Ich habe kaum eine Sprache für meinen Dank. Sie schicken mir einen seeligen Morgen zu und opfern den Ihrigen auf: es thut mir5 wehe und wol zugleich, wenn ich mir Sie vorstelle, wie Sie froh und gern für Ihren magern Freund den ganzen Morgen arbeiten. Beste, Geduldige, was kan Ihnen der arme Paul dafür geben und thun, da er nichts hat als seine Freundschaft, die Sie schon lange haben? --[166] Ich wünschte, heute wäre wieder Ihr Geburtstag, damit ich Ihnen10 alle Ihre Wünsche doppelt wieder geben dürfte. Lassen Sie mir Ihre gute Hand, an der ich durch so viele Jahre schon gieng, auch auf dem Wege über mein neues. Und du, guter Himmel, gieb ihrem sanften Herzen immer die Freude, die sie so gern austheilt, und ihr Lebenstag sei ein Johannistag, lang und vol Blüten und ohne Wolken und15 warm und stil, und abends sei die Wolke aus goldenem Abendrothe, die sie wie uns alle bedekt!
Immer und immer Ihr Freund
Und wie wil ich Ihnen, bester Christoph, genug danken? Sie be-20 schämten meine neuliche jämmerliche Gabe der Fruchtstücke mit wahren Früchten zu sehr. Dieses Ananasgebäk ist für mich ein Liebes- mal im eigentlichen Sin. Da ich schon gestern meinen Geburtstag feierte: so hab' ich heute den Wiedergeburts- oder Tauftag, der alle- mal besser ist als jener, und an dem man, wie Sie mit mir thun, in25 ein schönes Gefängnis bei (Lebens) Wasser und (Himmels) Brod gesezt wird. Auch meine Mutter läst Ihnen danken. -- Nehmen Sie mir nie Ihre Freundschaft, aber lassen Sie einmal die Reihe, eine zu beweisen, auch an mich gelangen. Von ganzer Seele und ganzem Herzen30
Ihr Freund Richter
Abends komm' ich.
*270. An Renate und Chriſtoph Otto.
Hof d. 22 März 1796.
Gar zu gute Renate,
Ich habe kaum eine Sprache für meinen Dank. Sie ſchicken mir einen ſeeligen Morgen zu und opfern den Ihrigen auf: es thut mir5 wehe und wol zugleich, wenn ich mir Sie vorſtelle, wie Sie froh und gern für Ihren magern Freund den ganzen Morgen arbeiten. Beſte, Geduldige, was kan Ihnen der arme Paul dafür geben und thun, da er nichts hat als ſeine Freundſchaft, die Sie ſchon lange haben? —[166] Ich wünſchte, heute wäre wieder Ihr Geburtstag, damit ich Ihnen10 alle Ihre Wünſche doppelt wieder geben dürfte. Laſſen Sie mir Ihre gute Hand, an der ich durch ſo viele Jahre ſchon gieng, auch auf dem Wege über mein neues. Und du, guter Himmel, gieb ihrem ſanften Herzen immer die Freude, die ſie ſo gern austheilt, und ihr Lebenstag ſei ein Johannistag, lang und vol Blüten und ohne Wolken und15 warm und ſtil, und abends ſei die Wolke aus goldenem Abendrothe, die ſie wie uns alle bedekt!
Immer und immer Ihr Freund
Und wie wil ich Ihnen, beſter Chriſtoph, genug danken? Sie be-20 ſchämten meine neuliche jämmerliche Gabe der Fruchtſtücke mit wahren Früchten zu ſehr. Dieſes Ananasgebäk iſt für mich ein Liebes- mal im eigentlichen Sin. Da ich ſchon geſtern meinen Geburtstag feierte: ſo hab’ ich heute den Wiedergeburts- oder Tauftag, der alle- mal beſſer iſt als jener, und an dem man, wie Sie mit mir thun, in25 ein ſchönes Gefängnis bei (Lebens) Waſſer und (Himmels) Brod geſezt wird. Auch meine Mutter läſt Ihnen danken. — Nehmen Sie mir nie Ihre Freundſchaft, aber laſſen Sie einmal die Reihe, eine zu beweiſen, auch an mich gelangen. Von ganzer Seele und ganzem Herzen30
Ihr Freund Richter
Abends komm’ ich.
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[169/0182]
*270. An Renate und Chriſtoph Otto.
Hof d. 22 März 1796.
Gar zu gute Renate,
Ich habe kaum eine Sprache für meinen Dank. Sie ſchicken mir
einen ſeeligen Morgen zu und opfern den Ihrigen auf: es thut mir 5
wehe und wol zugleich, wenn ich mir Sie vorſtelle, wie Sie froh und
gern für Ihren magern Freund den ganzen Morgen arbeiten. Beſte,
Geduldige, was kan Ihnen der arme Paul dafür geben und thun, da
er nichts hat als ſeine Freundſchaft, die Sie ſchon lange haben? —
Ich wünſchte, heute wäre wieder Ihr Geburtstag, damit ich Ihnen 10
alle Ihre Wünſche doppelt wieder geben dürfte. Laſſen Sie mir Ihre
gute Hand, an der ich durch ſo viele Jahre ſchon gieng, auch auf dem
Wege über mein neues. Und du, guter Himmel, gieb ihrem ſanften
Herzen immer die Freude, die ſie ſo gern austheilt, und ihr Lebenstag
ſei ein Johannistag, lang und vol Blüten und ohne Wolken und 15
warm und ſtil, und abends ſei die Wolke aus goldenem Abendrothe,
die ſie wie uns alle bedekt!
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Immer und immer
Ihr Freund
Und wie wil ich Ihnen, beſter Chriſtoph, genug danken? Sie be- 20
ſchämten meine neuliche jämmerliche Gabe der Fruchtſtücke mit
wahren Früchten zu ſehr. Dieſes Ananasgebäk iſt für mich ein Liebes-
mal im eigentlichen Sin. Da ich ſchon geſtern meinen Geburtstag
feierte: ſo hab’ ich heute den Wiedergeburts- oder Tauftag, der alle-
mal beſſer iſt als jener, und an dem man, wie Sie mit mir thun, in 25
ein ſchönes Gefängnis bei (Lebens) Waſſer und (Himmels) Brod
geſezt wird. Auch meine Mutter läſt Ihnen danken. — Nehmen Sie
mir nie Ihre Freundſchaft, aber laſſen Sie einmal die Reihe, eine zu
beweiſen, auch an mich gelangen. Von ganzer Seele und ganzem
Herzen 30
Ihr
Freund
Richter
Abends komm’ ich.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/182>, abgerufen am 21.11.2024.
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