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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

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432. Ins Stammbuch von Wilhelmine von Kropff.[258]
[Kopie]

Mein gräflicher Nachbar glich den Römern, die der Göttin der
Schönheit Sarkophage und ihren Inhalt und Schmetterlinge weihten.
Ich gleiche ihm nicht: ich brauche von seinem Traueraltar, der den Has5
auslöscht und die Liebe verewigt, weiter nichts als die Blumenguirlande
darüber. Das Schiksal sehe Ihr Leben für einen Frühling an und gebe
ihm nur Blumen, und Sie für die Blumengöttin, die ihn regiert, und
mir geb' es nichts als Gehör und in Ihrer Seele einen kleinen Plaz für
den Namen etc.10

433. An Emanuel.

Eben komm' ich und Ihr Billet mit einander. Morgen bleib' ich:
auch liesse mich die genialische Krüdner nicht. Abends bin ich bei ihr
und nicht bei Koelle. -- Ich danke Ihnen, Theuerster. Wenn Sie ein15
solches leeres Billet nicht einäschern: so möcht ich wissen warum Sie die
vollen aufheben.

[Spaltenumbruch] Eiligst.[Spaltenumbruch] Ihr
J. P.
*434. An Emanuel.20

Guten Morgen, mein Theuerer! Ich schreibe das Billet, um Sie um
eines zu bitten an Völderndorf, worin Sie sagen, daß ich erst nach
4 Uhr komme. Ich müst' ihn mit dem Kaffee auf mich warten lassen und
das sol ich nicht. Auch mag ich keinen nachmittägigen, da ich ihn nur25
für meinen Kopf, nicht für meinen Gaumen trinke und also ungern die
Schuzbreter dieses Wassers auf meiner Mühle aufziehe, wenn ich ge-
rade nichts zu mahlen habe. -- In meiner Seele ist heute Sonnen-
glanz und Sonnenwärme: mögen beide auch die Seele meines ge-
liebten Freundes füllen!30

Ihr
Jean Paul


17*
432. Ins Stammbuch von Wilhelmine von Kropff.[258]
[Kopie]

Mein gräflicher Nachbar glich den Römern, die der Göttin der
Schönheit Sarkophage und ihren Inhalt und Schmetterlinge weihten.
Ich gleiche ihm nicht: ich brauche von ſeinem Traueraltar, der den Has5
auslöſcht und die Liebe verewigt, weiter nichts als die Blumenguirlande
darüber. Das Schikſal ſehe Ihr Leben für einen Frühling an und gebe
ihm nur Blumen, und Sie für die Blumengöttin, die ihn regiert, und
mir geb’ es nichts als Gehör und in Ihrer Seele einen kleinen Plaz für
den Namen ꝛc.10

433. An Emanuel.

Eben komm’ ich und Ihr Billet mit einander. Morgen bleib’ ich:
auch lieſſe mich die genialiſche Krüdner nicht. Abends bin ich bei ihr
und nicht bei Koelle. — Ich danke Ihnen, Theuerſter. Wenn Sie ein15
ſolches leeres Billet nicht einäſchern: ſo möcht ich wiſſen warum Sie die
vollen aufheben.

[Spaltenumbruch] Eiligſt.[Spaltenumbruch] Ihr
J. P.
*434. An Emanuel.20

Guten Morgen, mein Theuerer! Ich ſchreibe das Billet, um Sie um
eines zu bitten an Völderndorf, worin Sie ſagen, daß ich erſt nach
4 Uhr komme. Ich müſt’ ihn mit dem Kaffee auf mich warten laſſen und
das ſol ich nicht. Auch mag ich keinen nachmittägigen, da ich ihn nur25
für meinen Kopf, nicht für meinen Gaumen trinke und alſo ungern die
Schuzbreter dieſes Waſſers auf meiner Mühle aufziehe, wenn ich ge-
rade nichts zu mahlen habe. — In meiner Seele iſt heute Sonnen-
glanz und Sonnenwärme: mögen beide auch die Seele meines ge-
liebten Freundes füllen!30

Ihr
Jean Paul


17*
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[259/0274] 432. Ins Stammbuch von Wilhelmine von Kropff. [Bayreuth, Mitte Okt. 1796] Mein gräflicher Nachbar glich den Römern, die der Göttin der Schönheit Sarkophage und ihren Inhalt und Schmetterlinge weihten. Ich gleiche ihm nicht: ich brauche von ſeinem Traueraltar, der den Has 5 auslöſcht und die Liebe verewigt, weiter nichts als die Blumenguirlande darüber. Das Schikſal ſehe Ihr Leben für einen Frühling an und gebe ihm nur Blumen, und Sie für die Blumengöttin, die ihn regiert, und mir geb’ es nichts als Gehör und in Ihrer Seele einen kleinen Plaz für den Namen ꝛc. 10 433. An Emanuel. [Bayreuth, 15. (?) Okt. 1796] Eben komm’ ich und Ihr Billet mit einander. Morgen bleib’ ich: auch lieſſe mich die genialiſche Krüdner nicht. Abends bin ich bei ihr und nicht bei Koelle. — Ich danke Ihnen, Theuerſter. Wenn Sie ein 15 ſolches leeres Billet nicht einäſchern: ſo möcht ich wiſſen warum Sie die vollen aufheben. Eiligſt. Ihr J. P. *434. An Emanuel. 20 [Bayreuth, 16. Okt. 1796. Sonntag] Guten Morgen, mein Theuerer! Ich ſchreibe das Billet, um Sie um eines zu bitten an Völderndorf, worin Sie ſagen, daß ich erſt nach 4 Uhr komme. Ich müſt’ ihn mit dem Kaffee auf mich warten laſſen und das ſol ich nicht. Auch mag ich keinen nachmittägigen, da ich ihn nur 25 für meinen Kopf, nicht für meinen Gaumen trinke und alſo ungern die Schuzbreter dieſes Waſſers auf meiner Mühle aufziehe, wenn ich ge- rade nichts zu mahlen habe. — In meiner Seele iſt heute Sonnen- glanz und Sonnenwärme: mögen beide auch die Seele meines ge- liebten Freundes füllen! 30 Ihr Jean Paul 17*

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/274>, abgerufen am 25.11.2024.