[424]Sie mir etwas anders zurükschicken als ein Kompliment: so würden Sie mich über die Wahl des Mittels, jene Gesinnung zu zeigen, zu sehr beschämen. Sein Sie eben so glüklich als einer der wenn man in diesem Wetter in keinem Zelt ist -- wenn man einen Bruder beim Terzius hat -- wenn man am Mitwoch um den neugebornen König5 tanzt -- wenn man Biogr[aphien] schreibt und die Versicherung daß man ist etc.
444. An Helene Köhler.
Eilig.
Hof. d. 6 Oct. 93 [Sonntag].
p. p.
10
Ihr Briefgen nimt ein Paar Wolken aus dem aschgrauen Himmel heraus und giebt ihm Eine blaue Stelle wieder. Da er aber heute noch nicht ganz heiter ist: so werd' ich und Otto keinen andern als einen nähern sehen, in Krötenhof nämlich, wo ich die Versicherung wieder- holen werde, die ich zum erstenmale vor einem Spiegel, neben der15 kleinen Louise und auf dem Ottoischen Spiegeltische schreibe, daß ich, der elenden Feder, Dinte und Handschrift ungeachtet, mich doch nenne
Deroselben gehors. Diener Jean Paul
20
[Adr.]Demoiselle Demoiselle Helene Koehler a son Logis.
445. An Karoline Herold.
[Nicht abgeschickt?]Münchberg d. 11 Oct.[1793?]
Ich und Otto sind so fröhlich vom Wein und Wege daß ich weiter die Freude durch nichts zu verdienen und zu vermehren weis als da-25 durch, daß ich sie ausdrücke -- und zwar vor Ihrem Auge, gute Ka- roline! -- Otto schreibt fliegend auf Pergament und ich hier auf dem, was Sie weder zeigen noch verlieren sollen. -- Verzeihen Sie Papier, Handschrift, Gedanken und alles, wiewol Sie mehr gewohnt sind, zu zürnen als zu vergeben. -- Liebe, ich wil von heute an in einem30 Enthusiasmus, den Sie eher begreifen als theilen werden, Ihnen die Nachricht und mir die Freude geben, daß ich allemal, wenn meine bessere Seele über ihre Ufer schwilt, Ihnen die Überströmungen der-
[424]Sie mir etwas anders zurükſchicken als ein Kompliment: ſo würden Sie mich über die Wahl des Mittels, jene Geſinnung zu zeigen, zu ſehr beſchämen. Sein Sie eben ſo glüklich als einer der 〈wenn man〉 in dieſem Wetter in keinem Zelt iſt — wenn man einen Bruder beim Terzius hat — wenn man am Mitwoch um den neugebornen König5 tanzt — wenn man Biogr[aphien] ſchreibt und die Verſicherung daß man iſt ꝛc.
444. An Helene Köhler.
Eilig.
Hof. d. 6 Oct. 93 [Sonntag].
p. p.
10
Ihr Briefgen nimt ein Paar Wolken aus dem aſchgrauen Himmel heraus und giebt ihm Eine blaue Stelle wieder. Da er aber heute noch nicht ganz heiter iſt: ſo werd’ ich und Otto keinen andern als einen nähern ſehen, in Krötenhof nämlich, wo ich die Verſicherung wieder- holen werde, die ich zum erſtenmale vor einem Spiegel, neben der15 kleinen Louise und auf dem Ottoiſchen Spiegeltiſche ſchreibe, daß ich, der elenden Feder, Dinte und Handſchrift ungeachtet, mich doch nenne
Deroſelben gehorſ. Diener Jean Paul
20
[Adr.]Demoiselle Demoiselle Helene Koehler à son Logis.
445. An Karoline Herold.
[Nicht abgeſchickt?]Münchberg d. 11 Oct.[1793?]
Ich und Otto ſind ſo fröhlich vom Wein und Wege daß ich weiter die Freude durch nichts zu verdienen und zu vermehren weis als da-25 durch, daß ich ſie ausdrücke — und zwar vor Ihrem Auge, gute Ka- roline! — Otto ſchreibt fliegend auf Pergament und ich hier auf dem, was Sie weder zeigen noch verlieren ſollen. — Verzeihen Sie Papier, Handſchrift, Gedanken und alles, wiewol Sie mehr gewohnt ſind, zu zürnen als zu vergeben. — Liebe, ich wil von heute an in einem30 Enthuſiaſmus, den Sie eher begreifen als theilen werden, Ihnen die Nachricht und mir die Freude geben, daß ich allemal, wenn meine beſſere Seele über ihre Ufer ſchwilt, Ihnen die Überſtrömungen der-
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Sie mir etwas anders zurükſchicken als ein Kompliment: ſo würden
Sie mich über die Wahl des Mittels, jene Geſinnung zu zeigen, zu ſehr
beſchämen. Sein Sie eben ſo glüklich als einer der 〈wenn man〉 in
dieſem Wetter in keinem Zelt iſt — wenn man einen Bruder beim
Terzius hat — wenn man am Mitwoch um den neugebornen König 5
tanzt — wenn man Biogr[aphien] ſchreibt und die Verſicherung daß
man iſt ꝛc.
[424]
444. An Helene Köhler.
Eilig.Hof. d. 6 Oct. 93 [Sonntag].
p. p. 10
Ihr Briefgen nimt ein Paar Wolken aus dem aſchgrauen Himmel
heraus und giebt ihm Eine blaue Stelle wieder. Da er aber heute noch
nicht ganz heiter iſt: ſo werd’ ich und Otto keinen andern als einen
nähern ſehen, in Krötenhof nämlich, wo ich die Verſicherung wieder-
holen werde, die ich zum erſtenmale vor einem Spiegel, neben der 15
kleinen Louise und auf dem Ottoiſchen Spiegeltiſche ſchreibe, daß ich,
der elenden Feder, Dinte und Handſchrift ungeachtet, mich doch nenne
Deroſelben
gehorſ. Diener
Jean Paul 20
[Adr.] Demoiselle Demoiselle Helene Koehler à son Logis.
445. An Karoline Herold.
Münchberg d. 11 Oct. [1793?]
Ich und Otto ſind ſo fröhlich vom Wein und Wege daß ich weiter
die Freude durch nichts zu verdienen und zu vermehren weis als da- 25
durch, daß ich ſie ausdrücke — und zwar vor Ihrem Auge, gute Ka-
roline! — Otto ſchreibt fliegend auf Pergament und ich hier auf dem,
was Sie weder zeigen noch verlieren ſollen. — Verzeihen Sie Papier,
Handſchrift, Gedanken und alles, wiewol Sie mehr gewohnt ſind, zu
zürnen als zu vergeben. — Liebe, ich wil von heute an in einem 30
Enthuſiaſmus, den Sie eher begreifen als theilen werden, Ihnen die
Nachricht und mir die Freude geben, daß ich allemal, wenn meine
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/432>, abgerufen am 15.06.2024.
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