Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.372. An Kommissionsrat Vogel in Schwarzenbach. [Kopie][Schwarzenbach, 23. (?) April 1791]Warlich so oft ich von guten Menschen eine andre Belohnung als 373. An Wernlein in Neustadt a. d. Aisch. [Kopie][Schwarzenbach, etwa 20. April 1791]Unter dem Schatten Baierns -- nämlich der Karte von Baiern, a) In Rüksicht der Sprache wissen wir, daß das 15te, 16te 372. An Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach. [Kopie][Schwarzenbach, 23. (?) April 1791]Warlich ſo oft ich von guten Menſchen eine andre Belohnung als 373. An Wernlein in Neuſtadt a. d. Aiſch. [Kopie][Schwarzenbach, etwa 20. April 1791]Unter dem Schatten Baierns — nämlich der Karte von Baiern, a) In Rükſicht der Sprache wiſſen wir, daß das 15te, 16te <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0357" n="331"/> <div type="letter" n="1"> <head>372. An <hi rendition="#g">Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach, 23. (?) April 1791<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Warlich ſo oft ich von guten Menſchen eine andre Belohnung als<lb/> die ihres Beifals annehmen mus: ſo thut es mir wehe, daß es Bedürf-<lb/> niſſe giebt und daß man auſſer dem gröſten Glük, von Guten geliebt<lb n="5"/> zu werden, noch ein elendes ſuchen mus.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>373. An <hi rendition="#g">Wernlein in Neuſtadt a. d. Aiſch.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach, etwa 20. April 1791<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Unter dem Schatten Baierns — nämlich der Karte von Baiern,<lb/> die ich gegen die Sonne mit dem Federmeſſer ſtat des Vorhangs ans<lb n="10"/> Fenſter gepfählt — ſchreib’ ich Ihnen heute, da ich erſt geſtern Ihren<lb/> Brief mit groſſem Vergnügen bekam, <metamark>[</metamark>mit<metamark>]</metamark> noch gröſſerm las und mit<lb/> dem allergröſten nach Hof trug, um einer ſolchen Stadt zu beweiſen,<lb/> daß mir der Kollaborator nicht blos 3 Kouverts ſondern auch 1 Brief<lb/> geſchikt, ſo lang, ſo wizig ſei dieſer <metamark>[?]</metamark>. — Mein Stilſchweigen kam<lb n="15"/> von Ihrem: den Henker! der ſanfteſte Johannes mus wol böſe<lb/> werden, wenn er hinter einem Ofen ſizet und ein öffentlicher Schul-<lb/> lehrer redet leiſe mit allen, die in der Stube ſizen, mit ihm aber nicht<lb/> und ich verdenk’ es dem Johannes nicht, wenn er hinter ſeinem Ofen<lb/> kein Wort zum öffentlichen Schullehrer hervorſpricht. — Da mein<lb n="20"/> Brief auch eine <hi rendition="#aq">epistola gratulatoria</hi> ſtat eines Karmens zu Ihrer<lb/> Kollaboratur ſein ſol: ſo wil ich die nämliche Materie wie Sie ab-<lb/> handeln und dan erſt wollen wir einander bei der Hand anfaſſen und in<note place="right"><ref target="1922_Bd#_350">[350]</ref></note><lb/> der Schulſtube auf und abfahren und von allem reden. — Entweder<lb/> die Achtung 1) der Sprache oder die 2) des Geiſtes der Alten kan iezt<lb n="25"/> ſinken. Ich glaube <hi rendition="#aq">a)</hi> beides iſt und mus ſein und <hi rendition="#aq">b)</hi> es thut auch<lb/> nichts.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">a)</hi> In <hi rendition="#g">Rükſicht der Sprache</hi> wiſſen wir, daß das 15<hi rendition="#sup">te</hi>, 16<hi rendition="#sup">te</hi><lb/> Jahrhundert nicht mehr da iſt, wo man durch ganz Europa nichts<lb/> lernte und lehrte als 2 Sprachen und wo das Latein alle gelehrte<lb n="30"/> Schlafröcke von England bis nach Italien in 1 Bund zuſammenzog<lb/> — daß unſer Latein deutſch iſt gegen das eines Kamerarius, der ohne<lb/> Noth den ſchmalkaldiſchen Krieg griechiſch abfaſte, und daß damals<lb/> ieder Gelehrte Antiquar und Philolog war, der ein Inventar von allen<lb/> Häuſern in Rom im öden Kopfe hatte, und daß das Latein die Staats-<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [331/0357]
372. An Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach.
[Schwarzenbach, 23. (?) April 1791]
Warlich ſo oft ich von guten Menſchen eine andre Belohnung als
die ihres Beifals annehmen mus: ſo thut es mir wehe, daß es Bedürf-
niſſe giebt und daß man auſſer dem gröſten Glük, von Guten geliebt 5
zu werden, noch ein elendes ſuchen mus.
373. An Wernlein in Neuſtadt a. d. Aiſch.
[Schwarzenbach, etwa 20. April 1791]
Unter dem Schatten Baierns — nämlich der Karte von Baiern,
die ich gegen die Sonne mit dem Federmeſſer ſtat des Vorhangs ans 10
Fenſter gepfählt — ſchreib’ ich Ihnen heute, da ich erſt geſtern Ihren
Brief mit groſſem Vergnügen bekam, [mit] noch gröſſerm las und mit
dem allergröſten nach Hof trug, um einer ſolchen Stadt zu beweiſen,
daß mir der Kollaborator nicht blos 3 Kouverts ſondern auch 1 Brief
geſchikt, ſo lang, ſo wizig ſei dieſer [?]. — Mein Stilſchweigen kam 15
von Ihrem: den Henker! der ſanfteſte Johannes mus wol böſe
werden, wenn er hinter einem Ofen ſizet und ein öffentlicher Schul-
lehrer redet leiſe mit allen, die in der Stube ſizen, mit ihm aber nicht
und ich verdenk’ es dem Johannes nicht, wenn er hinter ſeinem Ofen
kein Wort zum öffentlichen Schullehrer hervorſpricht. — Da mein 20
Brief auch eine epistola gratulatoria ſtat eines Karmens zu Ihrer
Kollaboratur ſein ſol: ſo wil ich die nämliche Materie wie Sie ab-
handeln und dan erſt wollen wir einander bei der Hand anfaſſen und in
der Schulſtube auf und abfahren und von allem reden. — Entweder
die Achtung 1) der Sprache oder die 2) des Geiſtes der Alten kan iezt 25
ſinken. Ich glaube a) beides iſt und mus ſein und b) es thut auch
nichts.
[350]
a) In Rükſicht der Sprache wiſſen wir, daß das 15te, 16te
Jahrhundert nicht mehr da iſt, wo man durch ganz Europa nichts
lernte und lehrte als 2 Sprachen und wo das Latein alle gelehrte 30
Schlafröcke von England bis nach Italien in 1 Bund zuſammenzog
— daß unſer Latein deutſch iſt gegen das eines Kamerarius, der ohne
Noth den ſchmalkaldiſchen Krieg griechiſch abfaſte, und daß damals
ieder Gelehrte Antiquar und Philolog war, der ein Inventar von allen
Häuſern in Rom im öden Kopfe hatte, und daß das Latein die Staats- 35
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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