Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.225. An Pfarrer Vogel in Rehau. Töpen den 13 Jul. 88 [Sonntag].Hochgeehrtester Herr Pfarrer, Ich habe die Sache anders überdacht und mein heutiger Brief Der bekante Kriegszahlmeister, an dem nicht wie am Pythagoras Daß ers nicht abschlägt, wenn ichs begehre, ist wahrscheinlich,15 [258]Damit Sie nicht meine Vorsicht mit dem eigennüzigen Wunsche Ja ich wil vorher bitten: aber blos Sie und um nichts als 8 Bände Ich beschneide zwar das Papier nicht, zanke mich mit den H. Ihr gehors. Diener Richter Wenn Sie werth sein wollen, daß Sie die Sonne -- des Stoizismus30 [Adr.] An des H. präexistirend. Superintendent Vogel Hoch-35 würden in Rehau. Mit 6 Büchern. 225. An Pfarrer Vogel in Rehau. Töpen den 13 Jul. 88 [Sonntag].Hochgeehrteſter Herr Pfarrer, Ich habe die Sache anders überdacht und mein heutiger Brief Der bekante Kriegszahlmeiſter, an dem nicht wie am Pythagoras Daß ers nicht abſchlägt, wenn ichs begehre, iſt wahrſcheinlich,15 [258]Damit Sie nicht meine Vorſicht mit dem eigennüzigen Wunſche Ja ich wil vorher bitten: aber blos Sie und um nichts als 8 Bände Ich beſchneide zwar das Papier nicht, zanke mich mit den H. Ihr gehorſ. Diener Richter Wenn Sie werth ſein wollen, daß Sie die Sonne — des Stoiziſmus30 [Adr.] An des H. präexiſtirend. Superintendent Vogel Hoch-35 würden in Rehau. Mit 6 Büchern. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0269" n="244"/> <div type="letter" n="1"> <head>225. An <hi rendition="#g">Pfarrer Vogel in Rehau.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">Töpen den 13 Jul. 88 <metamark>[</metamark>Sonntag<metamark>]</metamark>.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Hochgeehrteſter Herr Pfarrer,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ich habe die Sache anders überdacht und mein heutiger Brief<lb/> enthält noch keine Nachricht, ſondern eine Frage.</p><lb/> <p>Der bekante Kriegszahlmeiſter, an dem nicht wie am Pythagoras<lb/> blos die Hüfte golden iſt, hat die Natur und Textur und Struktur,<lb/> daß er am meiſten für ieden eingenommen wird, der gerade bei ihm<lb/> iſt — daß ihn ieder ſolcher Gegenwärtige in einen gewiſſen Enthuſiaſ-<lb/> mus der Liebe ſezt — daß er in ſolchem Enthuſiaſmus nichts ver-<lb n="10"/> ſagen kan — daß er, ſo ſehr er Sie aus Ihren Büchern ſchäzet, doch<lb/> allemal, da ihm ein ſolcher Geiſtlicher und ein ſolches Geſpräch ein<lb/> unauferſtandner Phönix iſt, durch eine Stunde Umgang noch weit mehr<lb/> Sie ſchäzen müſte — Kurz kommen Sie ſelbſt.</p><lb/> <p>Daß ers nicht abſchlägt, wenn ichs begehre, iſt <hi rendition="#g">wahrſcheinlich,</hi><lb n="15"/> und wenn Sie es begehren, <hi rendition="#g">gewis.</hi> Leſen Sie iezt unter Wahrſchein-<lb/> lichkeit und Gewisheit aus.</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd#_258">[258]</ref></note>Damit Sie nicht meine Vorſicht mit dem eigennüzigen Wunſche<lb/> Ihres Zuſpruchs verwechſeln — ſo dürfen Sie ia nur ſchreiben: „bitte!“<lb/> und es wird geſchehen.<lb n="20"/> </p> <p>Ja ich wil vorher bitten: aber blos Sie und um nichts als 8 Bände<lb/><hi rendition="#g">deutſch. Merkur</hi> rükwärts von 1778 an bis zu 1775 oder 1773. Es<lb/> liegt mir viel daran.</p><lb/> <p>Ich beſchneide zwar das Papier nicht, zanke mich mit den H.<lb/> Schwarzenbachern, vertrage mich mit H. Herman: aber gleichwol bin<lb n="25"/> ich mit feſter Hochachtung</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Ihr<lb/> gehorſ. Diener<lb/> Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Wenn Sie werth ſein wollen, daß Sie die Sonne — des Stoiziſmus<lb n="30"/> beſcheinet: ſo kaufen Sie ſich ums Himmels Willen 2 Bücher,<lb/> 1) Kants Grundlegung zu einer Metaphyſik der Sitten und 2)<lb/> Kants Kritik der <hi rendition="#g">praktiſchen</hi> Vernunft, 1788. Kant iſt kein Licht<lb/> der Welt, ſondern ein ganzes ſtralendes Sonnenſyſtem auf einmal.</p> </postscript><lb/> <trailer> <address> <addrLine><metamark>[</metamark>Adr.<metamark>]</metamark> An des H. präexiſtirend. Superintendent Vogel Hoch-<lb n="35"/> würden in Rehau. <hi rendition="#g">Mit 6 Büchern.</hi></addrLine> </address> </trailer> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [244/0269]
225. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Töpen den 13 Jul. 88 [Sonntag].
Hochgeehrteſter Herr Pfarrer,
Ich habe die Sache anders überdacht und mein heutiger Brief
enthält noch keine Nachricht, ſondern eine Frage.
Der bekante Kriegszahlmeiſter, an dem nicht wie am Pythagoras
blos die Hüfte golden iſt, hat die Natur und Textur und Struktur,
daß er am meiſten für ieden eingenommen wird, der gerade bei ihm
iſt — daß ihn ieder ſolcher Gegenwärtige in einen gewiſſen Enthuſiaſ-
mus der Liebe ſezt — daß er in ſolchem Enthuſiaſmus nichts ver- 10
ſagen kan — daß er, ſo ſehr er Sie aus Ihren Büchern ſchäzet, doch
allemal, da ihm ein ſolcher Geiſtlicher und ein ſolches Geſpräch ein
unauferſtandner Phönix iſt, durch eine Stunde Umgang noch weit mehr
Sie ſchäzen müſte — Kurz kommen Sie ſelbſt.
Daß ers nicht abſchlägt, wenn ichs begehre, iſt wahrſcheinlich, 15
und wenn Sie es begehren, gewis. Leſen Sie iezt unter Wahrſchein-
lichkeit und Gewisheit aus.
Damit Sie nicht meine Vorſicht mit dem eigennüzigen Wunſche
Ihres Zuſpruchs verwechſeln — ſo dürfen Sie ia nur ſchreiben: „bitte!“
und es wird geſchehen. 20
[258] Ja ich wil vorher bitten: aber blos Sie und um nichts als 8 Bände
deutſch. Merkur rükwärts von 1778 an bis zu 1775 oder 1773. Es
liegt mir viel daran.
Ich beſchneide zwar das Papier nicht, zanke mich mit den H.
Schwarzenbachern, vertrage mich mit H. Herman: aber gleichwol bin 25
ich mit feſter Hochachtung
Ihr
gehorſ. Diener
Richter
Wenn Sie werth ſein wollen, daß Sie die Sonne — des Stoiziſmus 30
beſcheinet: ſo kaufen Sie ſich ums Himmels Willen 2 Bücher,
1) Kants Grundlegung zu einer Metaphyſik der Sitten und 2)
Kants Kritik der praktiſchen Vernunft, 1788. Kant iſt kein Licht
der Welt, ſondern ein ganzes ſtralendes Sonnenſyſtem auf einmal.
[Adr.] An des H. präexiſtirend. Superintendent Vogel Hoch- 35
würden in Rehau. Mit 6 Büchern.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |