Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.geströmet haben, der Kälte am nächsten; und nach dem Zorne der Montags. Es ist Zeit, daß ich meine rinnende Feder wegthue. -- Der Theil Ein fataler abbrevierter Dentist hat meine Zähne angefallen und15 Es ärgert mich, daß ich in den Zauberlandschaften um mich heute Freundes Richter. 225. An Renate Otto, geb. Wirth. [Hof, 29. Jan. 1796 (Freitag)?]Tausend gute Abende! -- Meine Ankunft ist eine Bitte um zwei30 geſtrömet haben, der Kälte am nächſten; und nach dem Zorne der Montags. Es iſt Zeit, daß ich meine rinnende Feder wegthue. — Der Theil Ein fataler abbrevierter Dentiſt hat meine Zähne angefallen und15 Es ärgert mich, daß ich in den Zauberlandſchaften um mich heute Freundes Richter. 225. An Renate Otto, geb. Wirth. [Hof, 29. Jan. 1796 (Freitag)?]Tauſend gute Abende! — Meine Ankunft iſt eine Bitte um zwei30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="149"/> geſtrömet haben, der Kälte am nächſten; und nach dem Zorne der<lb/> Güte. — Um ſich zu heilen, mus man ſich recht <hi rendition="#g">hart</hi> und durch-<lb/> greifend fragen: was man denn eigentlich wil. Oft verſtecken ſich<lb/> 20 Gefühle wie Kinder hinter einander und das lezte wil nicht<lb/> reden.<lb n="5"/> </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Montags.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p>Es iſt Zeit, daß ich meine rinnende Feder wegthue. — Der Theil<lb/> Ihres Briefs, der nicht aus Klagen, ſondern Wünſchen, Güte und<lb/> Freude beſteht, hat mich inniglich erquikt und gerührt. Sie wiſſen, was<lb/> Sie mir wieder für einen Vorſaz gegeben und wie Ihre ſchöne Ver-<lb n="10"/> änderlichkeit zu meiner wird. Ihre Briefe gefallen dem <hi rendition="#aq">Emanuel</hi><lb/> auſſerordentlich; ich widerlegte ihn und verſicherte ihm, ich hätte noch<note place="right"><ref target="1922_Bd2_147">[147]</ref></note><lb/> beſſere von Ihnen geleſen. — Otto ſchläft mit mir Donnerſtags in<lb/> Münchberg.</p><lb/> <p>Ein fataler abbrevierter Dentiſt hat meine Zähne angefallen und<lb n="15"/> meine Blumenkette zerriſſen. —</p><lb/> <p>Es ärgert mich, daß ich in den Zauberlandſchaften um mich heute<lb/> zum erſtenmale — es ſolte zum 10<hi rendition="#sup">ten</hi> mal ſein — die Zauberflöte<lb/> Ihrer Briefe höre und ſie akkompagniere. Ich werde künftighin<lb/> zuerſt in Bayreuth auſſer der <hi rendition="#aq">Fantaisie</hi> nichts aufſuchen als die<lb n="20"/> Poſt, ob nichts da iſt von Ihnen an mich. — Leben Sie wol: der<lb/> Himmel gebe Ihnen ein Paar Flügel mehr, damit Sie immer über<lb/> den Blumen, anſtat ſich darauf zu <hi rendition="#g">ſezen,</hi> nur ſaugend <hi rendition="#g">ſchweben.</hi><lb/> Und wenn die Biene müde oder beladen iſt, ſo fliege ſie auf das<lb/> Flugbret ihres<lb n="25"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Freundes<lb/> Richter.</hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>225. An <hi rendition="#g">Renate Otto, geb. Wirth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 29. Jan. 1796 (Freitag)?]</hi> </dateline><lb/> <p>Tauſend gute Abende! — Meine Ankunft iſt eine Bitte um zwei<lb n="30"/> — Tragen Holz, weil mein Bruder am Donnerſtag die Schule lieber<lb/> hatte als Wärme. Noch vor dem Eſſen komm’ ich. <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> legte in<lb/> meinen Koffer einen langen Brief an Sie.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [149/0160]
geſtrömet haben, der Kälte am nächſten; und nach dem Zorne der
Güte. — Um ſich zu heilen, mus man ſich recht hart und durch-
greifend fragen: was man denn eigentlich wil. Oft verſtecken ſich
20 Gefühle wie Kinder hinter einander und das lezte wil nicht
reden. 5
Montags.
Es iſt Zeit, daß ich meine rinnende Feder wegthue. — Der Theil
Ihres Briefs, der nicht aus Klagen, ſondern Wünſchen, Güte und
Freude beſteht, hat mich inniglich erquikt und gerührt. Sie wiſſen, was
Sie mir wieder für einen Vorſaz gegeben und wie Ihre ſchöne Ver- 10
änderlichkeit zu meiner wird. Ihre Briefe gefallen dem Emanuel
auſſerordentlich; ich widerlegte ihn und verſicherte ihm, ich hätte noch
beſſere von Ihnen geleſen. — Otto ſchläft mit mir Donnerſtags in
Münchberg.
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Ein fataler abbrevierter Dentiſt hat meine Zähne angefallen und 15
meine Blumenkette zerriſſen. —
Es ärgert mich, daß ich in den Zauberlandſchaften um mich heute
zum erſtenmale — es ſolte zum 10ten mal ſein — die Zauberflöte
Ihrer Briefe höre und ſie akkompagniere. Ich werde künftighin
zuerſt in Bayreuth auſſer der Fantaisie nichts aufſuchen als die 20
Poſt, ob nichts da iſt von Ihnen an mich. — Leben Sie wol: der
Himmel gebe Ihnen ein Paar Flügel mehr, damit Sie immer über
den Blumen, anſtat ſich darauf zu ſezen, nur ſaugend ſchweben.
Und wenn die Biene müde oder beladen iſt, ſo fliege ſie auf das
Flugbret ihres 25
Freundes
Richter.
225. An Renate Otto, geb. Wirth.
[Hof, 29. Jan. 1796 (Freitag)?]
Tauſend gute Abende! — Meine Ankunft iſt eine Bitte um zwei 30
— Tragen Holz, weil mein Bruder am Donnerſtag die Schule lieber
hatte als Wärme. Noch vor dem Eſſen komm’ ich. Emanuel legte in
meinen Koffer einen langen Brief an Sie.
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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