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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

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in Nr. 207 des vorliegenden Bandes). Erst in der Bayreuther Zeit und
namentlich seit Beginn seines Augenleidens ließ Jean Paul seine
Briefe zuweilen von seiner Frau oder seinen Töchtern kopieren. Wir
haben es -- was frühere Benutzer nicht immer erkannt haben -- über-
wiegend mit Kopien zu tun; Konzepte -- als solche an den Korrekturen
zu erkennen -- kommen nur in der Frühzeit und dann wieder in den
letzten Jahren häufiger, sonst nur vereinzelt vor. Jean Paul pflegte
sich zwar für seine Briefe vorher kurze Notizen in Stichworten zu
machen (man findet solche verstreut in allen seinen Arbeitsheften),
schrieb sie dann aber fast immer alla prima. Nur besonders wichtige
hat er manchmal vorher konzipiert; in solchen Fällen folgt zuweilen im
Briefbuch auf das Konzept noch eine Kopie, oder diese ist aus jenem
durch nachträgliche Verbesserungen und Zusätze hergestellt.

Vergleicht man nun die Kopien mit den erhaltenen Originalbriefen,
so ergibt sich zunächst, daß bei weitem nicht alle Briefe in den Brief-
büchern zu finden sind. Es fehlen viele inhaltlich oder formell un-
bedeutende Briefe, z. B. alle an die Mutter, und natürlich fast alle
kurzen Billette. Es gab Zeiten, wo Jean Paul nur besonders wichtige
oder auch gar keine Briefe kopierte, z. B. auf Reisen, wenn er das
Briefbuch nicht zur Hand hatte. Immerhin enthalten die 17 Hefte im
ganzen über 2500 Kopien, und weit über die Hälfte davon sind solche,
deren Originale verlorengegangen sind.

Weiter ergibt der Vergleich der Kopien mit den Originalen, daß
jene, wenn sie von Jean Paul selber geschrieben sind, nur selten den
vollständigen Text geben. Er pflegte nur das aus seinen Briefen zu
kopieren, was er einmal literarisch verwerten zu können glaubte, also
die allgemeinen Reflexionen, Bilder, Witze, Einfälle u. dgl. Wie bei
Schmocks Zeitungsartikeln wurde alles Gewöhnliche gestrichen und
nur das "Brillante" stehen gelassen. Erst in den späteren Jahren tritt
daneben auch das Bestreben zutage, den sachlichen Inhalt zu notieren,
z. B. bei Briefen an Verleger und Händler das Geschäftliche. Zu-
weilen sind sogar nur Adressat und Datum angegeben1). In der
Regel bestehen die Kopien nur aus mehr oder weniger unzusammen-
hängenden Sätzen oder Satzteilen. Die Auslassungen sind oft, aber

1) Vgl. die Notiz in Jean Pauls sog. Vita-Buch: "Mein Korrespondenzbuch
macht, daß ich jedes Datum eines Briefes einschreibe und folglich bei Buch-
händlern und sonst den großen Ruf eines scharfen Geschäftsmannes einhandle."

in Nr. 207 des vorliegenden Bandes). Erſt in der Bayreuther Zeit und
namentlich ſeit Beginn ſeines Augenleidens ließ Jean Paul ſeine
Briefe zuweilen von ſeiner Frau oder ſeinen Töchtern kopieren. Wir
haben es — was frühere Benutzer nicht immer erkannt haben — über-
wiegend mit Kopien zu tun; Konzepte — als ſolche an den Korrekturen
zu erkennen — kommen nur in der Frühzeit und dann wieder in den
letzten Jahren häufiger, ſonſt nur vereinzelt vor. Jean Paul pflegte
ſich zwar für ſeine Briefe vorher kurze Notizen in Stichworten zu
machen (man findet ſolche verſtreut in allen ſeinen Arbeitsheften),
ſchrieb ſie dann aber faſt immer alla prima. Nur beſonders wichtige
hat er manchmal vorher konzipiert; in ſolchen Fällen folgt zuweilen im
Briefbuch auf das Konzept noch eine Kopie, oder dieſe iſt aus jenem
durch nachträgliche Verbeſſerungen und Zuſätze hergeſtellt.

Vergleicht man nun die Kopien mit den erhaltenen Originalbriefen,
ſo ergibt ſich zunächſt, daß bei weitem nicht alle Briefe in den Brief-
büchern zu finden ſind. Es fehlen viele inhaltlich oder formell un-
bedeutende Briefe, z. B. alle an die Mutter, und natürlich faſt alle
kurzen Billette. Es gab Zeiten, wo Jean Paul nur beſonders wichtige
oder auch gar keine Briefe kopierte, z. B. auf Reiſen, wenn er das
Briefbuch nicht zur Hand hatte. Immerhin enthalten die 17 Hefte im
ganzen über 2500 Kopien, und weit über die Hälfte davon ſind ſolche,
deren Originale verlorengegangen ſind.

Weiter ergibt der Vergleich der Kopien mit den Originalen, daß
jene, wenn ſie von Jean Paul ſelber geſchrieben ſind, nur ſelten den
vollſtändigen Text geben. Er pflegte nur das aus ſeinen Briefen zu
kopieren, was er einmal literariſch verwerten zu können glaubte, alſo
die allgemeinen Reflexionen, Bilder, Witze, Einfälle u. dgl. Wie bei
Schmocks Zeitungsartikeln wurde alles Gewöhnliche geſtrichen und
nur das „Brillante“ ſtehen gelaſſen. Erſt in den ſpäteren Jahren tritt
daneben auch das Beſtreben zutage, den ſachlichen Inhalt zu notieren,
z. B. bei Briefen an Verleger und Händler das Geſchäftliche. Zu-
weilen ſind ſogar nur Adreſſat und Datum angegeben1). In der
Regel beſtehen die Kopien nur aus mehr oder weniger unzuſammen-
hängenden Sätzen oder Satzteilen. Die Auslaſſungen ſind oft, aber

1) Vgl. die Notiz in Jean Pauls ſog. Vita-Buch: „Mein Korreſpondenzbuch
macht, daß ich jedes Datum eines Briefes einſchreibe und folglich bei Buch-
händlern und ſonſt den großen Ruf eines ſcharfen Geſchäftsmannes einhandle.“
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[X/0009] in Nr. 207 des vorliegenden Bandes). Erſt in der Bayreuther Zeit und namentlich ſeit Beginn ſeines Augenleidens ließ Jean Paul ſeine Briefe zuweilen von ſeiner Frau oder ſeinen Töchtern kopieren. Wir haben es — was frühere Benutzer nicht immer erkannt haben — über- wiegend mit Kopien zu tun; Konzepte — als ſolche an den Korrekturen zu erkennen — kommen nur in der Frühzeit und dann wieder in den letzten Jahren häufiger, ſonſt nur vereinzelt vor. Jean Paul pflegte ſich zwar für ſeine Briefe vorher kurze Notizen in Stichworten zu machen (man findet ſolche verſtreut in allen ſeinen Arbeitsheften), ſchrieb ſie dann aber faſt immer alla prima. Nur beſonders wichtige hat er manchmal vorher konzipiert; in ſolchen Fällen folgt zuweilen im Briefbuch auf das Konzept noch eine Kopie, oder dieſe iſt aus jenem durch nachträgliche Verbeſſerungen und Zuſätze hergeſtellt. Vergleicht man nun die Kopien mit den erhaltenen Originalbriefen, ſo ergibt ſich zunächſt, daß bei weitem nicht alle Briefe in den Brief- büchern zu finden ſind. Es fehlen viele inhaltlich oder formell un- bedeutende Briefe, z. B. alle an die Mutter, und natürlich faſt alle kurzen Billette. Es gab Zeiten, wo Jean Paul nur beſonders wichtige oder auch gar keine Briefe kopierte, z. B. auf Reiſen, wenn er das Briefbuch nicht zur Hand hatte. Immerhin enthalten die 17 Hefte im ganzen über 2500 Kopien, und weit über die Hälfte davon ſind ſolche, deren Originale verlorengegangen ſind. Weiter ergibt der Vergleich der Kopien mit den Originalen, daß jene, wenn ſie von Jean Paul ſelber geſchrieben ſind, nur ſelten den vollſtändigen Text geben. Er pflegte nur das aus ſeinen Briefen zu kopieren, was er einmal literariſch verwerten zu können glaubte, alſo die allgemeinen Reflexionen, Bilder, Witze, Einfälle u. dgl. Wie bei Schmocks Zeitungsartikeln wurde alles Gewöhnliche geſtrichen und nur das „Brillante“ ſtehen gelaſſen. Erſt in den ſpäteren Jahren tritt daneben auch das Beſtreben zutage, den ſachlichen Inhalt zu notieren, z. B. bei Briefen an Verleger und Händler das Geſchäftliche. Zu- weilen ſind ſogar nur Adreſſat und Datum angegeben 1). In der Regel beſtehen die Kopien nur aus mehr oder weniger unzuſammen- hängenden Sätzen oder Satzteilen. Die Auslaſſungen ſind oft, aber 1) Vgl. die Notiz in Jean Pauls ſog. Vita-Buch: „Mein Korreſpondenzbuch macht, daß ich jedes Datum eines Briefes einſchreibe und folglich bei Buch- händlern und ſonſt den großen Ruf eines ſcharfen Geſchäftsmannes einhandle.“

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/9>, abgerufen am 21.11.2024.