Ich wurde heute gemalt, also must' ich sizen, stat zu laufen, und dieses Blätgen macht stat meiner den Abschiedsbesuch. Ich dank'5 Ihnen für den lapis infernalis, der an die Höcker der deutschen Nazion gehalten wird. Vergessen Sie weder Ihr schönes Versprechen, noch Ihren
Jean Paul Fr. Richter.10
Recht, recht wol leben Sie, damit doch das Leben keine Vernichtung ist, da Sie den Tod für eine nehmen.
349. An Christian Otto.
[Hof, 4. Juli 1796]
Ausser dem Empfang von 70 rtl. hab ich dir nichts zu schreiben als15 daß ich heute abends bei Herold sein mus, weil R[eichs] Exekuzions- truppen von Botenmeisterinnen bei mir lagen. Schneide dir von gegenwärtigem Briefe das Deinige ab.
[219]350. An Christian Otto.
[Hof, 5. Juli 1796]20
Find' ich dich heute nachts zu Hause? -- Schicke mir den Brief vom Sept[imus] Quintus [!], weil ich jezt darauf antworte -- und, wenn es dir zur Hand liegt, den lezten Theil von Meister. Ich kan diesen auch abends mitnehmen.
351. An Matzdorff in Berlin.25
[Kopie][Hof, 5. Juli 1796]
Ich wolte, ich könte die eine Hand Ihnen, die andre ihr geben und doch die 2 Arme noch so halten, daß sich darin meine theuere Pathe wiegen könte -- Ich fülte beide Hände mit geliebten Händgen. -- Der irdische Schöpfer, die irdische Schöpferin. Ziehe unbestürmt durch die30 frostigen Tage des Lebens -- immer schwebe vor dir die Feuersäule der Tugend voraus -- der Genius der 2ten Welt nehme die Gestalt deiner
348. An Karl Ludwig von Knebel in Weimar.
[Weimar, 1. Juli 1796]
Lieber,
Ich wurde heute gemalt, alſo muſt’ ich ſizen, ſtat zu laufen, und dieſes Blätgen macht ſtat meiner den Abſchiedsbeſuch. Ich dank’5 Ihnen für den lapis infernalis, der an die Höcker der deutſchen Nazion gehalten wird. Vergeſſen Sie weder Ihr ſchönes Verſprechen, noch Ihren
Jean Paul Fr. Richter.10
Recht, recht wol leben Sie, damit doch das Leben keine Vernichtung iſt, da Sie den Tod für eine nehmen.
349. An Chriſtian Otto.
[Hof, 4. Juli 1796]
Auſſer dem Empfang von 70 rtl. hab ich dir nichts zu ſchreiben als15 daß ich heute abends bei Herold ſein mus, weil R[eichs] Exekuzions- truppen von Botenmeiſterinnen bei mir lagen. Schneide dir von gegenwärtigem Briefe das Deinige ab.
[219]350. An Chriſtian Otto.
[Hof, 5. Juli 1796]20
Find’ ich dich heute nachts zu Hauſe? — Schicke mir den Brief vom Sept[imus] Quintus [!], weil ich jezt darauf antworte — und, wenn es dir zur Hand liegt, den lezten Theil von Meister. Ich kan dieſen auch abends mitnehmen.
351. An Matzdorff in Berlin.25
[Kopie][Hof, 5. Juli 1796]
Ich wolte, ich könte die eine Hand Ihnen, die andre ihr geben und doch die 2 Arme noch ſo halten, daß ſich darin meine theuere Pathe wiegen könte — Ich fülte beide Hände mit geliebten Händgen. — Der irdiſche Schöpfer, die irdiſche Schöpferin. Ziehe unbeſtürmt durch die30 froſtigen Tage des Lebens — immer ſchwebe vor dir die Feuerſäule der Tugend voraus — der Genius der 2ten Welt nehme die Geſtalt deiner
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348. An Karl Ludwig von Knebel in Weimar.
[Weimar, 1. Juli 1796]
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Ich wurde heute gemalt, alſo muſt’ ich ſizen, ſtat zu laufen, und
dieſes Blätgen macht ſtat meiner den Abſchiedsbeſuch. Ich dank’ 5
Ihnen für den lapis infernalis, der an die Höcker der deutſchen
Nazion gehalten wird. Vergeſſen Sie weder Ihr ſchönes Verſprechen,
noch Ihren
Jean Paul
Fr. Richter. 10
Recht, recht wol leben Sie, damit doch das Leben keine Vernichtung
iſt, da Sie den Tod für eine nehmen.
349. An Chriſtian Otto.
[Hof, 4. Juli 1796]
Auſſer dem Empfang von 70 rtl. hab ich dir nichts zu ſchreiben als 15
daß ich heute abends bei Herold ſein mus, weil R[eichs] Exekuzions-
truppen von Botenmeiſterinnen bei mir lagen. Schneide dir von
gegenwärtigem Briefe das Deinige ab.
350. An Chriſtian Otto.
[Hof, 5. Juli 1796] 20
Find’ ich dich heute nachts zu Hauſe? — Schicke mir den Brief vom
Sept[imus] Quintus [!], weil ich jezt darauf antworte — und, wenn
es dir zur Hand liegt, den lezten Theil von Meister. Ich kan dieſen
auch abends mitnehmen.
351. An Matzdorff in Berlin. 25
[Hof, 5. Juli 1796]
Ich wolte, ich könte die eine Hand Ihnen, die andre ihr geben und
doch die 2 Arme noch ſo halten, daß ſich darin meine theuere Pathe
wiegen könte — Ich fülte beide Hände mit geliebten Händgen. — Der
irdiſche Schöpfer, die irdiſche Schöpferin. Ziehe unbeſtürmt durch die 30
froſtigen Tage des Lebens — immer ſchwebe vor dir die Feuerſäule der
Tugend voraus — der Genius der 2ten Welt nehme die Geſtalt deiner
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/234>, abgerufen am 16.02.2025.
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