Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.werden Sie sie doch nicht so hart durch ein längeres Stilschweigen, und Mir that es alzeit wol, wenn ich die Sonne mit einem menschlichen Leben Sie wol und vergessen Sie meine Bitten nicht. Wenn Sie [Spaltenumbruch]
Hof im Voigtlande den Nov. 1785.[Spaltenumbruch] J. Paullus Fried. Richter 121. An Oerthel in Töpen. Lieber Örthel! Auf einmal bist du von der schlafenden Kirche (in Töpen) zur Übrigens nehmen seine 2 Brüder an dem ganzen Hader keinen Theil werden Sie ſie doch nicht ſo hart durch ein längeres Stilſchweigen, und Mir that es alzeit wol, wenn ich die Sonne mit einem menſchlichen Leben Sie wol und vergeſſen Sie meine Bitten nicht. Wenn Sie [Spaltenumbruch]
Hof im Voigtlande den Nov. 1785.[Spaltenumbruch] J. Paullus Fried. Richter 121. An Oerthel in Töpen. Lieber Örthel! Auf einmal biſt du von der ſchlafenden Kirche (in Töpen) zur Übrigens nehmen ſeine 2 Brüder an dem ganzen Hader keinen Theil <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0203" n="178"/> werden Sie ſie doch nicht ſo hart durch ein längeres Stilſchweigen, und<lb/> durch eine längere Verbalterrizion beſtrafen wollen.</p><lb/> <p>Mir that es alzeit wol, wenn ich die Sonne mit einem menſchlichen<lb/> Geſicht im Kalender gemalet ſah. Dieſe Art von Menſchwerdung<lb/> milderte ihren Glanz und brachte ſie dem Menſchen näher..... Aber<lb n="5"/> Sie haben ia ein Menſchenangeſicht! und vielleicht doch auch für mich,<lb/> ungeachtet man ſonſt dem Satiriker, dem man, weil man das Geſchäft<lb/> mit der Denkungsart vermengt, kein menſchenliebendes Herz zutraut,<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd#_188">[188]</ref></note>immer mit einer Art von Kälte hilft, wie die Kinder, die mit <hi rendition="#g">Zähnen</hi><lb/> geboren worden, ſchwer Ammen bekommen.<lb n="10"/> </p> <p>Leben Sie wol und vergeſſen Sie meine Bitten nicht. Wenn Sie<lb/> wüſten, wie viel und wie vieler Glük auf ihrer Erfüllung beruht!</p><lb/> <closer> <salute> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Hof im Voigtlande<lb/> den Nov. 1785.</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">J. Paullus Fried. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>121. An <hi rendition="#g">Oerthel in Töpen.</hi></head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Lieber Örthel!</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Auf einmal biſt du von der ſchlafenden Kirche (in Töpen) zur<lb/> ſtreitenden übergelaufen und zielſt nach dem <hi rendition="#aq">punctum <hi rendition="#g">saliens</hi></hi> eines<lb/> Franzoſen: denn zu einem Franzoſen mus O. erſt reifen. Ich habe<lb/> geſtern ſeinen Brief an dich bei ihm geleſen. Die Aufſchrift des deinigen<lb n="20"/> <hi rendition="#aq">(autrefois en Fr. et desàpresent <metamark>[?]</metamark> à Isar)</hi> hat ihn ſo erbittert, weil<lb/> er ſie folgendergeſtalt entzieffert: ſonſt im <hi rendition="#g">höflichen</hi> Frankr<metamark>[</metamark>eich<metamark>]</metamark> und<lb/> iezt in Iſar, wo er grob genug geworden, dich um Wein zu bitten. Er<lb/> hat ſogar mich für den erſten Urheber derſelben gehalten: meine<lb/> doppelte Antwort darauf, die deinen Kopf und mein Herz rächte,<lb n="25"/> erräthſt du. Was ſeine Bitte entſchuldigt, iſt, daß deine Frau Mutter<lb/> bei der Ottoin, da ſie von der Reiſe nach Iſar hörte, ſich erklärte „da<lb/> könteſt du auch dahinkommen und um das Vergnügen zu vermehren,<lb/> Zukker und Kaffee mitbringen.“ Er glaubte alſo, dir blos dieſes<lb/> Geſchenk zu erſparen, da er dich um ein anderes bat; wiewol er den<lb n="30"/> Wein blos für Geld begehrt zu haben vorgiebt.</p><lb/> <p>Übrigens nehmen ſeine 2 Brüder an dem ganzen Hader keinen Theil<lb/> und ſtellen ſich darum mit dir nicht minder zufrieden an. Der kleine<lb/> wolte ſogar gleich anfangs nicht in die Abſchikkung des erſten Briefes<lb/> willigen.<lb n="35"/> </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [178/0203]
werden Sie ſie doch nicht ſo hart durch ein längeres Stilſchweigen, und
durch eine längere Verbalterrizion beſtrafen wollen.
Mir that es alzeit wol, wenn ich die Sonne mit einem menſchlichen
Geſicht im Kalender gemalet ſah. Dieſe Art von Menſchwerdung
milderte ihren Glanz und brachte ſie dem Menſchen näher..... Aber 5
Sie haben ia ein Menſchenangeſicht! und vielleicht doch auch für mich,
ungeachtet man ſonſt dem Satiriker, dem man, weil man das Geſchäft
mit der Denkungsart vermengt, kein menſchenliebendes Herz zutraut,
immer mit einer Art von Kälte hilft, wie die Kinder, die mit Zähnen
geboren worden, ſchwer Ammen bekommen. 10
[188] Leben Sie wol und vergeſſen Sie meine Bitten nicht. Wenn Sie
wüſten, wie viel und wie vieler Glük auf ihrer Erfüllung beruht!
Hof im Voigtlande
den Nov. 1785.
J. Paullus Fried. Richter
121. An Oerthel in Töpen.
Lieber Örthel!
Auf einmal biſt du von der ſchlafenden Kirche (in Töpen) zur
ſtreitenden übergelaufen und zielſt nach dem punctum saliens eines
Franzoſen: denn zu einem Franzoſen mus O. erſt reifen. Ich habe
geſtern ſeinen Brief an dich bei ihm geleſen. Die Aufſchrift des deinigen 20
(autrefois en Fr. et desàpresent [?] à Isar) hat ihn ſo erbittert, weil
er ſie folgendergeſtalt entzieffert: ſonſt im höflichen Frankr[eich] und
iezt in Iſar, wo er grob genug geworden, dich um Wein zu bitten. Er
hat ſogar mich für den erſten Urheber derſelben gehalten: meine
doppelte Antwort darauf, die deinen Kopf und mein Herz rächte, 25
erräthſt du. Was ſeine Bitte entſchuldigt, iſt, daß deine Frau Mutter
bei der Ottoin, da ſie von der Reiſe nach Iſar hörte, ſich erklärte „da
könteſt du auch dahinkommen und um das Vergnügen zu vermehren,
Zukker und Kaffee mitbringen.“ Er glaubte alſo, dir blos dieſes
Geſchenk zu erſparen, da er dich um ein anderes bat; wiewol er den 30
Wein blos für Geld begehrt zu haben vorgiebt.
Übrigens nehmen ſeine 2 Brüder an dem ganzen Hader keinen Theil
und ſtellen ſich darum mit dir nicht minder zufrieden an. Der kleine
wolte ſogar gleich anfangs nicht in die Abſchikkung des erſten Briefes
willigen. 35
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(2016-11-22T14:52:17Z)
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Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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