder in meinem kurzen Leben einen Brief abgefasset, der nicht mehr werth ist als wenn ich Ihnen die Versicherung durch Einschlus geschikket hätte, daß ich bin etc.
101. An Oerthel in Töpen.30
Lieber Örthel, der für mich nicht blos krank, sondern gar tod ist!
Inzwischen thut das gar nichts: denn wie alle Todten besuchst du mich im Schlafe und wir haben gestern zu Nachts uns doch wieder einmal ganz sat gesprochen. Ich gieng ausnehmend vergnügt über das35
es anzubringen verheiſſet. Ich habe daher an beide geſchrieben und den Herman gebeten, einige Stükke dem Seiler in die Hände zu geben. — Sonach werd’ ich wol nicht zwar Ein Manuſkript (ſo ſehr ich es übrigens nach allen Regeln einer geſunden Moral auch dürfte) aber doch zwei Manuſkripte an zwei Verleger verkaufen und5 mit zwei Kindern, an ieder Hand eines, in die eben ſo vernünftige als närriſche Welt hineintreten.
Endlich bat mich der H. Pfarrer in Rehau, dich zu bitten; du erinnerſt dich nämlich an die A. D. Bibliothek, die er dir für 50 rtl. (denn die Bände haben ſich ſeither merklich vermehret) überlaſſen wil. Auch10 hab’ ich ihm verſprochen, dich künftigen Sommer ihm lebendig in die Hände zu liefern; und da ich wirklich einigen Nuzen von dieſer Ein- händigung ziehen mus, ſo werd’ ich dich ohne Bedenken einmal nach Rehau geſchikt entführen.
Auf dieſen Brief antworte mir ſo eilig als ich ihn geſchrieben. Biſt15 du indeſſen noch nicht von deiner geiſtigen Krankheit (der Trägheit) wieder hergeſtellet: ſo werd’ ich gerne dein Stilſchweigen auf die Rechnung deiner körperlichen ſezen. — Auſſer deinen Brief möchte ich auch noch den Don Quixotte (3 und 4ten Theil) von dir haben. — Übrigens ſolteſt du es wol bedenken, daß alle Tage in Töpen Poſt-20 tage für den ſind, der nach Hof ein Schreiben zu bringen wünſcht.
Endlich lebe recht wol und alle die, die bei dir ſind. Schreib’ mir auch den Zuſtand deines Körpers.
[Spaltenumbruch]Hof den 9. April 85.[Spaltenumbruch]R.
[170]100. An A. G. Meißner in Dresden.25
[Kopie][Hof, April 1785]
Und nun hab’ ich endlich ſchon wieder in meinem kurzen Leben einen Brief abgefaſſet, der nicht mehr werth iſt als wenn ich Ihnen die Verſicherung durch Einſchlus geſchikket hätte, daß ich bin ꝛc.
101. An Oerthel in Töpen.30
Lieber Örthel, der für mich nicht blos krank, ſondern gar tod iſt!
Inzwiſchen thut das gar nichts: denn wie alle Todten beſuchſt du mich im Schlafe und wir haben geſtern zu Nachts uns doch wieder einmal ganz ſat geſprochen. Ich gieng ausnehmend vergnügt über das35
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0184"n="160"/>
es anzubringen verheiſſet. Ich habe daher an beide geſchrieben und<lb/>
den Herman gebeten, einige Stükke dem Seiler in die Hände zu<lb/>
geben. — Sonach werd’ ich wol nicht zwar <hirendition="#g">Ein</hi> Manuſkript (ſo<lb/>ſehr ich es übrigens nach allen Regeln einer geſunden Moral auch<lb/>
dürfte) aber doch <hirendition="#g">zwei</hi> Manuſkripte an <hirendition="#g">zwei</hi> Verleger verkaufen und<lbn="5"/>
mit zwei Kindern, an ieder Hand eines, in die eben ſo vernünftige als<lb/>
närriſche Welt hineintreten.</p><lb/><p>Endlich bat mich der H. Pfarrer in Rehau, dich zu bitten; du erinnerſt<lb/>
dich nämlich an die A. D. Bibliothek, die er dir für 50 rtl. (denn die<lb/>
Bände haben ſich ſeither merklich vermehret) überlaſſen wil. Auch<lbn="10"/>
hab’ ich ihm verſprochen, dich künftigen Sommer ihm lebendig in die<lb/>
Hände zu liefern; und da ich wirklich einigen Nuzen von dieſer Ein-<lb/>
händigung ziehen mus, ſo werd’ ich dich ohne Bedenken einmal nach<lb/>
Rehau geſchikt entführen.</p><lb/><p>Auf dieſen Brief antworte mir ſo eilig als ich ihn geſchrieben. Biſt<lbn="15"/>
du indeſſen noch nicht von deiner geiſtigen Krankheit (der Trägheit)<lb/>
wieder hergeſtellet: ſo werd’ ich gerne dein Stilſchweigen auf die<lb/>
Rechnung deiner körperlichen ſezen. — Auſſer deinen Brief möchte ich<lb/>
auch noch den Don Quixotte (3 und 4<hirendition="#sup">ten</hi> Theil) von dir haben. —<lb/>
Übrigens ſolteſt du es wol bedenken, daß alle Tage in Töpen Poſt-<lbn="20"/>
tage für den ſind, der nach Hof ein Schreiben zu bringen wünſcht.</p><lb/><p>Endlich lebe recht wol und alle die, die bei dir ſind. Schreib’ mir<lb/>
auch den Zuſtand deines Körpers.</p><lb/><closer><salute><cb/><date><hirendition="#left">Hof den 9. April 85.</hi></date><cb/><hirendition="#right">R.</hi></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head><noteplace="left"><reftarget="1922_Bd#_170">[170]</ref></note>100. An A. G. <hirendition="#g">Meißner in Dresden.</hi><lbn="25"/></head><notetype="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note><dateline><hirendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, April 1785<metamark>]</metamark></hi></dateline><lb/><p>Und nun hab’ ich endlich ſchon wieder in meinem kurzen Leben einen<lb/>
Brief abgefaſſet, der nicht mehr werth iſt als wenn ich Ihnen die<lb/>
Verſicherung durch Einſchlus geſchikket hätte, daß ich bin ꝛc.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>101. An <hirendition="#g">Oerthel in Töpen.</hi><lbn="30"/></head><opener><salute><hirendition="#et">Lieber Örthel, der für mich nicht blos<lb/>
krank, ſondern gar tod iſt!</hi></salute></opener><lb/><p>Inzwiſchen thut das gar nichts: denn wie alle Todten beſuchſt du<lb/>
mich im Schlafe und wir haben geſtern zu Nachts uns doch wieder<lb/>
einmal ganz ſat geſprochen. Ich gieng ausnehmend vergnügt über das<lbn="35"/><lb/></p></div></body></text></TEI>
[160/0184]
es anzubringen verheiſſet. Ich habe daher an beide geſchrieben und
den Herman gebeten, einige Stükke dem Seiler in die Hände zu
geben. — Sonach werd’ ich wol nicht zwar Ein Manuſkript (ſo
ſehr ich es übrigens nach allen Regeln einer geſunden Moral auch
dürfte) aber doch zwei Manuſkripte an zwei Verleger verkaufen und 5
mit zwei Kindern, an ieder Hand eines, in die eben ſo vernünftige als
närriſche Welt hineintreten.
Endlich bat mich der H. Pfarrer in Rehau, dich zu bitten; du erinnerſt
dich nämlich an die A. D. Bibliothek, die er dir für 50 rtl. (denn die
Bände haben ſich ſeither merklich vermehret) überlaſſen wil. Auch 10
hab’ ich ihm verſprochen, dich künftigen Sommer ihm lebendig in die
Hände zu liefern; und da ich wirklich einigen Nuzen von dieſer Ein-
händigung ziehen mus, ſo werd’ ich dich ohne Bedenken einmal nach
Rehau geſchikt entführen.
Auf dieſen Brief antworte mir ſo eilig als ich ihn geſchrieben. Biſt 15
du indeſſen noch nicht von deiner geiſtigen Krankheit (der Trägheit)
wieder hergeſtellet: ſo werd’ ich gerne dein Stilſchweigen auf die
Rechnung deiner körperlichen ſezen. — Auſſer deinen Brief möchte ich
auch noch den Don Quixotte (3 und 4ten Theil) von dir haben. —
Übrigens ſolteſt du es wol bedenken, daß alle Tage in Töpen Poſt- 20
tage für den ſind, der nach Hof ein Schreiben zu bringen wünſcht.
Endlich lebe recht wol und alle die, die bei dir ſind. Schreib’ mir
auch den Zuſtand deines Körpers.
Hof den 9. April 85.
R.
100. An A. G. Meißner in Dresden. 25
[Hof, April 1785]
Und nun hab’ ich endlich ſchon wieder in meinem kurzen Leben einen
Brief abgefaſſet, der nicht mehr werth iſt als wenn ich Ihnen die
Verſicherung durch Einſchlus geſchikket hätte, daß ich bin ꝛc.
101. An Oerthel in Töpen. 30
Lieber Örthel, der für mich nicht blos
krank, ſondern gar tod iſt!
Inzwiſchen thut das gar nichts: denn wie alle Todten beſuchſt du
mich im Schlafe und wir haben geſtern zu Nachts uns doch wieder
einmal ganz ſat geſprochen. Ich gieng ausnehmend vergnügt über das 35
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/184>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.