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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

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Die Blätter der Blumenstüke sollen eine kleine Unterlage gegen
die Stacheln des Ziliziums sein, das wir alle tragen. Könte man nur
die Menschen froh machen, so wären sie auch gut: das Volk beglücken,
heisset es verbessern und alle Sünden desselben entstehen aus der
Armuth. Höher hinauf vollends macht der wachsende Kontrast --5
da die Verfeinerung zugleich die Empfindlichkeit und die Marter-
instrumente, zugleich die bürgerlichen Abgründe und die idealischen
Höhen vergrössert -- die Erde so verworren, daß die Tugend auf ihr
noch leichter zu finden ist als das Glük. Ich möchte also -- und wil --
mit meinen litterarischen Eintagsfliegen den Menschen lauter Ruhe-10
stätten zeigen noch vor der tiefsten -- sie mit den Thoren versöhnen
auf Kosten der Thorheiten -- ihnen in allen Ständen nicht nur Freu-
den, sondern auch Tugenden (sogar ein Minister wäre zu beiden, wenn
er sich anstrengte, fähig) und in der Armuth nicht nur, sondern auch im
Reichthum diesen, und am Ende auf der Erde zwei Himmel zeigen, den15
jezigen und den künftigen. Meine Blumenst[üke] sollen den Frohsin in
der Armuth malen: meine Behauptungen kommen nach meinen
Erfahrungen und immer hat die Zeit, wo ich einmal am ärmsten war,
einen unaussprechlichen Reiz für mich. Die Alten suchten ihr Glük in
Grundsäzen, die Neuern in Empfindungen; aber da jene nur ein20
kleines geben, und diese nur ein unstätes: so hilft nur ihre Ver-
einigung, die der Dauer mit der Grösse.

-- Leben Sie wohl, mein Lieber, grüssen Sie Schäfer. Jezt ver-
geben Sie mir mein -- künftiges Schweigen.

Richter25
473. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Kopie]

wenn Sie jezt das Buch anfassen, gesegnete Malzeit oder gute
Nacht.

474. An Christian Otto.[278]30

Hier ist, Lieber, das Paquet für Emanuel. Du kanst das Schreiben
dabei lesen, wenn es dir der Mühe werth dünkt. Jezt stehen dir nur
noch 2 ägyptische Plagen bevor. Ich brauch es erst vor 8 wieder.

Die Blätter der Blumenstüke ſollen eine kleine Unterlage gegen
die Stacheln des Ziliziums ſein, das wir alle tragen. Könte man nur
die Menſchen froh machen, ſo wären ſie auch gut: das Volk beglücken,
heiſſet es verbeſſern und alle Sünden deſſelben entſtehen aus der
Armuth. Höher hinauf vollends macht der wachſende Kontraſt —5
da die Verfeinerung zugleich die Empfindlichkeit und die Marter-
inſtrumente, zugleich die bürgerlichen Abgründe und die idealiſchen
Höhen vergröſſert — die Erde ſo verworren, daß die Tugend auf ihr
noch leichter zu finden iſt als das Glük. Ich möchte alſo — und wil —
mit meinen litterariſchen Eintagsfliegen den Menſchen lauter Ruhe-10
ſtätten zeigen noch vor der tiefſten — ſie mit den Thoren verſöhnen
auf Koſten der Thorheiten — ihnen in allen Ständen nicht nur Freu-
den, ſondern auch Tugenden (ſogar ein Miniſter wäre zu beiden, wenn
er ſich anſtrengte, fähig) und in der Armuth nicht nur, ſondern auch im
Reichthum dieſen, und am Ende auf der Erde zwei Himmel zeigen, den15
jezigen und den künftigen. Meine Blumenst[üke] ſollen den Frohſin in
der Armuth malen: meine Behauptungen kommen nach meinen
Erfahrungen und immer hat die Zeit, wo ich einmal am ärmſten war,
einen unausſprechlichen Reiz für mich. Die Alten ſuchten ihr Glük in
Grundſäzen, die Neuern in Empfindungen; aber da jene nur ein20
kleines geben, und dieſe nur ein unſtätes: ſo hilft nur ihre Ver-
einigung, die der Dauer mit der Gröſſe.

— Leben Sie wohl, mein Lieber, grüſſen Sie Schäfer. Jezt ver-
geben Sie mir mein — künftiges Schweigen.

Richter25
473. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Kopie]

wenn Sie jezt das Buch anfaſſen, geſegnete Malzeit oder gute
Nacht.

474. An Chriſtian Otto.[278]30

Hier iſt, Lieber, das Paquet für Emanuel. Du kanſt das Schreiben
dabei leſen, wenn es dir der Mühe werth dünkt. Jezt ſtehen dir nur
noch 2 ägyptiſche Plagen bevor. Ich brauch es erſt vor 8 wieder.

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[277/0292] Die Blätter der Blumenstüke ſollen eine kleine Unterlage gegen die Stacheln des Ziliziums ſein, das wir alle tragen. Könte man nur die Menſchen froh machen, ſo wären ſie auch gut: das Volk beglücken, heiſſet es verbeſſern und alle Sünden deſſelben entſtehen aus der Armuth. Höher hinauf vollends macht der wachſende Kontraſt — 5 da die Verfeinerung zugleich die Empfindlichkeit und die Marter- inſtrumente, zugleich die bürgerlichen Abgründe und die idealiſchen Höhen vergröſſert — die Erde ſo verworren, daß die Tugend auf ihr noch leichter zu finden iſt als das Glük. Ich möchte alſo — und wil — mit meinen litterariſchen Eintagsfliegen den Menſchen lauter Ruhe- 10 ſtätten zeigen noch vor der tiefſten — ſie mit den Thoren verſöhnen auf Koſten der Thorheiten — ihnen in allen Ständen nicht nur Freu- den, ſondern auch Tugenden (ſogar ein Miniſter wäre zu beiden, wenn er ſich anſtrengte, fähig) und in der Armuth nicht nur, ſondern auch im Reichthum dieſen, und am Ende auf der Erde zwei Himmel zeigen, den 15 jezigen und den künftigen. Meine Blumenst[üke] ſollen den Frohſin in der Armuth malen: meine Behauptungen kommen nach meinen Erfahrungen und immer hat die Zeit, wo ich einmal am ärmſten war, einen unausſprechlichen Reiz für mich. Die Alten ſuchten ihr Glük in Grundſäzen, die Neuern in Empfindungen; aber da jene nur ein 20 kleines geben, und dieſe nur ein unſtätes: ſo hilft nur ihre Ver- einigung, die der Dauer mit der Gröſſe. — Leben Sie wohl, mein Lieber, grüſſen Sie Schäfer. Jezt ver- geben Sie mir mein — künftiges Schweigen. Richter 25 473. An Dr. Ellrodt in Bayreuth. [Hof, 2. Dez. 1796] wenn Sie jezt das Buch anfaſſen, geſegnete Malzeit oder gute Nacht. 474. An Chriſtian Otto. 30 [Hof, 2. Dez. 1796] Hier iſt, Lieber, das Paquet für Emanuel. Du kanſt das Schreiben dabei leſen, wenn es dir der Mühe werth dünkt. Jezt ſtehen dir nur noch 2 ägyptiſche Plagen bevor. Ich brauch es erſt vor 8 wieder.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/292>, abgerufen am 23.11.2024.