Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.sondern auch was du denkst und was andre Neuestes oder Schlimstes 221. An Christian Otto. [Kopie][Töpen, Mai 1788]Ich bitte dich ohne meine gewöhnlichen langen Floskeln, gieb etwan 222. An Christian Otto. [Kopie][Hof, Mai oder Juni 1788]Ich borge von meinem Samuel Dinte und Papier, um dir zu ſondern auch was du denkſt und was andre Neueſtes oder Schlimſtes 221. An Chriſtian Otto. [Kopie][Töpen, Mai 1788]Ich bitte dich ohne meine gewöhnlichen langen Floſkeln, gieb etwan 222. An Chriſtian Otto. [Kopie][Hof, Mai oder Juni 1788]Ich borge von meinem Samuel Dinte und Papier, um dir zu <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0267" n="242"/> ſondern auch was du denkſt und was andre Neueſtes oder Schlimſtes<lb/> denken. In Rükſicht der Krankheitsgeſchichte: ſo verſehe ieden Brief<lb/> mit einer und ahme mich <metamark>[</metamark>nach,<metamark>]</metamark> der ich dir iezt erzähle.... Aber dich<lb/> intereſſiren fremde Lagen wenig hinter deiner langen Maſke von<lb/> theilnehmender Höflichkeit. Ich komme täglich zu neuen Gründen<lb n="5"/> deiner Meinung, daß Hypochondrie die Nerven zu Protoplaſten und<lb/> die Eingeweide nur zum Mitleiden habe... Vertraue auf die glänzenden<lb/> und breiten Flügel deines Kopfes und möchten ſie dich nur über das<lb/> todte Meer wegtragen, damit du nicht da geiſtigtod hineinfälleſt und<lb/> als Stadtarzt andre lebendig und dich tod erkurirſt. Las dir von<lb n="10"/> deinen Bedürfniſſen nie die Elaſtizität der Seele ſtehlen; denn wenn<lb/> du einmal Herman biſt, ſo wirſt du dich ärgern, daß du einmal ein<lb/> Anti- oder Pſeudoherman geweſen, wiewol nie gegen deinen Freund.<lb/> — Verzeihe mir die 4 Hände und ich vergebe dir den 11 Finger und<lb/> den vorhergehenden Handſchuh.<lb n="15"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>221. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Töpen, Mai 1788<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Ich bitte dich ohne meine gewöhnlichen langen Floſkeln, gieb etwan<lb/> ꝛc. Bitte, deren Wiederholung ich ſo oft ich konte verhütete. Aber an<lb/> Quatember kont’ ich nicht. Wenn du es bereueſt die Gefälligkeit der<lb n="20"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd#_256">[256]</ref></note>Annahme gehabt zu haben und dadurch ein <hi rendition="#aq">curator sexus</hi> geworden<lb/> zu ſein: ſo vermenge nicht die Nothwendigkeit mit meinem Willen.<lb/> Eben ſo wenig werd’ ich deinen mit ihr verwechſeln und weder dieſe<lb/> Bitte noch ihre Abſchlagung ändert im Geringſten unſre Freund-<lb/> ſchaft. Nach ſovielen 1000 Sekunden (ich meine am 2 Feiertag) wirſt<lb n="25"/> du alles rein vergeſſen haben.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>222. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, Mai oder Juni 1788<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Ich borge von meinem Samuel Dinte und Papier, um dir zu<lb/> ſagen, daß ich ſo dum, mat ꝛc. iezt bin, daß ich noch dümmer ſein<lb n="30"/> müſte, wenn ich nicht nach Töpen ſondern in deinen Garten gehen<lb/> wolte. Zwing ihn nach Töpen zu fliegen, denn ich wil heute abend<lb/> wegen des ſchönen Abends 2 Dinge geſchikt genug weiſſagen: ſeine<lb/> Ankunft und einen ſchönen Tag.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [242/0267]
ſondern auch was du denkſt und was andre Neueſtes oder Schlimſtes
denken. In Rükſicht der Krankheitsgeſchichte: ſo verſehe ieden Brief
mit einer und ahme mich [nach,] der ich dir iezt erzähle.... Aber dich
intereſſiren fremde Lagen wenig hinter deiner langen Maſke von
theilnehmender Höflichkeit. Ich komme täglich zu neuen Gründen 5
deiner Meinung, daß Hypochondrie die Nerven zu Protoplaſten und
die Eingeweide nur zum Mitleiden habe... Vertraue auf die glänzenden
und breiten Flügel deines Kopfes und möchten ſie dich nur über das
todte Meer wegtragen, damit du nicht da geiſtigtod hineinfälleſt und
als Stadtarzt andre lebendig und dich tod erkurirſt. Las dir von 10
deinen Bedürfniſſen nie die Elaſtizität der Seele ſtehlen; denn wenn
du einmal Herman biſt, ſo wirſt du dich ärgern, daß du einmal ein
Anti- oder Pſeudoherman geweſen, wiewol nie gegen deinen Freund.
— Verzeihe mir die 4 Hände und ich vergebe dir den 11 Finger und
den vorhergehenden Handſchuh. 15
221. An Chriſtian Otto.
[Töpen, Mai 1788]
Ich bitte dich ohne meine gewöhnlichen langen Floſkeln, gieb etwan
ꝛc. Bitte, deren Wiederholung ich ſo oft ich konte verhütete. Aber an
Quatember kont’ ich nicht. Wenn du es bereueſt die Gefälligkeit der 20
Annahme gehabt zu haben und dadurch ein curator sexus geworden
zu ſein: ſo vermenge nicht die Nothwendigkeit mit meinem Willen.
Eben ſo wenig werd’ ich deinen mit ihr verwechſeln und weder dieſe
Bitte noch ihre Abſchlagung ändert im Geringſten unſre Freund-
ſchaft. Nach ſovielen 1000 Sekunden (ich meine am 2 Feiertag) wirſt 25
du alles rein vergeſſen haben.
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222. An Chriſtian Otto.
[Hof, Mai oder Juni 1788]
Ich borge von meinem Samuel Dinte und Papier, um dir zu
ſagen, daß ich ſo dum, mat ꝛc. iezt bin, daß ich noch dümmer ſein 30
müſte, wenn ich nicht nach Töpen ſondern in deinen Garten gehen
wolte. Zwing ihn nach Töpen zu fliegen, denn ich wil heute abend
wegen des ſchönen Abends 2 Dinge geſchikt genug weiſſagen: ſeine
Ankunft und einen ſchönen Tag.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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