Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite

anerzogne Aussprache. Aber meine Brust vol Liebe gegen alle Men-
schen, und vol Freundschaft gegen die besten söhne mich mit der
Freundin aus, die unter diese gehört! -- Schlagen alle meine Wetter-
prophezeiungen fehl, so hoff' ich doch noch in dieser oder in der Pfing[st]-
woche Ihnen mit einer elenden Stimme, aber mit bleibendem5
Gefühle zu wiederholen wie sehr ich bin und bleibe der nachsichtigen
Freundin

verehrender Freund
Richter.
[Am obern Rande auf dem Kopf stehend:]10

N. S. Kehret sich alles so um wie dieser Brief und verfehl' ich
alle Wünsche: so komme ich nicht eher nach Bayreuth als 2 Tage
nach Ihnen.

309. An Christian Otto.
15

Dieser Brief gehöret nicht von Ferne unter seine bessern; aber
wegen der Nachrichten über die kirchenhistorischen Bücher und über
mich must du ihn haben.

310. An Christian Otto.

Übermorgen werd' ich den Ellrodt sehen -- und heute dich noch20
einmal, weil ich morgen um 12 Uhr mit meinem Bruder (dasmal
frere servant) abfliege. Und ich werde draussen alle deine Wünsche[187]
aus deinem Zettel ablesen.

311. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.25

Das erste was ich in Bayreuth begehrte, war eine Feder, um
Ihnen, gnädige Frau, zu melden, daß mich das Wetter nur ein
einziges mal, -- am Donnerstag --, zum Lügner gemacht. Mögen um
die Träume Ihres heutigen Morgenschlafs so viele Blumen und30
Blüten und Hofnungen geflogen sein als meine wachen unter Weges
umgaben, wo ich immerfort die schöne Perspektive Ihrer Gegend
und -- dieses Blätgens hatte. Von Ihrem Stilschweigen auf lezteres

anerzogne Ausſprache. Aber meine Bruſt vol Liebe gegen alle Men-
ſchen, und vol Freundſchaft gegen die beſten ſöhne mich mit der
Freundin aus, die unter dieſe gehört! — Schlagen alle meine Wetter-
prophezeiungen fehl, ſo hoff’ ich doch noch in dieſer oder in der Pfing[ſt]-
woche Ihnen mit einer elenden Stimme, aber mit bleibendem5
Gefühle zu wiederholen wie ſehr ich bin und bleibe der nachſichtigen
Freundin

verehrender Freund
Richter.
[Am obern Rande auf dem Kopf stehend:]10

N. S. Kehret ſich alles ſo um wie dieſer Brief und verfehl’ ich
alle Wünſche: ſo komme ich nicht eher nach Bayreuth als 2 Tage
nach Ihnen.

309. An Chriſtian Otto.
15

Dieſer Brief gehöret nicht von Ferne unter ſeine beſſern; aber
wegen der Nachrichten über die kirchenhiſtoriſchen Bücher und über
mich muſt du ihn haben.

310. An Chriſtian Otto.

Übermorgen werd’ ich den Ellrodt ſehen — und heute dich noch20
einmal, weil ich morgen um 12 Uhr mit meinem Bruder (dasmal
frere servant) abfliege. Und ich werde drauſſen alle deine Wünſche[187]
aus deinem Zettel ableſen.

311. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.25

Das erſte was ich in Bayreuth begehrte, war eine Feder, um
Ihnen, gnädige Frau, zu melden, daß mich das Wetter nur ein
einziges mal, — am Donnerſtag —, zum Lügner gemacht. Mögen um
die Träume Ihres heutigen Morgenſchlafs ſo viele Blumen und30
Blüten und Hofnungen geflogen ſein als meine wachen unter Weges
umgaben, wo ich immerfort die ſchöne Perſpektive Ihrer Gegend
und — dieſes Blätgens hatte. Von Ihrem Stilſchweigen auf lezteres

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0202" n="189"/>
anerzogne Aus&#x017F;prache. Aber meine Bru&#x017F;t vol Liebe gegen alle Men-<lb/>
&#x017F;chen, und vol Freund&#x017F;chaft gegen die be&#x017F;ten &#x017F;öhne mich mit der<lb/>
Freundin aus, die unter die&#x017F;e gehört! &#x2014; Schlagen alle meine Wetter-<lb/>
prophezeiungen fehl, &#x017F;o hoff&#x2019; ich doch noch in die&#x017F;er oder in der Pfing[&#x017F;t]-<lb/>
woche Ihnen mit einer elenden Stimme, aber mit bleibendem<lb n="5"/>
Gefühle zu wiederholen wie &#x017F;ehr ich bin und bleibe der nach&#x017F;ichtigen<lb/>
Freundin</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">verehrender Freund<lb/>
Richter.</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <note type="editorial">[<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Am obern Rande auf dem Kopf stehend:</hi></hi>]</note>
          <lb n="10"/>
          <p>N. S. Kehret &#x017F;ich alles &#x017F;o um wie die&#x017F;er Brief und verfehl&#x2019; ich<lb/>
alle Wün&#x017F;che: &#x017F;o komme ich nicht eher nach Bayreuth als 2 Tage<lb/>
nach Ihnen.</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>309. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 12. Mai 1796]</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>Die&#x017F;er Brief gehöret nicht von Ferne unter &#x017F;eine be&#x017F;&#x017F;ern; aber<lb/>
wegen der Nachrichten über die kirchenhi&#x017F;tori&#x017F;chen Bücher und über<lb/>
mich mu&#x017F;t du ihn haben.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>310. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <p>Übermorgen werd&#x2019; ich den <hi rendition="#aq">Ellrodt</hi> &#x017F;ehen &#x2014; und heute dich noch<lb n="20"/>
einmal, weil ich morgen um 12 Uhr mit meinem Bruder (dasmal<lb/><hi rendition="#aq">frere servant)</hi> abfliege. Und ich werde drau&#x017F;&#x017F;en alle deine Wün&#x017F;che<note place="right"><ref target="1922_Bd2_187">[187]</ref></note><lb/>
aus deinem Zettel able&#x017F;en.</p><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof] 12 Mai 96 [Donnerstag].</hi> </dateline>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>311. An <hi rendition="#g">Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.</hi><lb n="25"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth in der Sonne</hi> d. 14 Mai 96 [Sonnabend].</hi> </dateline><lb/>
        <p>Das er&#x017F;te was ich in Bayreuth begehrte, war eine Feder, um<lb/>
Ihnen, gnädige Frau, zu melden, daß mich das Wetter nur ein<lb/>
einziges mal, &#x2014; am Donner&#x017F;tag &#x2014;, zum Lügner gemacht. Mögen um<lb/>
die Träume Ihres heutigen Morgen&#x017F;chlafs &#x017F;o viele Blumen und<lb n="30"/>
Blüten und Hofnungen geflogen &#x017F;ein als meine wachen unter Weges<lb/>
umgaben, wo ich immerfort die &#x017F;chöne Per&#x017F;pektive Ihrer Gegend<lb/>
und &#x2014; die&#x017F;es Blätgens hatte. Von Ihrem Stil&#x017F;chweigen auf lezteres<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0202] anerzogne Ausſprache. Aber meine Bruſt vol Liebe gegen alle Men- ſchen, und vol Freundſchaft gegen die beſten ſöhne mich mit der Freundin aus, die unter dieſe gehört! — Schlagen alle meine Wetter- prophezeiungen fehl, ſo hoff’ ich doch noch in dieſer oder in der Pfing[ſt]- woche Ihnen mit einer elenden Stimme, aber mit bleibendem 5 Gefühle zu wiederholen wie ſehr ich bin und bleibe der nachſichtigen Freundin verehrender Freund Richter. 10 N. S. Kehret ſich alles ſo um wie dieſer Brief und verfehl’ ich alle Wünſche: ſo komme ich nicht eher nach Bayreuth als 2 Tage nach Ihnen. 309. An Chriſtian Otto. [Hof, 12. Mai 1796] 15 Dieſer Brief gehöret nicht von Ferne unter ſeine beſſern; aber wegen der Nachrichten über die kirchenhiſtoriſchen Bücher und über mich muſt du ihn haben. 310. An Chriſtian Otto. Übermorgen werd’ ich den Ellrodt ſehen — und heute dich noch 20 einmal, weil ich morgen um 12 Uhr mit meinem Bruder (dasmal frere servant) abfliege. Und ich werde drauſſen alle deine Wünſche aus deinem Zettel ableſen. [187] [Hof] 12 Mai 96 [Donnerstag]. 311. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. 25 Bayreuth in der Sonne d. 14 Mai 96 [Sonnabend]. Das erſte was ich in Bayreuth begehrte, war eine Feder, um Ihnen, gnädige Frau, zu melden, daß mich das Wetter nur ein einziges mal, — am Donnerſtag —, zum Lügner gemacht. Mögen um die Träume Ihres heutigen Morgenſchlafs ſo viele Blumen und 30 Blüten und Hofnungen geflogen ſein als meine wachen unter Weges umgaben, wo ich immerfort die ſchöne Perſpektive Ihrer Gegend und — dieſes Blätgens hatte. Von Ihrem Stilſchweigen auf lezteres

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/202
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/202>, abgerufen am 24.11.2024.