Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.358. An Herder in Weimar. Hof im Voigtl. d. 12 Jul. 1796.Für mich ist jezt die Zeit der mundus patens, worin die Unter- Ihr weiter und voller Kreis verstattet Ihnen kaum das Lesen der Ihr20 Jean Paul Fr. Richter 359. An Dr. Ellrodt in Bayreuth. [Kopie][Hof, 18. Juli 1796]Ihre pädagogische Therapevtik -- Ihre moralisch-klinische Anstalt. 360. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. Hof. d. 22 Jul. 96.Endlich, unvergessene und unvergesliche Freundin, bin ich wieder 358. An Herder in Weimar. Hof im Voigtl. d. 12 Jul. 1796.Für mich iſt jezt die Zeit der mundus patens, worin die Unter- Ihr weiter und voller Kreis verſtattet Ihnen kaum das Leſen der Ihr20 Jean Paul Fr. Richter 359. An Dr. Ellrodt in Bayreuth. [Kopie][Hof, 18. Juli 1796]Ihre pädagogiſche Therapevtik — Ihre moraliſch-kliniſche Anſtalt. 360. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. Hof. d. 22 Jul. 96.Endlich, unvergeſſene und unvergesliche Freundin, bin ich wieder <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0238" n="224"/> <div type="letter" n="1"> <head>358. An <hi rendition="#g">Herder in Weimar.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof im Voigtl. d. 12 Jul.</hi> 1796.</hi> </dateline><lb/> <p>Für mich iſt jezt die Zeit der <hi rendition="#aq">mundus patens,</hi> worin die Unter-<lb/> welt, d. h. auf der Erde die Vergangenheit, ſich vor meine Augen<lb/> heraufhebt: und unter allen dieſen Geſtalten ſeh’ ich die gröſte zuerſt<lb n="5"/> und zulezt und am längſten — und da ich die Ihrige, verehrungs-<lb/> würdigſter Lehrer, ſeit 8 Tagen anſchaue, ſo werd’ ich ſie doch auch<lb/> anreden und Ihnen mit drei Zeilen drei Minuten nehmen dürfen? —</p><lb/> <p>Ihr weiter und voller Kreis verſtattet Ihnen kaum das Leſen der<lb/> Briefe, geſchweige ihr Erwiedern. Ich bitte Sie alſo um nichts; aber<lb n="10"/> ich wünſche Ihnen alles mit der gerührteſten Seele, in der je Ihr<lb/> Bild gezittert hat. Um die Katarakten unſerer Tage ſind wie um<lb/> andere, Nebel — möge auf den Ihrigen ein Regenbogen ſein! —<lb/> Möge auf die äuſſere Welt ein Wiederſchein aus Ihrer innern<lb/> fallen! — Möge jedes Auge, das ſich Ihnen nahet, Sie ſo freude-<lb n="15"/> trunken anſchauen wie meines und möge immer in Ihrer Bruſt der<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd2_223">[223]</ref></note>Himmel bleiben, der ſich in der meinigen aufthat, als ich nach einem<lb/> funfzehnjährigen Wunſche endlich an Ihrem ſo lang geliebten Herzen<lb/> hieng!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb n="20"/> <hi rendition="#aq">Jean Paul</hi> Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>359. An Dr. <hi rendition="#g">Ellrodt in Bayreuth.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 18. Juli 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Ihre pädagogiſche Therapevtik — Ihre moraliſch-kliniſche Anſtalt.<lb/> Ich habe mich in lauter Vergröſſerungsſpiegeln geſehen.<lb n="25"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>360. An <hi rendition="#g">Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof. d. 22 Jul.</hi> 96.</hi> </dateline><lb/> <p>Endlich, unvergeſſene und unvergesliche Freundin, bin ich wieder<lb/> auf Ihrem — Nähtiſch. Drei Wochen lang tauchte das Schikſal —<lb/> wenn ich ſo ſonderbar ſprechen darf — meinen Kopf bald in Morgen-<lb n="30"/> roth, bald in Abendroth, bald in Blumenkelche, bald in Regenbogen<lb/> und ſättigte mich ganz: d. h. ich war 3 Wochen lang in <hi rendition="#aq">Weimar.</hi><lb/> Aber eben ſo lange müſt’ ich ſchreiben, wenn ich Ihnen eine Geſchichte<lb/> der Reiſe und des Aufenthalts zufertigen wolte. Mündlich brauch’ ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [224/0238]
358. An Herder in Weimar.
Hof im Voigtl. d. 12 Jul. 1796.
Für mich iſt jezt die Zeit der mundus patens, worin die Unter-
welt, d. h. auf der Erde die Vergangenheit, ſich vor meine Augen
heraufhebt: und unter allen dieſen Geſtalten ſeh’ ich die gröſte zuerſt 5
und zulezt und am längſten — und da ich die Ihrige, verehrungs-
würdigſter Lehrer, ſeit 8 Tagen anſchaue, ſo werd’ ich ſie doch auch
anreden und Ihnen mit drei Zeilen drei Minuten nehmen dürfen? —
Ihr weiter und voller Kreis verſtattet Ihnen kaum das Leſen der
Briefe, geſchweige ihr Erwiedern. Ich bitte Sie alſo um nichts; aber 10
ich wünſche Ihnen alles mit der gerührteſten Seele, in der je Ihr
Bild gezittert hat. Um die Katarakten unſerer Tage ſind wie um
andere, Nebel — möge auf den Ihrigen ein Regenbogen ſein! —
Möge auf die äuſſere Welt ein Wiederſchein aus Ihrer innern
fallen! — Möge jedes Auge, das ſich Ihnen nahet, Sie ſo freude- 15
trunken anſchauen wie meines und möge immer in Ihrer Bruſt der
Himmel bleiben, der ſich in der meinigen aufthat, als ich nach einem
funfzehnjährigen Wunſche endlich an Ihrem ſo lang geliebten Herzen
hieng!
[223]
Ihr 20
Jean Paul Fr. Richter
359. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Hof, 18. Juli 1796]
Ihre pädagogiſche Therapevtik — Ihre moraliſch-kliniſche Anſtalt.
Ich habe mich in lauter Vergröſſerungsſpiegeln geſehen. 25
360. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.
Hof. d. 22 Jul. 96.
Endlich, unvergeſſene und unvergesliche Freundin, bin ich wieder
auf Ihrem — Nähtiſch. Drei Wochen lang tauchte das Schikſal —
wenn ich ſo ſonderbar ſprechen darf — meinen Kopf bald in Morgen- 30
roth, bald in Abendroth, bald in Blumenkelche, bald in Regenbogen
und ſättigte mich ganz: d. h. ich war 3 Wochen lang in Weimar.
Aber eben ſo lange müſt’ ich ſchreiben, wenn ich Ihnen eine Geſchichte
der Reiſe und des Aufenthalts zufertigen wolte. Mündlich brauch’ ich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |