Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Am schlimsten ist dies, daß er Ihnen einmal einen Besuch von mir Verzeihen Sie mir den vielleicht zu scherzhaften Ton; ich bin dem- Euer Hochedelgeboren gehors. Diener15 [Spaltenumbruch] Hof den 9 April 86 [Sonntag]. [Spaltenumbruch] J. P. F. Richter 162. An die Brüder Otto? [Kopie][Hof, April 1786]Stekbrief im Schlafrok und ohne iuristische Dekorazion. Der bekante Dieb, der den Spiznamen Hasus überal annimt,20 163. An Carner. [Kopie][Hof, 14. April 1786]Wahrhaftig es hat allemal die schlimsten Folgen, wenn man gelobt Am ſchlimſten iſt dies, daß er Ihnen einmal einen Beſuch von mir Verzeihen Sie mir den vielleicht zu ſcherzhaften Ton; ich bin dem- Euer Hochedelgeboren gehorſ. Diener15 [Spaltenumbruch] Hof den 9 April 86 [Sonntag]. [Spaltenumbruch] J. P. F. Richter 162. An die Brüder Otto? [Kopie][Hof, April 1786]Stekbrief im Schlafrok und ohne iuriſtiſche Dekorazion. Der bekante Dieb, der den Spiznamen Haſus überal annimt,20 163. An Carner. [Kopie][Hof, 14. April 1786]Wahrhaftig es hat allemal die ſchlimſten Folgen, wenn man gelobt <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0232" n="207"/> <p>Am ſchlimſten iſt dies, daß er Ihnen einmal einen Beſuch von mir<lb/> gerade zu weiſſaget, welches ich vor Ihnen bisher mit ſo vieler Mühe<lb/> geheim zu halten geſtrebet; denn man mus keinem Menſchen eine<lb/> Widerwärtigkeit dadurch nur noch ſchwerer machen, daß man ſie ihm<lb/> voraus verkündigt. So aber ſehen Sie nun den ganzen Beſuch zu<lb n="5"/> Ihrem gröſſern Misvergnügen völlig voraus. Inzwiſchen können Sie<lb/> kek mit die Schuld auf drei gewiſſe vortrefliche Frauenzimmer<lb/> ſchieben, die ich geſprochen habe und daher öfter zu ſprechen trachte.<note place="right"><ref target="1922_Bd#_218">[218]</ref></note><lb/> So ziehen ſich einige Leute Weſpen und Bienen in die Sommerſtube,<lb/> wenn ſie drauſſen vor dem Fenſter gerade blühende und wolriechende<lb n="10"/> Bäume ſtehen haben.</p><lb/> <p>Verzeihen Sie mir den vielleicht zu ſcherzhaften Ton; ich bin dem-<lb/> ungeachtet mit ausnehmender Hochachtung</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Euer Hochedelgeboren<lb/> gehorſ. Diener<lb n="15"/> </hi> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Hof den 9 April 86 <metamark>[</metamark>Sonntag<metamark>]</metamark>.</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>162. An <hi rendition="#g">die Brüder Otto?</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, April 1786<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#g">Stekbrief im Schlafrok und ohne iuriſtiſche Dekorazion.</hi> </p><lb/> <p>Der bekante Dieb, der den Spiznamen Haſus überal annimt,<lb n="20"/> eigentlich aber — man hat es herausgebracht — Richter heiſſet,<lb/> iſt .. eingebrochen und hat auſſer einigen Würſten den <hi rendition="#aq">Böhmeri</hi> ꝛc. mit<lb/> fortgetragen — Er iſt eine wahre Welt im Kleinen, welches die Römer<lb/> nur durch <hi rendition="#aq">Microcosmus</hi> auszudrükken wuſten; er iſt, wenn man ihn<lb/> durch ein Sonnenmikroſkop beſchaut, von groſſer Statur, hat keine<lb n="25"/> Binde, und wil alſo — das beweiſet ſein Diebſtahl — lieber gehangen<lb/> als ſtrangulirt ſein — und unterſcheidet ſich dadurch ſehr von allen<lb/> Menſchen, daß er faſt gar keinen Verſtand hat, wenn er gerade gegeſſen,<lb/> welches ein Aufſaz, den er gerade nach dem Fraſſe der gedachten<lb/> Würſte gemacht, mehr als zu wol beweiſet.<lb n="30"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>163. An <hi rendition="#g">Carner.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, 14. April 1786<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Wahrhaftig es hat allemal die ſchlimſten Folgen, wenn man gelobt<lb/> wird: der Teufel wil es ſo haben. Ich gäbe etwas darum, wenn ich Sie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [207/0232]
Am ſchlimſten iſt dies, daß er Ihnen einmal einen Beſuch von mir
gerade zu weiſſaget, welches ich vor Ihnen bisher mit ſo vieler Mühe
geheim zu halten geſtrebet; denn man mus keinem Menſchen eine
Widerwärtigkeit dadurch nur noch ſchwerer machen, daß man ſie ihm
voraus verkündigt. So aber ſehen Sie nun den ganzen Beſuch zu 5
Ihrem gröſſern Misvergnügen völlig voraus. Inzwiſchen können Sie
kek mit die Schuld auf drei gewiſſe vortrefliche Frauenzimmer
ſchieben, die ich geſprochen habe und daher öfter zu ſprechen trachte.
So ziehen ſich einige Leute Weſpen und Bienen in die Sommerſtube,
wenn ſie drauſſen vor dem Fenſter gerade blühende und wolriechende 10
Bäume ſtehen haben.
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Verzeihen Sie mir den vielleicht zu ſcherzhaften Ton; ich bin dem-
ungeachtet mit ausnehmender Hochachtung
Euer Hochedelgeboren
gehorſ. Diener 15
Hof den 9 April 86 [Sonntag].
J. P. F. Richter
162. An die Brüder Otto?
[Hof, April 1786]
Stekbrief im Schlafrok und ohne iuriſtiſche Dekorazion.
Der bekante Dieb, der den Spiznamen Haſus überal annimt, 20
eigentlich aber — man hat es herausgebracht — Richter heiſſet,
iſt .. eingebrochen und hat auſſer einigen Würſten den Böhmeri ꝛc. mit
fortgetragen — Er iſt eine wahre Welt im Kleinen, welches die Römer
nur durch Microcosmus auszudrükken wuſten; er iſt, wenn man ihn
durch ein Sonnenmikroſkop beſchaut, von groſſer Statur, hat keine 25
Binde, und wil alſo — das beweiſet ſein Diebſtahl — lieber gehangen
als ſtrangulirt ſein — und unterſcheidet ſich dadurch ſehr von allen
Menſchen, daß er faſt gar keinen Verſtand hat, wenn er gerade gegeſſen,
welches ein Aufſaz, den er gerade nach dem Fraſſe der gedachten
Würſte gemacht, mehr als zu wol beweiſet. 30
163. An Carner.
[Hof, 14. April 1786]
Wahrhaftig es hat allemal die ſchlimſten Folgen, wenn man gelobt
wird: der Teufel wil es ſo haben. Ich gäbe etwas darum, wenn ich Sie
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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